Ukraine: Informationskrieg um MH 17 (3)

MH 17 Titelfoto

 Fortsetzung von:

https://gabrielewolff.wordpress.com/2014/09/28/ukraine-informationskrieg-um-mh-17-1/

https://gabrielewolff.wordpress.com/2014/10/23/ukraine-informationskrieg-um-mh-17-2/

Ein kleiner Hinweis: die Lektüre dieses Artikels setzt die Kenntnisnahme der vorangegangenen Artikel voraus.

Es war nicht schlecht, zwei weitere Themen vorzuziehen, bevor die Fortsetzung dieses Threads begonnen wurde: denn die allseitige Propaganda, die den Abschuß der MH 17 umrankt, mußte nach dem bewußt nichtssagenden vorläufigen Berichts des Dutch Safety Board vom 9.9.2014 zwangsläufig ins Kraut schießen. Davon kann jemand, der Propaganda aufklären will, nur profitieren. Die Ernte war reich.

Zur Propaganda der Kiewer Regierung gehörte dieses noch am 17.7.2014 veröffentlichte Foto:

Torez BukWas sollte es zeigen?

Auskunft gibt Liveleakers, das noch am Abend des 17.7. die Indizienkette des ukrainischen Geheimdienstes SBU wiedergab und dieses Foto wie folgt ankündigte:

Timeline of evidence of Russian culpability for MAH17 shootdown.

Part of channel(s): Liveleakers (promoted), Ukraine (current event)

Barely a few hours old, and there’s a mountain of evidence incriminating Putin and his terrorists in Ukraine for the shooting down of Malaysia Airlines Flight 17, and the cold blooded murder to 295 innocent civilians.

– Sometime this morning, journalists in terrorist occupied Snizhne, Donetsk report seeing an SA-11 BUK surface to air missile system (capable of shooting down a passenger jet at cruising altitude)

[Es folgt das obige Foto]

http://www.liveleak.com/view?i=6ee_1405625074

Der niederländische Blogger ukraine@war, der sich dort zunächst als “Peter Martin” bezeichnete und seit dem 17.12.2014 bei Twitter nunmehr als „Dajey Petros“ firmiert, über dessen antirussische und westregierungsfreundliche Einstellung nie ein Zweifel bestand,

https://twitter.com/DajeyPetros/status/545301981301317632

http://ukraineatwar.blogspot.nl/p/about-me.html

hat dieses Foto am 17.7.2014 in sein gleichartiges Szenario „Putin und die russischen Terroristen“ übernommen, obwohl er es erklärungslos von Snischne nach Tores verlegte.

http://ukraineatwar.blogspot.nl/2014/07/russian-transport-of-buk-into-ukraine.html

Wie kam das? Selbst sein Bruder im Geiste, Eliot Higgins alias Brown Moses alias Bellingcat, der von westlichen Leitmedien gern zitiert wird, weil er dem transatlantischen Regierungskurs zu- und nacharbeitet, hat sich bei diesem Foto einen Tag später mehr Mühe gegeben:

Buk Transporter Filmed “Heading to Russia” Sighted in an Earlier Photograph

July 18, 2014

By Eliot Higgins

Earlier today, the Ukranian Ministry of Internal Affairs posted the following video, claiming to the show the Buk Missile Launcher that has been linked by some to the downing of flight MH17 being transported to Russia

[…]

It was also claimed the following photograph was taken in Snizhne, showing the same missile system.  Despite those reports, it actually appears that this photograph was taken here in the town of Torez, with the cameraman facing northwards.  Video from 2 years ago filmed in the area shows the side of the market with the yellow signage, and the building with the white and black marks along the side of the building, confirming the location. (Thanks to Aric Toler for spotting that one)

[…]

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2014/07/18/buk-transporter-filmed-heading-to-russia-sighted-in-an-earlier-photograph/

Typischerweise erklärt er nicht, wer genau dieses Foto nach Snischne verpflanzt hat. Wie kam es, daß das Bild in Snischne verortet wurde, obwohl es doch Tores zeigt?

Die Lenkung des Publikums verantwortet wieder einmal Geraschtschenko, der Berater des Innenministers Awakow, Herr über den Geheimdienst SBU der Ukraine.

Der Interpreterblog in New York, obwohl gesponsert durch den Sohn des russischen Oligarchen Michail Chodorkowksi,

(Note: The Interpreter is a project of the Institute for Modern Russia which is funded by Pavel Khodorkovsky, son of Mikhail Khodorkovsky.)

— Catherine A. Fitzpatrick

http://www.interpretermag.com/category/blog/#6132

machte sich die Mühe, die Kiewer Propaganda aufzuklären und berichtete am 18.7.2014:

Pro-Russian Separatists‘ BUK Geolocated in Torez

20:08 (GMT)

The picture of the BUK missile system said to be in the possession of pro-Russian separatists which we reported 17 July, parked behind some stores in a town in southeastern Ukraine, has now been geolocated by Aric Toler on Gagarin Street in Torez.

fetching tweet…

fetching tweet…

There was some confusion between the two towns of Torez and Snezhnoye, which are about 12 km apart from each other, both of which have been occupied by separatists with heavy artillery.

Original regional news reports[Донетчина, 17 июля 2014, 21:37
http://ru.tsn.ua/politika/terroristy-spryatali-ustanovku-buk-za-supermarketom-v-snezhnom-sovetnik-avakova-377551.html ]

were based on a Facebook post by Anton Gerashchenko, an advisor to the Ukrainian Interior Ministry, who said one of two BUKs was parked „behind the Furshet in Snezhnoye.“ Furshet is a Ukrainian supermarket chain that has provided humanitarian assistance to the separatists. Then Information Resistance reported that the BUK was in Torez „near the Furshet.“

But there isn’t any Furshet store known to be in Torez, according to the company’s web site, so the theory was that the scene had to be in Snezhnoye. The eye-witnesses may have meant another supermarket chain or store.

Toller found a dash-cam video of a resident driving down Gagarin Street in Torez that clearly shows two of the buildings there that match the scene of the parked BUK — the store with the yellow awning and red and green sign and the brown building with the white-striped edges and a tall video banner:

Torez Buk Videohttp://www.interpretermag.com/ukraine-liveblog-day-151-who-shot-down-mh17/#3436

Der Fotograph des Tores-Fotos befindet sich demnach auf einem Gelände rechts von der Straße, und die Buk auf der Kreuzung in Höhe des Hauses mit den markanten Streifen.

