Kristina Schröder sagt auch, was gesagt werden muß

und erntet dieselben Reflexe, die Günter Grass erfahren hat. Denn Feminismus-Kritik ist dasselbe verminte Gelände wie Israel-Kritik.

Scharfe Kritik in offenem Brief

Schröder-Gegner starten Internetkampagne

Von Annett Meiritz und Anna Reimann

 

Der Widerstand gegen die Politik von Familienministerin Kristina Schröder wächst: Ihre Gegner machen mobil, mehrere prominente Grünen-Politiker haben eine Kampagne im Netz gestartet. Die Ministerin steht wegen ihres Feminismus-Buchs und des umstrittenen Betreuungsgeldes in der Kritik.

[…]

Schröder hat schwere Tage und Wochen hinter sich: Der Streit um das Betreuungsgeld, das Schröder als zuständige Ministerin in ein Gesetz gießen muss, eskaliert in der eigenen Partei. Schröders Modell der flexiblen Frauenquote stößt auch bei Frauen in den eigenen Reihen auf Ablehnung.

Ihr Buch „Danke, emanzipiert sind wir selber!“ wurde durchgehend vernichtend rezensiert. Als Schröder das Buch an diesem Dienstagabend in Berlin-Prenzlauer Berg vorstellte, kamen hämische Zwischenrufe aus dem Publikum. Ein Team der Satiresendung „Extra 3“ verhöhnte die Ministerin mit einem Lied, Moderator Tobias Schlegl überreichte Schröder für ihren Einsatz fürs Betreuungsgeld eine goldene Schürze.

Kritik hagelt es außerdem von der Opposition an der Rolle von Schröders Co-Autorin. SPD und Grüne verlangten Aufklärung: „Es ist nicht die Aufgabe von Mitarbeitern, ein privates Buch für die Ministerin zu schreiben.“

Auf SPIEGEL ONLINE hatten sich am Donnerstag Frauen aus ganz Deutschland gegen das Betreuungsgeld ausgesprochen – darunter prominente Unionsanhängerinnen. Auch SPIEGEL-ONLINE-Leser stimmten deutlich gegen die Prämie: Mehr als 7300 Leser stimmten über das Betreuungsgeld ab, knapp 85 Prozent der Vote-Teilnehmer sprachen sich gegen den Zuschuss aus.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,828620,00.html

Und schon läuft die nächste Pressekampagne, angeschoben von den getroffenen Mainstream-Feministinnen in Medien und Politik, die zurecht aufheulen, wenn jemand die Entideologisierung der Geschlechterrollen fordert. Es ist mal wieder eine Scheindiskussion, die mit den realen Frauen nicht geführt werden könnte, denn die haben andere Sorgen. Und wie üblich kommt es zu einer Personalisierung, die an Unsachlichkeit nicht zu überbieten ist, wie ein Blick auf den Blog ›Mädchenmannschaft‹ belegt.

Kotztüte Kristina Schröder hat ein Buch geschrieben, wie wir leider zur Kenntnis nehmen mussten. Recht und Geschlecht hat es gelesen, rezensiert und Pressestimmen eingefangen.

Antje Schrupp dagegen will Schröders Buch nicht lesen. Nicht, weil sie alles schlecht findet, was die Ministerin tut oder nicht tut, sondern weil Schröder in “Danke, emanzipiert sind wir selber!” sämtliche platten Argumente des Antifeminismus’ bedient.

Was Schröder so alles nicht tut, listet dann noch einmal Karnele in einem sehr wütenden Beitrag auf.

StopTalk kritisiert den Brief gegen Schröder, weil die nationalistischen und rassistischen Ideologien der Ministerin bei der Kritik unter den Tisch gefallen sind.

http://maedchenmannschaft.net/kotztueten-und-andere-ekelfaelle-die-blogschau/

http://nichtmeineministerin.de/

Zur Sache:

1.

Kristina Schröder wird vorgeworfen, sich für das Betreuungsgeld einzusetzen.

Das war nicht ihre Idee, sondern die der CSU, die es der CDU abtrotzte. Schröder hat insoweit nur die Wahl, zurückzutreten oder den entsprechenden Gesetzentwurf mit zusammengebissenen Zähnen vorzubereiten. Wählt sie die erste Option, erhält eine stramme Parteisoldatin ihren Job.

2.

Kristina Schröder wird vorgeworfen, den Kita-Ausbau nicht voranzutreiben.

Der Kita-Ausbau ist Sache der Kommunen.

3.