Interessant, daß die ukrainische Regierung nur eine von gleich zwei den Rebellen zugeschriebenen Buks „lokalisierte“.

Am 18.7.2014 postete dann auch Eliott Higgins die ausführlichen Findungen seines „Followers“ Aric Toller:

Identifying the Location of the MH17 Linked Missile Launcher From One Photograph

July 18, 2014

By Eliot Higgins

In the aftermath of the MH17 downing in Ukraine various images and videos were shared on social media sites claiming to show the Buk missile launcher that was alleged by some to have been used to shoot down flight MH17.  One photograph was shared on social media sites, reportedly showing the missile launcher in Snizhne, close to where a video show a Buk missile launcher was filmed

[Es folgt das Tores-Bild]

There doesn’t seem much to go on in this picture, but one of my long term followers, Aric Toler, managed to piece together the location using a variety of open source information, in a way that impressed myself and others who have spent their time geolocating images from conflict zones.  I asked him to talk me through the process, and here’s what he told me.

[…]

https://www.bellingcat.com/resources/case-studies/2014/07/18/identifying-the-location-of-the-mh17-linked-missile-launcher-from-one-photograph/

Daß das vom Innenministerium mit der Interpretation „Snischne“ kontaminierte Foto ein Fake ist, ergibt sich schon aus dem Wetter, das auf diesem Bild betrachtet werden kann: strahlender Sonnenschein mit klaren Schatten. Zu langen Schatten für die Mittagszeit? Jedenfalls war das Wetter am 17.7.2014 zur Mittagszeit in Tores ganz anders, wie aus dem Satellitenbild im Report des Dutch Safety Board vom 9.9.2014 klar hervorgeht. Es bestand dort eine durchgehende Wolkenbedeckung im roten Bereich südöstlich der Absturzstelle:

DSB S. 18Quelle: http://www.onderzoeksraad.nl/uploads/phase-docs/701/b3923acad0ceprem-rapport-mh-17-en-interactief.pdf

[S. 18]

Es ist Zeit, daran zu erinnern, daß der BND der Ukraine die Präsentation von gefälschten Fotos vorwarf; und sieht man sich dieses Foto, das auch auf der Website des SBU eingestellt ist, näher an, dann wirkt dieser Transporter mit seinem wuchtigen verhüllten Transportgegenstand wie hineinkopiert:

Torez A Buk[Ausschnitt aus dem Eingangsfoto]

Nach den Lokalisierungen „parkte“ der Buk-Transporter nicht mitten auf der Kreuzung, sondern fuhr entsprechend der Video-Sequenz bis zu dem Haus mit dem markanten Schwarz-Weißmuster an den Ecken auf einer ansteigenden Strecke. Im geposteten Foto scheint er sich in einer falschen abschüssigen Position zu befinden.

Über Photoshop und Mißbrauch der sozialen Netze auch durch Geheimdienste und deren Zuarbeiter machen sich regierungsbestätigende Blogger offenbar keine Gedanken.

In seinem zusammenfassenden Report vom 8.11.2014, dem die ZEIT begeistert applaudierte (klar, das Ergebnis stimmt ja!)

13.11.2014

Zur Bellingcat-Studie vom 8.11.2014

MH17-Absturz

Die Spur des Raketenwerfers

Neue Beweise entlarven die Lügen über den Absturz der Malaysia-Airlines-Maschine in der Ostukraine. Eine Rekonstruktion von Bastian Berbner

DIE ZEIT Nº 47/201413. November 2014  14:04 Uhr

[…]

[wobei auch dies dazu erfunden wird, was im Bellingcat-Bericht gar nicht vorkommt:]

Die Separatisten haben den Buk in der Zwischenzeit von dem Tieflader gefahren. Im kleinen Dorf Snischne bewegt sich das 32-Tonnen-Fahrzeug jetzt auf Ketten die Karapetjan-Straße entlang, bevor es nach rechts abbiegt in Richtung Süden, raus aus Snischne, in unbewohntes Gebiet. Satellitenaufnahmen werden später dicke Spuren im Feld zeigen. Sie folgen keinem Muster, scheinbar willkürlich führen sie zunächst ganz gerade über das Feld, kreuzen einen Weg, führen durch Büsche, dann biegen sie nach Osten ab, zurück auf eine Straße. Möglich, dass von hier die Rakete abgeschossen wird.

[…]

http://www.zeit.de/2014/47/malaysia-airlines-mh17-absturz-ukraine-neue-beweise/komplettansicht

läßt Bellingcat dann sämtliche ihm sicherlich bekannten Hinweise auf das ukrainische Innenministerium und die falschen Ortszuschreibungen „Snischne“ weg:

Torez

Das obige Bild wurde am Abend des 17.Juli veröffentlicht. Dem Bellingcat MH17 Untersuchungsteam ist es nicht gelungen, ein früheres Beispiel der Fotografie zu finden, als diesen Beitrag von einem Benutzer des russischen Social-Media-Website VKontakte(VK)11 am 17. Juli um 20:09 Uhr (Kiew Zeit).

Das Untersuchungsteam vermutet, dass das Bild ursprünglich in der “Overheard in Torez”12 VKontakte Seite gepostet wurde, aber diese Seite ist seitdem gelöscht.

Es war wieder möglich den genauen Ort zu finden, an dem das Foto aufgenommen wurde13, und mit den im Bild sichtbaren Schatten wurde die Zeit auf etwa 12:30 Uhr (Ortszeit) bestimmt.

Diese Zeitangabe wird gestützt durch Beiträge auf VKontakte und Twitter, in denen Einwohner über einen Konvoi von Militärfahrzeugen berichten, den sie am frühen Nachmittag ostwärts durch Torez in Richtung Snizhne fahrend sahen.

Drei Tweets, die die Fahrt des Raketenwerfers und eines Begleitkonvois durch Torez beschreiben wurden um 12:07Uhr14,12:15 Uhr15, und 12:26 Uhr16 Ortszeit gepostet.

————————————–

11

https://vk.com/wall-5063972_387136?reply=38716

[…]

14

https://twitter.com/WowihaY/status/489698009148837888

15

https://twitter.com/WowihaY/status/489700047215685632

16

https://twitter.com/MOR2537/status/48970273676658688

https://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2014/11/bellingcat_-_bericht.pdf

[S. 7]

Natürlich verweist der angeblich früheste Tweet mit diesem Foto auf den Ort Tores. Bellingcats Geheimnis bleibt es, wie er den Tweet, mit dem ein Eintrag des kiew-treuen „Euromaidan“ kommentiert wird, auf 20:09 Uhr (Ortszeit Kiew) datiert, während der Tweet selbst keine Uhrzeit aufweist:

Tweet Tores auf VKontaktehttps://vk.com/wall-5063972_387136?reply=38716

Wer nicht so ein begnadeter Internet-Freak ist, muß diese Datierung leider unüberprüft hinnehmen.

Bei den ersten beiden Tweets mit Sichtungen einer Buk in Tores handelt es sich um diese Tweets:

Wowi Torez-Tweet 1https://twitter.com/WowihaY/status/489698009148837888

Wowi Torez-Tweet 2https://twitter.com/WowihaY/status/489700047215685632

Bellingcat verrät uns leider ebenfalls nicht, wie die Umrechnungen von 02.07 Uhr und 02.16 Uhr der Tweets auf 12.07 Uhr und 12:15 Uhr Ortszeit gestaltet wurden. Die Internet-Experten bei Bellingcat müßten doch wissen, daß Zeitangaben von Postings bei Facebook, Twitter & Co. notorisch unzuverlässig sind, ebenso wie deren interne Lade-Daten.

Nicht nur der russische Geheimdienst hat damit also seine Probleme…

Und wie konnte „WowihaY“ vier Raketen erkennen, wenn doch das schwere Gerät auf dem Tieflader verhüllt war?

Die von Eliott Higgins gegründete Plattform Bellingcat, die mitunter mit dem gleichgesinnten Anonymus aus den Niederlanden „Martin“/“Petros“ („ukraine@war“) zusammenarbeitet, hätte auch wissen müssen, wie verdächtig dieser „WowihaY“ ist.

Denn der Kiew-Anhänger „WowihaY“ hatte am 17.7.2014 auch das Wölkchenfoto per Tweet verbreitet:

Wowi Tweet Wölkchenhttps://twitter.com/WowihaY/status/489807649509478400

Und der niederländische Kollege hatte bereits am 25.7.2014 diesen Austausch mit „WowihaY“ veröffentlicht, in dem es um das ebenfalls von Geraschtschenko schon am 17.7.2014 verbreitete „Wölkchen“-Foto geht, das das Titelbild meiner MH-17-Artikel ist.

Da heißt es:

Friday, July 25, 2014

EXIF data timestamp in MH17 missile launch photo is 16:25:48 17th July

[…]

I contacted @rrubanov and he said he recieved the tweet from @WowihaY. here it is:

свидетель скинул фотку момента пуска ракеты.На горизонте канатная дорога между Лутугина и Цоф #Торез граница #Снежное pic.twitter.com/Z3mBtLjWfa
— Хуевый Торез (@WowihaY) July 17, 2014

Timestamp 18:23, 2 minutes earlier. He says he got the photo from a witness.

Now the funny thing is that @Wowiha made a very similar calculation as I did. In the middle of the night at 1:27 he has already been tweeting about it!!!

нашли 2свид залпа.линии-направления набл-ния.Север вверху.Балка пос.Ремовка рядом хут.Берегись http://t.co/KKVTEvSMgF pic.twitter.com/EdddRkG11k
— Хуевый Торез (@WowihaY) July 17, 2014

He says that he found a second witness and so he is drawing the lines of sight on a map. He gets an approximate launch location.

[…]

I asked him [WowihaY] if he had the original photo with the EXIF info. He does. It has already been released to the Ukrainian Security Service. It can not be made public (now) because it will reveal who the author is and we don’t want to get this person killed.
So I asked him the next question:

[…]

16:25[:48] local time is 13:25 UTC, since in Ukraine the time is 3 hours ahead of UTC.

http://ukraineatwar.blogspot.nl/2014/07/exif-data-in-mh17-missile-launch-photo.html

Wenn ein unbekannter „WowihaY“ die genaue Aufnahmezeit des Wölkchenfotos vom 17.7.2014 benennt, dann muß sie natürlich stimmen. Und daß seine Kalkulationen, wo denn der Abschußort gelegen sein mag, mit denen des ukrainischen Geheimdienstes übereinstimmen – ein paar Kilometer südlich von Snischne, wie es auch „Peter/Petros“ ergoogelt hatte ­­– macht ihn natürlich besonders glaubwürdig.

Wowi Abschußort Tweethttps://twitter.com/WowihaY/status/489914266439671808/photo/1

Da hatte er bereits das Video, das die Buk auf einer Straße, südlich aus Snischne herausfahrend, zeigen soll, „zutreffend“ lokalisiert. Wer dieses Video wiederum lanciert hat, wann es gefertigt wurde – niemand weiß es. Nach dem ersten Posting wurde es gelöscht, und die Bloggergemeinde arbeitet mit Kopien, die interessierte Kreise weitergeleitet haben. Noch erstaunlicher ist es, daß der SBU bei seiner phantasievollen Pressekonferenz vom 19.7. 2014 (dagegen sind sein Chef, Innenminister Awakow, mit seiner einsamen Buk-Startrampe auf dem Rückweg nach Rußland um 4:50 Uhr, und dessen Berater Geraschtschenko mit seinen zwei „russischen“ Buks am Tattag ja Waisenknaben) mit dem genauen Abschußort nicht herausrücken wollte – das geschah erst später:

Ukraine’s Security Service Counterintelligence Chief presents photo evidence of Russia’s direct involvement in the downing of Malaysian Flight MH17 that resulted in the deaths of 298 passengers

Kyiv, 19 July 2014

– Three Russian “BUK-M1” surface-to-air missile systems were located on Ukrainian territory controlled by terrorists at the time when Malaysia Airlines Boeing-777 was shot down. One of the systems, operated by a crew of 3 Russian citizens, fired the missile that hit MH17 airliner from a location near the town of Snizhne in Donetsk region.