Kristina Schröder wird vorgeworfen, zu wenig für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu tun.

Diese Forderung muß zuständigkeitshalber an Frau von der Leyen adressiert werden.

4.

Kristina Schröder wird vorgeworfen, gegen die Frauenquote in Aufsichtsräten von DAX-Unternehmen zu sein.

Man kann auch aus feministischen Gründen gegen Quotenfrauen sein:

http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2011/winter-2011/warnung-vor-der-quote/

Letztlich ist es ohnehin nur Symbolpolitik für ein paar happy few, die bei einigen Sitzungen im Jahr das abnicken, was die entscheidenden Aufsichtsratsausschüsse und der Vorsitzende ihnen präsentieren, wofür sie fürstlich entlohnt werden.

5.

Kristina Schröder wird vorgeworfen, nichts gegen den Gender Pay Gap in Höhe von 23 % zu unternehmen.

Sorry, selbst wenn es ihn gäbe, wäre sie dafür ebensowenig zuständig. Das statistische Bundesamt konnte überdies nur eine Einkommenslücke von 8% entdecken, für die es noch keine Erklärung gibt. Aber Mythen leben eben lange…

Existiert in der Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst auch nur ein einziger Tarifvertrag, in dem zwischen männlichen und weiblichen Arbeitnehmern/Angestellten differenziert wird? Haben wir nicht ein Antidiskriminierungsgesetz, nach dem auf gleiche Bezahlung geklagt werden kann? Gibt es nicht auch den Niedriglohnsektor für Männer (Wachschutz, Gebäudereiniger)? Werden Frauen gezwungen, in Branchen zu arbeiten, in denen weniger verdient wird als in anderen?

Zwischen der sozialen und der Geschlechterfrage muß getrennt werden. Denn das abgehängte Drittel unserer Gesellschaft besteht aus Frauen, Männern und Kindern. Familien, Ledigen und Alten. Immigranten und Deutschen.

Die alle sind der Ministerin zutiefst dankbar, daß sie sich gegen eine Ideologie wendet, die in Wahrheit eine Gruppe bevorteilen und die andere diskriminieren will, ohne die realen Gegebenheiten in den Blick zu nehmen. Und Rechtsstaat ist schon gar nicht deren Ding. In Österreich lassen sich die Auswüchse dieses Wahns gerade besichtigen:

Medizin-Studium: Frauen-Bevorzugung rechtswidrig

Weil Frauen beim EMS-Eignungstest für das Medizin-Studium schlechter abgeschnitten haben als Männer, sollen sie beim nächsten Test bevorzugt werden. Laut einem Gutachten im Auftrag der Hochschülerschaft ist das jedoch rechtwidrig, berichtet „Die Presse online“.

Der Testwert, der über die Zulassung entscheidet, soll am 6. Juli erstmals nach Geschlechtern getrennt ausgewertet und die Ergebnisse der Frauen um einen „Ausgleichsfaktor“ erhöht werden. Diese Art der Auswertung könnte zur Folge haben, dass eine Frau etwas schlechter abschneidet, aber dank „Ausgleichsfaktor“ gleich gut wie ein besserer Mann gereiht wird. An der Medizin-Uni Wien waren zuletzt 56 Prozent der Bewerber Frauen; unter den Zugelassenen waren sie jedoch nur noch zu 43 Prozent vertreten.

Gutachter: „Umgekehrte Diskriminierung“

Laut dem Gutachten des Juristen Joseph Marko von der Universität Graz ist der geplante „Ausgleichsfaktor“ jedoch nicht zulässig. Marko sieht in der genderspezifischen Auswertung „zwar das verfassungs- wie europarechtlich legitime Ziel des Ausgleichs einer objektiven Benachteiligung verfolgt“, jedoch im Sinne des Prüfungsmaßstabes der Bundesverfassung sowie der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) eine „umgekehrte und indirekte Diskriminierung“.

http://wien.orf.at/news/stories/2529840/

(Danke, Nina, für den Tip!)

Ich halte es lieber mit Adam Soboczynski:

Lasst mich mit eurem Geschlecht in Ruhe!

Warum uns das Gerede von weiblicher und männlicher Befindlichkeit verdummt.

Jeder Humanbiologe kann einem schlüssig darlegen, dass es zwar körperliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, die auch ihr Alltagsverhalten beeinflussen, dass aber die charakterlichen Unterschiede zwischen einzelnen Individuen, wenn man vom Geschlecht absieht, noch immer weitaus größer sein können als die zwischen Mann und Frau. Den weinerlichen Mann gibt es heute im Alltag genauso wie die nicht nur im Berufsleben über Leichen gehende weibliche Führungskraft, den verzärtelten Bartträger in Berlin-Mitte genauso wie die kommunikationsgestörte, empathielose Mutter.