The Head of Ukraine’s Security Service (SBU), Counterintelligence Department, Vitaliy Nayda, told journalists that they have uncovered evidence of this during the course of their investigation, at a briefing in the Ukraine Crisis Media Center.

According to Mr. Nayda, Ukraine’s Security Service has photo materials proving that two “BUK-M1” missile systems crossed the border from Ukraine into Russia at 2:00 AM on 18 July 2014, the day after the act of terrorism took place  One of them had a full set of 4 missiles, the other – 3 missiles. At 4:00 AM, 4 transport vehicles crossed the border from Ukraine into Russia, one of them was carrying “BUK-M1” command vehicle.

[…]

Mr. Nayda also said that the SBU has evidence that a missile was launched at 16:20 on 17 July 2014, from an area near Torez, not far from Snizhne, and that was the missile that shot down the passenger plane. The exact launch spot is not being revealed at the moment while the investigation is ongoing.

[…]

http://uacrisis.org/v-sbu-eh-dokazi-bezposeredno%D1%97-priche/

Die Beweisfotos der zwei Grenzübertritte von insgesamt drei Buk-Systemen sind natürlich niemals aufgetaucht.

Merkwürdig ist jedenfalls das Auseinanderklaffen der Uhrzeiten: bei ukraine@war wird der Tweet von „WowihaY“ auf 1.27 Uhr in der Nacht zum 18.7.2014 datiert, auf Twitter wird der 17.7.2014, 16:27 Uhr genannt (was auf jeden Fall falsch ist).

Wieso sind eigentlich seit November 2014 von beiden Seiten verstärkt propagandistische Aktivitäten zu verzeichnen?

Der Westen hat keinen Aufwand gescheut, seine Narration vom MH 17- Abschuß durch eine Buk in Russsen/Rebellenhand durchzusetzen in der Zeit des bewußten Schweigens durch das Dutch Safety Board, das die übermittelten russischen Primärradar-Daten aus Rostow am Don schlicht nicht ausgewertet hatte. Das wiederum animierte die russische Seite, ihre These eines ukrainischen Kampfjet-Einsatzes nachdrücklich (in einem Fall auch desaströs daneben) deutlich zu machen. Darüberhinaus mußte das Informations-Vakuum nach Durchsetzung einer Vereinbarung der strafrechtlich ermittelnden Staaten, lediglich einvernehmliche gemeinsame Presseerklärungen herauszugeben, gefüllt werden. Da die beschuldigte Ukraine mitermittelt, und zwar durch ihren wahrheitsunfähigen Geheimdienst, kann sie gemäß der nondisclosure-Vereinbarung des Joint Investigation Teams jegliche Information über den Fortgang der Ermittlungen verhindern, soweit ihr das Ergebnis nicht paßt.

http://www.rtlnieuws.nl/nieuws/australische-documenten-over-geheimhoudingsovereenkomst-mh17

Selbst die Übereinkunft über die Generierung von Pressemitteilungen ist wegen staatlicher Interessen geheim und wird nicht veröffentlicht. Immerhin ist es Rußland gelungen, Anfang Dezember 2014 auch Malaysia gleichberechtigt in das Ermittlungs-Team hineinzudrücken. Man kann es nicht fassen: Malaysia als der meistbetroffene Staat dieses Abschusses wurde von den ermittelnden NATO-(Freund)Staaten einschließlich des ermittelnden Beschuldigten-Staates nicht als gleichberechtigt zugelassen. Und das, obwohl sich Malaysia über die Kiew-Verbote einer Näherung an den Absturzort hinweggesetzt, direkt mit den Repräsentanten der „Donezker Volksrepublik“ verhandelt und daher die Black Boxes erhalten hatte. Oder sollte man sagen: weil Malaysia das getan hatte?

Malaysia jedenfalls hofft weiter auf russischen Rückhalt:

http://www.rnews.co.za/article/2414/malaysia-hopes-for-russia-s-further-help-in-mh17-crash-probe

Das ersichtlich vom Westen gewünschte Verschweigen valider Informationen wird entsprechend anderweitig kompensiert. So müßten die Ergebnisse der chemischen Untersuchungen an den den Leichen und Gepäckstücken entnommenen Metallstücken längst vorliegen. Hätten diese Untersuchungen ein eindeutiges Ergebnis, wäre jeglichen Spekulationen ein Ende gesetzt. Falls es ausschließlich Splitter aus dem Gefechtskopf einer Buk-Rakete gewesen wären, hätte sich auch die Ukraine gegen eine Veröffentlichung nicht gewehrt, auch wenn dann noch die Frage anstünde, ob es eine von ukrainischen Kräften bediente Buk oder ob es eine „russische“ Buk gewesen war. Aus russischer Produktion sind beide. Logischerweise läßt dieser Befund darauf schließen, daß die Ergebnisse tatsächlich nicht eindeutig waren. Es gibt Thesen, wonach sowohl ein Kampfflugzeug als auch eine Buk-Rakete am Abschuß beteiligt waren. Es gibt nicht belastbare Hinweise (CyberBerkut), daß Buk-M1 Schrapnelle gefunden wurden, die in Rußland keine Verwendung mehr finden, weil dieses System dort längst ausgemustert und die älteste dort verwandte Version die Buk-M1-2 sei, die andere Eigenschaften aufweise.

Die journalistischen Bemühungen des Westens führten immerhin zur Kenntlichmachung des Status‘ von „WowihaY“.

So lancierte RTL Nieuws (NL) am 22.12 2014 die „Sensation“ eines weiteren Wölkchen-Fotos desselben Fotographen, das zu dessen Schutz allerdings nicht veröffentlicht wurde:

http://www.rtlnieuws.nl/nieuws/binnenland/hoe-onderzocht-rtl-nieuws-de-nieuwe-mh17-fotos

Dajey Petros dagegen verlor die am 25.7.2014 noch vorhandene entsprechende Hemmung: daß in der „Donezker Volksrepublik“ jeder gekillt wird, der Beweise gegen die Milizen vorlegt, ist ja nicht nur sein Credo. RTL, die Macher von Bellingcat und Correct!v glauben das auch.