[…]

Die Beschwörung des Geschlechts lenkt nur vom Unbehagen an den Produktionsverhältnissen ab. Das Selbstverwirklichte ist heute das Unfreie. Wer das Geschlecht mit einem trügerischen Freiheitsversprechen befrachtet, spricht doch nur wie ein Unternehmensberater: Er setzt auf Männer und Frauen, die über Kommunikations-, Kooperations- und Empathiefähigkeit verfügen, den Schmierstoffen des allerneuesten Kapitalismus. Wer von Frauen spricht, spricht in Wahrheit von keinem Geschlecht, sondern vom neuen Menschen. Der aber ist ein Angestellter, der von einer Bürokarriere träumt, nicht von Emanzipation.

http://www.zeit.de/2012/12/Identitaetsdebatte-Geschlechterrollen/komplettansicht

Update (mit Dank an Oliver Thomas):

Kristina Schröder

„Mutter, Karriere, Geliebte. Das erschlägt Frauen“

Familienministerin Kristina Schröder legt sich mit Feministinnen und Konservativen an: Dafür erntet sie giftige Kritik. Doch der Gegenwind schreckt sie nicht. Im Gegenteil. Von Ulf Poschardt

[…]

Welt Online: Die Kritik war zum Teil sehr persönlich und giftig.

Schröder: Das belegt die These des Buches. Über die Lebensentwürfe von Frauen tobt eine wahnsinnig heftige Debatte – wie man bei der Buchvorstellung am Dienstagabend im Prenzlauer Berg sehen konnte. Die Medienberichte über den Abend waren aber übertrieben.

Richtig ist, ein Teil der Besucher in dem Saal war auf Krawall gebürstet – aber das waren bekannte Aktivisten. Bei denen konnte ich nicht mit Beifall rechnen.

[…]

Welt Online: Eigentlich machen Sie etwas theoretisch Linkes. Sie dekonstruieren Normen und Mythen, aber gerade die Linke hasst Sie besonders.

Schröder: Auch da gibt es Leute, die kritisch, aber konstruktiv diskutieren. Angegriffen werde ich von den Ideologen.

[…]

Welt Online: Die Opposition wirft Ihnen vor, eine Mitarbeiterin Ihres Ministeriums als Co-Autorin missbraucht zu haben. Ist das so?

Schröder: Nein, natürlich nicht. Meine Co-Autorin Caroline Waldeck war auch ziemlich entsetzt, dass Frau Künast ernsthaft so tut, als müsste man einer erwachsenen Frau verbieten, in ihrem Urlaub an einem Buch mitzuschreiben. So weit kommt es noch.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article106207522/Mutter-Karriere-Geliebte-Das-erschlaegt-Frauen.html?wtmc=google.editorspick?wtmc=google.editorspick

Mariam Lau hat in der ZEIT vom 19.4.2012, S. 5, Folgendes zu der turbulenten Buchvorstellung geschrieben:

 In der Backfabrik-Lounge übereichen ihr ein paar Witzbolde von Extra 3 eine goldene Schürze, ein Frauenchor singt ein Dankeslied dafür, dass man zurückdarf an den Herd, und eine Studentin ruft empört: »Ist Ihnen nicht klar, wie viele Mädchen da draußen rumlaufen, die nicht wissen, wo ihre Klitoris ist?«

Wenn Alice Schwarzer das wüßte, die sie doch für Deutschland erfunden haben will…

Mariam Lau:

Offenbar nicht. Unbekümmert, etwas spröde, aber hartnäckig beharrt die Familienministerin (eine Frauenministerin möchte sie eigentlich gar nicht sein) auf ihrer These, dass der Feminismus die Frauen gern als Opfer sieht und bevormundet, bis hinein in die Auswahl des richtigen Schuhwerks und der verträglichen Sexualpraktiken. Täte er das nicht, wer bräuchte dann noch eine Frauenbewegung? »Feminismus ist die Antwort«, hat die von Schröder viel zitierte Autorin Katharina Rutschky einmal geschrieben, »aber was war nochmal die Frage?«

Ach, die großartige Katharina Rutschky! Aus dem Nachruf von Harry Nutt:

Das wichtigste Medium ihres intellektuellen Ausdrucks war der Streit. Im Kampf um das richtige Argument konnte Katharina Rutschky schnell in Rage geraten. Unterschwellig Gesagtes spürte sie unerbittlich auf, Ungenauigkeiten duldete sie nicht. Dabei war sie alles andere als streitsüchtig. Sie wusste ihre scharfe Zunge stets mit damenhafter Eleganz einzusetzen.

Zu einer besonderen Probe ihrer aufgeklärten Empfindsamkeit geriet Anfang der 90er Jahre die Debatte um sexuellen Missbrauch, in der Katharina Rutschky schonungslos die Ambivalenzen des Missbrauchsbegriffs aufdeckte und vor dessen Missbrauch warnte. Die Angst vor dem Missbrauch, so Rutschkys Kernthese, grassiere wie ein ideologischer Virus, der zur Diskreditierung alles Sexuellen führe.

Für ihr Engagement gegen eine Instrumentalisierung des Missbrauchsbegriffs wurde Rutschky in öffentlichen Diskussionen körperlich attackiert und in feministischen Kreisen zur Persona non grata erklärt. Als Feministin der ersten Stunde der 68er Bewegung wurde sie später zur strengen Kritikerin eines feministischen Fundamentalismus, den sie als spießig und lustfeindlich kritisierte.

http://www.fr-online.de/kultur/nachruf-katharina-rutschky-die-aufklaererin,1472786,3150092.html

Genauso ist es gekommen.

In der Dunkelkammer der selbstgerechten Empörung habe ich dann doch noch ein aufgeklärtes freiheitliches Funkelstück entdeckt, das zu lesen sich lohnt (und das nicht nur wegen der Schwarzer-Sottise zu Beginn… Bei Geld hört die Feindschaft bekanntlich auf):

Birgit Kelle in THE EUROPEAN:

21.04.2012

Kristina im Gouvernantenstadl

Der flächendeckende Beißreflex des versammelten weiblichen Feuilletons beweist alleine schon: Familienministerin Kristina Schröder hat mitten ins feministische Herz getroffen.

[…]

Ich komm vor Lachen gar nicht mehr in den Schlaf ob des raffinierten Schachzuges von Kristina Schröder, sich erst vor wenigen Wochen überraschend und ungefragt mit versprochenen Subventionen in das Herz von Alice Schwarzer einzukaufen, um jetzt mit ihrem neuen Buch deren Feminismusdefinition eine volle Breitseite zu verpassen. Dabei hatten die Damen Schröder und Schwarzer sich doch erst kürzlich gegenseitig und öffentlich wärmende Worte zugeflötet. Von wegen Zickenkrieg. Vergessen war der Unfähigkeitsvorwurf von Alice an die junge Ministerin. Man darf gespannt sein, wie die Grande Dame der Emanzipation nun reagieren wird. Noch sind die Gelder zur Rettung ihres FrauenMedia Turmes in Köln nicht geflossen, sie muss sie artig, bürokratisch und vorschriftsmäßig beantragen und erstmal genehmigen lassen. Was also tun? In den aktuellen Shitstorm einsteigen und Klein-Kristina abwatschen, oder auf die Zunge beißen und haareraufend erst die Überweisung aus dem Ministerium abwarten?

http://theeuropean.de/birgit-kelle/10803-shitstorm-ueber-dem-familienministerium

 

49 Gedanken zu „Kristina Schröder sagt auch, was gesagt werden muß

  1. Christine Schröder: Eine Frau mit Charakter sagt, was gesagt werden muss!(?)

    Streit um Homo-Ehe in der CDU
    „Schröder verzichtet auf Platz eins“

    „Schröder teilte dazu mit, sie respektiere, dass ihre Haltung zur Homo-Ehe nicht die Mehrheitsmeinung ihres hessischen Landesverbands sei. Ihre Position zu gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften vertrete sie bereits seit Jahren und bitte deshalb auch „um Respekt, dass ich deshalb auch nicht als Spitzenkandidatin der hessischen CDU für die Bundestagswahl antreten wollte“.
    http://www.n-tv.de/politik/Schroeder-verzichtet-auf-Platz-eins-article10460376.html

    Diese Frau ist tatsächlich (und gibt das nicht irgendwie politisch vor) an Gleichstellung interessiert!

  2. Pingback: Antifeminismus Weltweit – Sektion Deutschland

  3. Nun haben wir den Salat… Schon wieder…

    Sobald Ideologien, wie Feminismus, oder die diktierte PC, wie in der Diskussion über G.Grass und sein Gedicht, sich „angegriffen“ fühlen, wird die Schleuse für die Flut der klassischen Diskussionsstopper geöffnet. Welch starke Gefühle.