Am 22.12.2014 präsentierte „Petros“ nichtsdestotrotz das erste, angemessen graugefärbte, Foto mit dem “Kondensstreifen” und der ersehnten Wolkenuntergrenze oben – zugleich in einer noch dunkleren Version, damit man den “Wölkchen-Streifen” überhaupt sehen kann.

Tweet Martin Wölkchen 22.12.2014https://twitter.com/DajeyPetros/status/547140124874899456

Könnten die durchhängenden Kabel den genauen Wohnort des Fotographen in Tores verraten? Egal, „Petros“ ist at war und veröffentlicht am 23.12.2014 auch noch einen Blogbeitrag zu diesem Foto:

Russian Propaganda Trolls have long argued that this photo was fake, because there were clouds above the area and those were not visible in the first photo.
This second photo clearly shows how there are indeed clouds above the area, which is compatible with the weather conditions at that time and day. The first photo had zoomed in on the horizon where only haze was apparent.

http://ukraineatwar.blogspot.de/search?updated-min=2014-01-01T00:00:00-08:00&updated-max=2015-01-01T00:00:00-08:00&max-results=50

Genau. Es den “russian trolls” zu zeigen, ist sicherlich ein Menschenleben wert.

Ich als Amateurfotographin frage mich eher, wie es dem Fotographen möglich war, das Zoom-Foto meines Titelbildes zu machen, ohne die Kabelstränge mit aufs Foto zu bekommen…

RTL-Nieuws hat sogar eine Studie anfertigen lassen. Untersucht wurde allerdings nur das bereits bekannte Zoom-Foto:

http://www.rtlnieuws.nl/sites/default/files/content/documents/2014/12/22/Rapport_Rookpluim_analyse_v1.0.pdf

Diese Studie besagt leider nichts. Im Gegenteil begründet sie den Verdacht, daß das „Wölkchenfoto“, das sowohl der Berater des ukrainischen Innenminister Awakow, Geraschtschenko, als auch „WowihaY“ posteten, älteren Datums sein könnte. Hier wird eine große charakteristische Baumgruppe T 4 in dem untersuchten „Titelfoto“ festgestellt.

RTL-Studie T4 S. 12http://www.rtlnieuws.nl/sites/default/files/content/documents/2014/12/22/Rapport_Rookpluim_analyse_v1.0.pdf#page=12

Und hier wird ein Digital Globe-Foto von 2014, das die fotographierte Gegend zeigen soll, eingestellt. Ohne die Baumgruppe T 4:

RTL-Studie T4 2, S. 11http://www.rtlnieuws.nl/sites/default/files/content/documents/2014/12/22/Rapport_Rookpluim_analyse_v1.0.pdf#page=11

Nun kann die Baumgruppe auch erst nach dem 17.7.2014 entfernt worden und das Digital Globe-Foto nach dem 17.7.2014 entstanden sein. Mir ist aus einem Forum jedenfalls bekannt, daß auch die Masten bereits am 17.7.2014 dort teilweise nicht mehr gestanden hätten (das Posting habe ich leider nicht gesichert und finde es jetzt nicht wieder). Problematisiert wird das Fehlen der Baumgruppe T 4 in dieser Studie jedenfalls nicht.

Überdies werden konkrete Lokalisierungen vermieden. Man kann lediglich nachvollziehen, daß die Abschußstelle südöstlich vom Standort des Fotographen vermutet wird, also entsprechend der Vorgaben des SBU, wonach die „Täter“-Buk ein paar Kilometer südlich von Snischne bei Pervomais’kyi verortet wird.

Landkarte Snischne - Krasnodon - Luganskhttps://www.google.de/maps/place/Tores,+Oblast+Donezk,+Ukraine/@48.0730654,38.596743,10z/data=!4m2!3m1!1s0x40e0510df0e54653:0x95eb26e70828bdff

Im übrigen wird in dieser Studie in der vermuteten Abschußgegend nach Brandspuren gesucht und sie werden auch gefunden, wobei deren Ursache allerdings ebenfalls nur vermutet werden kann. Belegen die Wölkchen überhaupt einen Buk-Abschuß? Nichts Genaues weiß man nicht.

Wer „WowihaY“ ist und welche Nähe er zum ukrainischen Geheimdienst pflegt, hat das RTL/NL-Interview mit dem angeblichen Fotographen des Wölkchenfotos jedenfalls herausgearbeitet; auch der Fotograph ist anti-separatistisch eingestellt und erklärt sogleich, wieso er der einzige ist, der dieses Wölkchen Foto gemacht hat: alle anderen hätten nämlich Angst vor den bösen Separatisten gehabt. Wie das? Erklären kann er das nicht. Wenn er doch nur spontan auf einen leiseren und dann auf einen lauteren Knall reagiert haben will, deren Grund und Zweck ihm unbekannt waren? Deren Reihenfolge eher unplausibel ist, weil der erste Knall (Abschuß) lauter gewesen sein muß als eine Explosion eines Buk-Gefechtskopfes in 10 km-Höhe und ca. 20 km Abstand. Oder war der zweite Knall eine Folge des Durchbruchs der Schallmauer? Leider sagt er auch nichts über das Entstehen des dritten Fotos, das Rauchwolken am Absturzort zeigt.

„Ukraine@war“ war so liebenswürdig, eine englische Übersetzung dieses Interviews bereitzustellen; ich zitiere hier nur den Auszug, der sich auf den Freund „WowihaY“ und den Einfluß des SBU beschränkt, empfehle aber die komplette Lektüre:

Do you still have the camera with which you took the photos?
„I contacted a friend of mine and gave him the photos, including the originals. That friend contacted the SBU and they were interested in the photos. He handed them over to the SBU. After that I had to explain the details of the photo to them and hand the camera over to them.“

Did they compensate you for this? 
„To replace it? Of course. They paid the value of the camera back to me.“

Did you make private copies?
„Sure. But I had to give them the flash-cards too.“

And after that you went to Kiev?
„Yes, in the beginning I directly spoke to with the SBU. After that representatives of the international investigation committee contacted me via the SBU. That was beginning of August, when I also handed them the camera. THe SBU didn’t need it themselves and gave it to the Dutch researches. They had asked for the camera.“

Did the researchers talk to you?
„Yes, I talked extensively with the researchers of the international committee. Those were two researchers: one from the Netherlands and one from Australia. We talked about three hours and it was recorded with a video camera.“

http://ukraineatwar.blogspot.com.tr/2014/12/interview-with-eyewitness-who-made.html