    Der Text der Dame mit dem bezeichnenden Blognamen „stop!talking“ scheint alles an Verbalklischees zu reproduzieren, die in den Medien täglich präsentiert werden.

    Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, daß eine ad hominem Einleitung eher eine attitude reflektiert, als analyses, wie es in „stop!talking“ deutlich gezeigt wird.

    Über den Inhalt ist schon genügend geschrieben.

    Nur eins fand ich interessant:

    Zitat
    [..]Wolff ignores the fact that the de-construction and de-ideologisation of gender roles is one, if not the most, important part of feminist movements and ideologies[…] Zitatende

    denn hier hat die Dame vergessen zu erwähnen, daß die multiplen Bewegungen und Ideologien des Feminismus einfach einseitig andere Genderrollen konstruieren und ideologisieren. Was, naturgemäß, zu dem Gleichen führt nur in einer anderen Tüte.

    Somit, denke ich, ist diese Aussage der Dame unwahr.

    Der programmatische Name des Blogs ist mir auch ein Rätsel: wer soll aufhören zu reden?

    Da ich notorisch unter Assoziationen leide, hatte ich auch hier eine: stop ranting (Gabriele, falls dieses ein no-go ist, bitte löschen).

    Der Kampf um die Meinungs- und Deutungshoheit scheint in die nächste Runde zu gehen. Wieviel ist dieser Kampf davon abhängig, daß finanzielle und wirtschaftliche Faktoren (wie in jedem Krieg) den Grund bieten, um überhaupt einen solchen Kampf führen zu wollen, ist statistisch schwer aufzuschlüsseln.

    Nur, daß diese Faktoren eminent sind, kann and der Heftigkeit der Schläge herauslesen.

    Daher ich glaube, Gabriele, Du und im Blog-Schreibende genau die richtigen Fragen gefragt haben und die richtigen Antworten gegeben haben.
    Congratulations!

    LQ, QV

    • Ja, über das ruhige und sachliche Fahrwasser hier und die vielen Informationen, die hier eingebracht werden, bin ich tatsächlich erfreut. Das Kommentar-Programm von wordpress funktioniert, lästige Werbe-Mails werden zuverlässig gleich in den Spam überführt (manchmal leider auch richtige Kommentare, die man dann zufällig zur Kenntnis nimmt, weil man auf Spam-Postings nicht hingewiesen wird). Und auch sonst ist das Programm eigenwillig: generell freigeschaltete Poster kommen mal durch und mal nicht, und zwei Mal wurde mir selbst, obwohl eingeloggt, zugemutet, mich freizuschalten…

      Update:

      Ich ergänze, daß dieser Kommentar umstandslos in den Spam-Ordner geleitet wurde. Sachen gibt’s!

      Aber da es der Ton ist, der die Musik macht, hatte ich es bislang ausgesprochen selten mit inhaltslosen oder gar beleidigenden Postings zu tun. Das sieht in unserer vergangenen gemeinsamen Heimat ganz anders aus. Schon gesehen?

      Der Rat vom Anwalt: Beleidigen Sie doch einfach mal sanktionslos, die Bühne dafür bereite ich Ihnen!

  4. Gesprächsverweigerung von Antje Schrupp! Ich finde es ja schon erhellend, wie gewisse selbsternannte Feministinnen mit Kritik und Widerspruch umgehen: Ich habe ja gestern noch Folgendes Posting bei Antje Schrupp eingestellt:

    @Anje Schrupp

    Wenn Du den Text von Aigner liest, dann würde dieser wohl gerade das Gegeneil behaupten:

    “Autoren, die auf diese Weise ihre Meinung äußern, sind dann sehr schnell einmal “sexistisch”, “reaktionär”, “Väterrechtler”, “ultrarechts” – auf jeden Fall: “das Letzte vom Letzten”.
    Diese extreme Spaltungsneigung in Gut und Böse habe ich selbst als zu Vater- und Männerthemen Referierender x-mal erlebt: Sagst du etwas zu den Problemen von Männern, verleugnest du die Frauenprobleme; sagst du etwas zum häufigeren Vorkommen nichtsexueller Gewalt gegen Kinder in der Familie, bist du ein Verharmloser sexuellen Missbrauchs durch Männer; sagst du etwas zum Anteil von Müttern an der familiären Gewalt, wirst du bezichtigt, den Frauen die Schuld an der Gewalt gegen Kinder zu geben; sagst du etwas zu den Problemen von Burschen und Männern, gerätst du in die Nähe eines verdächtigen “Maskulisten” (wobei die Pendants zu “Feminismus” und “Frauenrechtlerin” interessanter Weise politisch unkorrekt sind!); man könnte die Liste fortsetzen: Hickhack!