Daraus ergibt sich, daß Freund „WowihaY“ so nett war, die Fotos umgehend dem SBU zu übermitteln. Aber auch das ist vermutlich nur eine Legende. Die Zusammenarbeit zwischen angeblich journalistisch tätigen privaten Bloggern (die ersichtlich auf Regierungslinie sind) und den Geheimdiensten läuft auch umgekehrt. Blogger verbreiten in social media auch Material, das ihnen Geheimdienste zur Verfügung stellen. Im Fall des „Wölkchen“-Fotos liegt das nahe. Schon der gesunde Menschenverstand sagt einem, daß ein nach Nordwesten gerichteter Buk-Abschuß im von Tores aus östlich gelegenen Snischne entsprechende Fotos mit Kondensstreifen von rechts unten nach links oben in einem 45-Gradwinkel hätten erzeugen müssen. Die in einem 90-Gradwinkel zur Erdoberfläche aufsteigenden Wölkchen sind als Beweis für einen Buk-Abschuß indiskutabel.

Die mangelnde Kritik der angeblich unabhängigen Blogger wie Eliott Higgins, Ukraine@war (Martin/Petros) und seit dem 8.1.2015 von dem journalistischen Investigativ-Team Correct!v an Internet-Erzeugnissen stimmt einen bedenklich. Allerdings passen deren Findungen noch nicht einmal zueinander. Und nach dem Auftreten von Correct!v, das seine Zukunft als Recherche-Plattform schon dadurch verspielt hat, daß es sich mit dem SPIEGEL verbündete, der von vorneherein „Putin war’s“ ausgerufen hat, sieht es sehr schlecht für diese Branche aus, der man womöglich zu Unrecht eine Alternative zugetraut hatte.

Die USA haben den mit dem SBU abgestimmten Abschußort „Snischne“ dank der Verwendung von unscharfem Satelliten-Material nach dem Pressebriefing durch Geheimdienst-Mitarbeiter am 22.7.2014 im Vagen gelassen, wenn auch eher ein Abschuß südlich von Snischne angedeutet wird (aber das ist bereits eine Frage der subjektiven Interpretation, die jeder für sich anders beantworten wird):

FB US-Botschafthttps://www.facebook.com/photo.php?fbid=10152288664556936&set=a.431664811935.225869.43732151935&type=1&theater

Völlig unbelegt ist jedenfalls diese Aussage von Correct!v (Bensmann/Crawford):

Der Abschussort

Schon kurz nach dem Abschuss des Fluges MH17 benannte das US State Department einen Ort nördlich von Snizhne als Tatort. Von dort aus sei eine Rakete auf das zivile Flugzeug abgeschossen worden. Auf der Facebookseite der US-Botschaft findet sich immer noch ein verschwommenes Satelitenphoto, das die Behauptung bestätigen soll.

https://mh17.correctiv.org/wegbuk_german/

Die USA haben niemals einen konkreten Abschußort genannt, sondern immer nur von „rebel hold territory“ gesprochen. Dieses nach dem Geheimdienstbriefing von ausgesuchten Medienvertretern am 22.7.2014 getwitterte „Beweisbild“ stellt die einzige konkrete „Lokalisation“ durch die USA dar.

https://twitter.com/barbarastarrcnn/status/491559153559932928

Pervomais’kyi als Abschußort südlich von Snischne spielt in einem vom ukrainischen Geheimdienst am 7.8.2014 verbreiteten Szenario allerdings eine entscheidende Rolle.

Danach haben die blöden Russen den mehrfach in der Ostukraine vorkommenden Ort Pervomais‘kyi schlicht verwechselt. Statt den beabsichtigten Ort Pervomais‘kyi zum geplanten Abschuß der russischen Zivilmaschine AFL-2074 Moskau-Larnaka im Rahmen einer false flag operation westlich von Donezk anzusteuern, hätten die Russen demnach wegen Ortsunkenntnis des Kommandeurs den falschen Ort Pervomais‘kyi südlich von Snischne erwischt, und MH 17 nur aus Versehen abgeschossen.

http://www.ssu.gov.ua/sbu/control/en/publish/article?art_id=129860&cat_id=35317

Entsprechend die Pressekonferenz des SBU vom 8.8.2014:

http://uacrisis.org/ukrainian-intelligence-agency/

Ziel des geplanten Abschusses einer zivilen russischen Maschine mit Absturzort in einem von Kiew kontrollierten Gebiet sei es gewesen, diesen der Ukraine in die Schuhe zu schieben und Rußland zum Eingreifen zu zwingen. Die Aufständischen im Donbass beklagten nämlich mangelnde Hilfe aus Moskau.

Dieses Szenario wurde zurecht in der westlichen Welt nicht aufgegriffen, denn es entlarvte den ukrainischen Geheimdienst als dumm-dreist, schließlich waren nach eigenen Angaben des SBU in seinen am 18.7.2014 veröffentlichten „Telefonmitschnitten“ ortskundige Rebellen als Entscheider über den Verwendungszweck der Buk tätig. Dennoch wurde in den Medien der behauptete Abschußort südlich von Snischne allgemein akzeptiert.

Nur der wackere Investigativ-Reporter Marcus Bensmann von Correct!v kündigte die Gefolgschaft auf und verortete den Abschußort der westlicherseits mehrheitsfähigen Buk plötzlich im Norden von Snischne. Ich tippe mal, daß er im Süden nicht so einen putzig-„überzeugenden“ Zeugen wie im Norden gefunden hat.  Allerdings hätten seine ebenfalls nichts hörenden Zeugen im nahegelegenen Zaroshchens‘ke, nach russischen Angaben Stellung einer ukrainischen Buk-Abschußrampe, etwas hören müssen, auch wenn von Pervomais’kyi aus geschossen worden wäre. Das war aber nicht der Fall:

Die Einwohner von Zaroshchens‘ke sind sich sicher: Hier waren keine ukrainischen BUKs.

https://mh17.correctiv.org/wegbuk_german/

Es sind ja schon einige Reporter-Kollegen bei dem Versuch gescheitert, südlich von Snischne Abschußort und –zeugen aufzutreiben. Zur Transparenz hätte es gehört, mitzuteilen, ob und mit welchem Ergebnis durch Bensmann südlich von Snischne gefahndet worden ist.