    Diese Art moralischer Empörung (von der schon Brecht sagte, dass sie immer erkenntnismindernd sei), wie sie sich in Zuschriften an den Standard Luft machte, lässt denn auch bezeichnender Weise die realen Probleme völlig aus dem Blick geraten: nämlich jene, die zeigen, dass das Patriarchat sozusagen auch seine männlichen Kinder frisst und die im Sinne einer egalitären Geschlechterpolitik einfach nicht unter den Tisch fallen dürfen! Vaterlosigkeit, Bubenprobleme, höhere Krankheits- und Suizidraten, Bildungsprobleme usw. werden flugs zu “antifeministischen” Allgemeinplätzen heruntergemacht.

    Es gibt diese Probleme aber nachweislich – zum Beispiel die massiven Verunsicherungen und Auffälligkeiten, die wir bei heranwachsenden männlichen Jugendlichen beobachten können. Ich habe das Wochenende vor dem 8. März auf einer Tagung mit führenden deutschen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten verbracht, also mit Frauen (!) und Männern, die seit Jahrzehnten mit den Schwierigkeiten und Symptomen von Mädchen und Jungen befasst sind und die wissen, wovon sie sprechen: von zunehmenden prekären Situationen des Heranwachsens vor allem männlicher Kinder und Jugendlicher, von der Schnellschussetikette “ADHS”, die zu mehr als 85 Prozent Buben betrifft, mittels derer sie medikamentös ruhiggestellt werden sollen, von den häufigeren Geschlechtsidentitätsproblemen, der Vatersehnsucht, den Sprach-, Schreib- und Lesestörungen usw., die allesamt viel mehr Buben als Mädchen betreffen. Fachleute, die seit Jahrzehnten solche Erfahrungen machen, sehen auch die teilweise drastischen Veränderungen in dieser Zeit bei jungen Männern.

    Es kann nicht Anliegen einer “emanzipatorischen” Bewegung sein, Fakten wie diese unter den Tisch zu kehren. Schon vor fast zehn Jahren haben prominente Geschlechterforscher wie etwa der Dresdner Soziologe Lothar Böhnisch auf die Männlichkeits-Defizite aufmerksam gemacht; nicht zuletzt Pierre Bourdieu, einer der meistzitierten Autoren feministischer Kolleginnen, hat von “marginalisierten” Männern abseits hegemonialer Herrschaft gesprochen; die Anzahl dieser Männer, die aus verschiedenen gesellschaftlichen Gründen unter die Räder kommen, scheint zuzunehmen. Darum müssen wir uns kümmern – und wenn auch mein Kummer über das Wohl männlicher Aufsichtsräte gering ist, der über Buben, die im Gestrüpp des maroden patriarchalen Systems zu
    Schaden kommen, ist groß.
    http://derstandard.at/1297821396652/Kommentar-der-Anderen-Die-Einaeugigkeit-der-Geschlechterdebatte

    Wenn Du z,B. mal die Bücher von Lothar Böhnisch lesen würdest, insbesondere über Männliche Sozialisation
    http://www.lothar-böhnisch.de/literatur.php

    dann würde Dir auffallen, dass sogar ein Wissenschaftler, der sein Leben lang “Kritische Männer- und Geschlechterforschung” betrieben hat und der Kritischen Theorie nahesteht, immer mehr durchblicken lässt, dass er gewisse Spielarten des Feminismus dogmatisch und dichotomistisch empfindet.

    Ich selbst wurde z.B. vorwiegend durch Autoren wie Bourdieu (hat z.B. das Buch “Die männliche Herrschaft” geschrieben”), Foucault, Deleuze, Derrida, Noam Chomsky, Roland Barthes, Althusser, Hobsbawm, Böhnisch, Jürgen Link, Siegfried Jäger, Judtih Butler, Altvater, Beck, Beck-Gernsheim, Giddens, Elias, Goffman etc. theoretisch stark beeinflusst und sozialisiert, sicherlich alles Theoretiker, die einem Feminismus wohlgesonnen sind und vielfach in der feministischen Literatur auch rezipiert werden. Nur hindert mich das überhaupt nicht daran, gewisse Spielarten des Feminismus je länger je mehr äusserst kritisch zu betrachten. Wenn ich z.B. sehe, wie teilweise in der akademischen Frauen- und Geschlechterforschung dogmatisch argumentiert wird und diejenigen, die keine radikalkonstruktivistische Geschlechterontologie präferien, mit dem Vorwurf des Biologismus und der wissenschaftliche Antiquiertheit ausgegrenzt werden, dann sieht man, wie “ideologisch” sogar im wissenschaftlichen Diskurs gewisse Spielarten des Feminismus operieren.
    Ich habe übrigens den Eindruck, das wohl derjenige Feminismus, dem Du anhängst, je länger je mehr von einem eher konservativen “Feminismus” und einer eher linken und liberalen Männerrechtsbewegung mit gewisser Glaubwürdigkeit unter Druck gesetzt wird, sodass sich dieser doch in mittelfristiger Perspektive modifizieren und öffenen wird/muss, wenn er nicht an erheblichem Einfluss verlieren will.“

    Als Antwort kam dann von Antje Schrupp Folgendes:

    „@Chomsky – Kein Mensch nirgendwo und auch keine Feministin bestreitet, dass es Probleme auf dieser Welt gibt und dass unter diesen Problemen auch Männer leiden und in bestimmten Situationen und unter bestimmten Aspekten vielleicht manchmal sogar mehr als Frauen. Ansonsten wäre es nett und auch eine Sache des Respektes, wenn du in meinem Blog über meine Themen diskutieren würdest und deine Themen in einem eigenen Blog behandelst. Da du neu hier bist und das vielleicht noch nicht weißt, daher dieser Hinweis: Solche langen und vom eigentlichen Thema wegführenden Kommentare schalte ich hier normalerweise nicht frei.“

    Um es nochmal klar zu machen: Kristina Schröder hat recht

    Mein letztes Posting bei Antje Schrupp, letztes Posting deshalb, weil man wirklich das Gefühl bekommt, dass Antje Schrupp an einer Auseinandersetzung kein Interesse hat oder man sich doch lieber einer kritischen Diskussion nicht stellen will und dann lieber nicht sagt oder mehr oder weniger Allgemeinplätze vom Stapel lässt, wird dann Folgendes sein:

    @Antje
    Aigner sagt ja gerade in etwa das Gegenteil von dem, was Du hier proklamierst: „Es kann nicht Anliegen einer “emanzipatorischen” Bewegung sein, Fakten wie diese unter den Tisch zu kehren.“ Was in etwa so viel heisst: dass z.B. Aigner sehr stark das Gefühl und offenbar in der Realität auch schon vielfach erlebt hat, dass eine emanzipatorische Bewegung (hier wohl gewisse Spielarten des Feminismus gemeint), gewisse Problematiken negiert und bestreitet, wenn sie nicht in ihr Weltbild passen.

    Nun, ob mein Beitrag zur Thematik passt: M.E. passt mein Beitrag sehr wohl als Antwort auf einen Kommentar von Dir, und wenn man nicht gleich Fastfood-Brocken in die Runde werfen und ‚nur’ eine nette Plauderei veranstalten möchte, sondern seinen Standpunkt auch begründen will, dann ist es m.E. unumgänglich, dass man mehr als zwei, drei Sätzes dazu schreibt. Aber ich frage mich gerade ein bisschen, weshalb Du in Deinem Blog überhaupt die Kommentar-Funktion zulässt: Fragen von mir an Dich wurden quasi allesamt nicht beantwortet und zu guterletzt wird noch mitgeteilt, dass der Kommentar zu lang und am Thema vorbei sei. Das lässt ja nur auf eine „Diskussionsverweigerung“ schliessen: also wo zumindest ich den Eindruck bekomme, dass an einem Diskurs (im Sinne von Habermas) kein Interesse besteht! 🙂

    • Dieser Artikel von Aigner
      http://derstandard.at/1297821396652/Kommentar-der-Anderen-Die-Einaeugigkeit-der-Geschlechterdebatte

      faßt die Lage sehr treffend zusammen (und das schon im Jahr 2011). Die Diskussionsverweigerung ist flächendeckend vorhanden – und immer wieder erheiternd ist der Verweis darauf, daß ein Beitrag zu lang sei, als ob Länge dasselbe sei wie Weitschweifigkeit.
      Im übrigen gibt es im Net keine Seitenbegrenzung. Das sollte sich doch langsam herumgesprochen haben.