Man schaue sich das ganze Elend der Begründung selber an:

https://mh17.correctiv.org/

https://mh17.correctiv.org/wegbuk_german/

Hier gibt es fundierte Kritik an Correct!v, insbesondere an seinem anonymen Militärberater, der allen Grund hat, anonym zu bleiben:

https://www.freitag.de/autoren/gunnar-jeschke/correct-v-korrigiert

Ich selbst bringe kein Verständnis für einen Journalismus auf, der sich auf die Bestätigung von Aufnahmeorten als Verifizierung beschränkt. Was trägt die Stimmigkeit des Ortes bei social media-Produkten zur Frage einer Photoshop-Tätigkeit oder zu der nach dem Entstehungszeitpunkt einer Aufnahme bei?

Zu dem laut Innenminister Awakow um 4:50 Uhr nach Rußland zurückkehrenden Buk-Fahrzeug im Grenzport Krasnodon, dessen wahrer Aufnahmeort längst anderswo verortet ist – und zwar im Westen von Lugansk, im ATO-Gebiet Kiews:

HRI Lugansk Bukhttp://humanrightsinvestigations.org/2014/08/05/mh17-the-lugansk-buk-video/

wo am 14.7.2014 westlich von Lugansk mit Stoßrichtung Süden ein Angriff des ukrainischen Militärs stattgefunden hatte:

http://www.directupload.net/file/d/3868/ogtnqfhl_jpg.htm

teilt Correct!v lapidar mit:

Der rauchende Colt aus Luhansk

[…]

Tatsächlich wurde das Video mit der fehlenden Rakete in Luhansk aufgenommen, am Ende der Landstraße N21 – zwischen Snizhne und der russischen Grenze. CORRECT!V-Reporter waren im November hier an der Straßenkreuzung in Luhansk, und können bestätigen: Das Foto ist authentisch. Selbst das Plakat des Autohändlers „Bogdan“ klebt, wenn auch eingerissen, noch an der Werbetafel.

https://mh17.correctiv.org/

Das nichtssagende Foto zu diesem Text wurde in diesem Thread veröffentlicht:

https://mh17.correctiv.org/wegbuk_german/

Kartenmaterial? Eine genaue Lokalisierung? Fehlanzeige.

Nicht einmal das ist wahr: daß die N 21 [in kyrillischer Schrift: H 21] in Lugansk endet.

Lugansk, N 21, Google MapQuelle: Google Map

Aber was soll man schon von einem Journalisten erwarten, der sich derartig platt äußert?:

Bensmann: Russland bemüht sich, eine zweite Theorie aufzubauen. Die dortige Propagandamaschine bringt immer wieder Zeugen und Behauptungen vor, MH17 hätte auch aus der Luft hätte abgeschossen werden können. Gleichzeitig sagt Russland, dass es die BUK gab, die Abschussrampe. Wenn also vom Boden geschossen wurde, dann wurde eine BUK-Rakete abgefeuert. Da sind sich alle einig.

[…]

Bensmann: Man muss sagen, dass das Internetportal Bellingcat hervorragende Vorarbeit geleistet hat. Bellingcat hat Bilder geordnet, die in sozialen Netzwerken in Russland kursierten. Darauf haben wir uns in unserer Arbeit auch gerne gestützt.

[…]

Bensmann: Das darf man aber nicht missverstehen. Natürlich ist auch Onlinerecherche wichtig. Die Arbeit von Bellingcat wurde auch deswegen von anderen Journalisten – auch von uns – übernommen. Aber wir haben auch gesagt: die Onlinearbeit alleine reicht nicht. Wir müssen vor Ort suchen. Wir sehen nach, ob das, was Bellingcat beschreibt, auch wirklich stimmt. Sind die Fotos wirklich dort entstanden, wo sie entstanden sein sollen? Kommen wir zum selben Ergebnis durch den Vor-Ort-Besuch? Und finden wir vor Ort weitere Hinweise? Insofern haben wir die Arbeit von Bellingcat ergänzt.

[…]

https://mh17.correctiv.org/interviewgerman/

Da bahnen sich unheilige Allianzen an: einseitig westlich orientierte Propaganda-Blogger wie Bellingcat oder Ukraine@war filtern das Internet auf ihre eigene Art und Weise. Dies wird selbstverständlich von westlichen Medien goûtiert, weil es die eigenen Voreinstellungen auf eine alternative Art, ganz modern, bestätigt. Und nun schaltet sich auch noch ein „Investigativ“-Journalismus-Team dazwischen, das den Schulterschluß zwischen Kampagnenjournalismus à la SPIEGEL („Stoppt Putin“) und den Internet-Propaganda-Medien herstellt.

Ist denn wirklich niemandem aufgefallen, daß mit den angeblichen Sichtungen der Buk-Abschußrampe ab 13:30 Uhr, angeblich auf einer Straße südlich aus Snischne herausfahrend – und diese Sichtungen fanden in politisch Kiew-treuen Kreisen statt – schlagartig Schluß war? Daß niemand diese Buk auf der Fahrt zu ihrem möglichen Einsatzort gesehen hat? Daß niemand gesehen hat, wie sie nach 16:20 Uhr wieder zurückfuhr, irgendwo wieder auf den Tieflader geladen wurde, auf unbekannten Wegen fuhr und dann erst auf einem Video von verdeckten Ermittlern des Innenministeriums, dazu noch mit einer falschen Ortsbezeichnung, nämlich dem Grenzort Krasnodon, am 18.7.2014 um 4:50 Uhr auftauchte? Die spätere Korrektur der Ortsbezeichnung, nämlich ein westlicher Vorort von Lugansk, macht die Sache wahrhaftig nicht besser, sieht man sich die Landkarte an: wieso sollten diese Umwege gefahren werden, wenn es von Snischne aus den kurzen Weg nach Rußland über die von Rebellen beherrschten Übergänge Gukovo und Krasnodon gab? Während der Westen und der Süden von Lugansk aktuell umkämpft waren?