      • @Gabriele

        Ich finde, die gesamte Gender-Diskussion ist in der Schweiz viel entspannter und nicht so verhärtet wie in Deutschland. Das hat m.E. u.a. damit zu tun, dass die Schweiz nicht in der EU ist und somit das Gender-Mainstreaming nicht quasi in einem Top-Down-Modell implementiert wurde wie zum Beispiel in Deutschland. In der Schweiz würde ein so flächendeckendes Gender-Mainstreaming zumindest heute keine Chance haben, von der Bevölkerung angenommen zu werden.

        Man kann sich dann eben auch fragen, ob solche Top-Down-Modelle eben nicht quasi dogamtisch daherkommen müssen (quasi Systemimmanenz), damit sie überhaupt umgesetzt werden können. Also: Ich denke, nicht nur die EU hat ein Demokratiedefizit, sondern wohl auch Deutschland. 🙂

    • Guten Tag, Chomsky!

      Ich weiß nicht, ob Du jemals das Glück hattest, mit den … ich weiß nicht, wie ich die nennen soll: „Wissenschaftlicher Kommunismus“, „Dialektischer Materialismus“, „Historischer Materialismus“ und „Politische Ökonomie“ in Berührung zu kommen.

      Interessanterweise, an Feminismus als Ideologie und an die Folgeerscheinungen, wie die feministische Theorie, die feministische Philosphie, die feministische Psychologie, denkend habe ich, nur die o.g. im Sinn…

      Ich möchte meine Sozialisierung zurückgeben.

      LG, QV

      • Hallo QuoVadis

        Ich hatte Glück, dass ich relativ früh in meinem Leben Theoretiker gelesen haben, die sich zwar intensiv mit Marx et al. auseinandergesetzt oder sich quasi an ihm abgearbeitet haben, aber eben immer mit einem kritischen Impetus.

        Pierre Bourdieu hat ja schon frühzeitig die Klassenanalyse von Marx mit den Einsichten von Max Weber modifiziert, sodass bereits ein viel komplexeres und realistischeres Modell als die marxsche Klassenanalyse entstehen konnte.

        Michel Foucault hat ja quasi mit Nietzsche gegen Marx gearbeitet und das Basis-Überbau-Problem mit seiner Diskurstheorie reformuliert (Einsatz des Nominalismus): Diskurse sind nun eben nach Foucault vollgültige Materialitäten ersten Grades und nicht nur ein Überbau-Phänmen, abgeleitet aus den ökonomischen Verhältnissen.

        Bei Gilles Deleuze haben wir quasi einen Anti-Hegelianismus, der mit seinen zwei Büchern Anti-Ödipus und Tausend Plateaus eine fundamentale Kritik am Freude-Marxismus übte.

        Und bei Noam Chomsky haben wir einen Vertreter aus der analytischen Philosophie, dem wohl jegliche idealistische Philosophie ein Greuel ist und somit natürlich auch Distanz zu Marx und Hegel übte.

        So las ich Marx eigentlich nur, wenn ich dies im Studium gerade musste, aber sonst nie freiwillig! 😀

  5. @ Oliver Thomas und Miriam K.
    Nein, das sehe ich auch, daß der Blog-Titel ›Stop! Talking‹ Programm ist: der richtet sich an die Mitmenschen, die ihr widersprechen. Aber Silke Burmester ist ja genauso – unglaublich! Nur daß sie nichts gegen die Kommentare unternehmen kann, die ihren Beitrag auseinandernehmen:
    Silke Burmester:

    Familienministerin Schröder
    Die Feindin aller Frauen

    […]
    Und jetzt Ihr Buch! Ein Buch, in dem Sie eine Emanzipationswut anprangern, die seit 20 Jahren nicht mehr existent ist. Ein Buch, in dem Sie sich vor einem „Weltanschauungsfeminismus“ fürchten, der Männer verteufelt, der aber mit dem Aufgehen von Alice Schwarzer als „Bild“-Maskottchen und als Ratetante im Fernsehen untergegangen ist und den außer Ihnen niemand mehr sieht.

    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,828803,00.html

    Da irrt sie sich aber gewaltig… Und immer wieder dasselbe falsche Mantra:

    Und diese Frauen, viele junge, viele Ihrer Generation, sind wütend. Und formieren sich. Zusammen mit den anderen, die die gläserne Decke nicht länger hinnehmen wollen oder die Ungerechtigkeit, für die gleiche Arbeit durchschnittlich 23 Prozent weniger Geld zu bekommen als Männer.

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