Hinzu kommt die obskure Quelle für das einzige Snischne-Foto, auf dem vermutlich der hintere Teil einer Buk-Abschußrampe zu sehen ist:

https://twitter.com/girkingirkin/status/489884062577094656

Der Igor Girkin, seinerzeit „Verteidigungsminister“ der „Donezker Volksrepublik“, verspottende Twitterer ist ein entschiedener Gegner der Separatisten, und in seinem einschlägigen Dunstkreis wird auch ukraine@war adressiert. Harmlos-unpolitische Ortsansässige sind es jedenfalls nie, die diese „passenden“ Bilder twittern.

Einstweilen genug der Quellenkritik an Social Media-„Beweisen“? Eigentlich ja, weil der Artikel schon viel zu lang geraten ist.

Aber nein, ein Beispiel will ich doch noch bringen, weil mit diesem Foto die Bellingcat-These, für den Abschuß sei eine russische Buk mit der Aufschrift 3_2, die in Kursk/RU stationiert sei, benutzt worden, steht und fällt. Eigentlich sollte das Foto über jeden Verdacht erhaben sein, wurde es doch von einem Team der Paris Match aufgenommen und am 25.7.2014 auch dort veröffentlicht:

Paris Match Bukhttp://www.parismatch.com/Actu/International/EXCLU-MATCH-Un-camion-vole-pour-transporter-le-systeme-lance-missiles-577289

Leider ist es für Beweisführungen ungeeignet, da nun ausgerechnet der geladene Gegenstand auf dem Tieflader so verschwommen ist, daß nicht einmal eine Fotomontage ausgeschlossen werden kann. Darüber können auch keine kunstvollen Neben- und Übereinanderlegungen, wie Bellingcat sie vornimmt, hinwegtäuschen: nur wer bereits glaubt, daß die in Rußland aufgenommene Buk 3_2 mit der hier fahrenden identisch ist, kann das auch „sehen“.

https://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2014/11/bellingcat_-_bericht.pdf

[S. 18ff]

Interessanter ist der französische Artikel selbst:

 Le 25 juillet 2014 | Mise à jour le 29 juillet 2014
Alfred de Montesquiou

[…]

Les photographies de Paris Match montrent que les rebelles avaient omis d’ôter le panneau publicitaire sur le camion qu’ils avaient volé. C’est ainsi que nous avons joint le propriétaire du véhicule. Vassili a indiqué que les rebelles occupaient ses entrepôts dans la banlieue de Donetsk depuis le 8 juillet. «Ce sont des combattants de Slaviansk. Ils ont débarqué en me disant qu’ils aimaient mes locaux et qu’on devait dégager. Ils m’ont embarqué une dizaine de gros véhicules, dont le camion blanc. Je sais pas ce qu’ils sont devenus», a avoué Vassili, désemparé.

[…]

http://www.parismatch.com/Actu/International/EXCLU-MATCH-Un-camion-vole-pour-transporter-le-systeme-lance-missiles-577289

Ja, schon komisch, daß die Rebellen die Reklameschilder mit der Telefonnummer nicht entfernt haben. Immerhin widerlegt diese Episode den SBU-Unfug von den ortsunkundigen Russen, die das falsche Permovais’kyi angesteuert hättten.

Alfred de Montesquiou berichtet zu dem Foto, daß man hier einen Buk-Raketenwerfer sehe, der sich am Vormittag des 17.7.2014 in einem Vorort von Donezk auf der N 21 in Richtung Snischne bewege. Über die dort ersichtliche Telefonnummer habe man den Eigentümer Wassili der Firma Stroy-Bud Montage in Donezk erreicht. Dieser erklärte, daß Kämpfer aus Slwajansk am 8.7.2014 seine Firma besetzt, den Tieflader und und ungefähr zehn andere Fahrzeuge weggefahren hätten und daß man ihm gesagt habe, daß man sein Firmengelände schätze und daß er ausscheiden solle. So der Stand nach dem Update vom 29.7.2014.

Ähnlich hätte sich jeder Fahrzeughalter herausgeredet, dessen Auto an einer Unfallflucht beteiligt war. Seltsamerweise war der Firmenchef aber spätestens am 25.7.2014 noch oder wieder unter seiner Firmennummer erreichbar. Das paßt schlecht mit der Firmenbesetzung durch Rebellen zusammen.

In der Erstfassung des Paris Match-Artikels vom 25.7.2014 war allerdings behauptet worden, das Foto sei in Snischne aufgenommen worden. Wie kann einem „Paris Match-Team“ ein solch grober Fehler unterlaufen?

Am 28.7.2014 beschäftigte sich ukraine@war mit dem „Snischne“-Foto von Paris Match und stellte klar, daß die Aufnahme in Donezk entstanden sein muß:

Monday, July 28, 2014

Another photo of the MH17 BUK transport leads to the truck company

A French newspaper claims to have another photo of the BUK on transport:

[Paris Match Foto]

The photo had been made by a Paris Match journalist while in Snizhne, although it is strange that they publish this one week after the incident. But maybe they wanted to trace the owner down first.

Geolocating the photo is a bit tricky, because there are little clues. The article says the journalist took the photo in Snizhne in the morning, but it is more likely to be in Donetsk, because there are trolley bus lines ahead the road and these are only to be found in Donetsk and Lugansk.

Chris Postal managed to do the job by going along the route from the truck company in Donetsk to Torez:

[…]

http://ukraineatwar.blogspot.nl/2014/07/another-photo-of-mh17-buk-transport.html

Da ihm das Ergebnis in den Kram paßt, stört ihn die falsche Ortsbezeichnung von Paris Match nicht weiter.

Ein Blogger von Human Rights Investigation veröffentlichte am 28.7.2014 einen Tweet von Alfred de Montesquiou:

@olposoch @ParisMatch @EmLemoine Bonjour, la photographie du camion prise par @ParisMatch est à l’entrée de Snijne, 6h avant le crash

— AlfredDeMontesquiou (@AdeMontesquiou) July 25, 2014

http://humanrightsinvestigations.org/2014/07/28/why-is-paris-match-on-the-location-of-a-buk/

Ein anderer diesen Tweet:

 EXCLUSIF: Crash du MH17. Un camion volé pour transporter le lance-missiles

Paris Match

Les rebelles pro-russes du Donbass ont dérobé un camion pour transporter le système lance-missile BUK photographié dans la ville de Snijne quelques heures avant le crash du vol MH17, a indiqué à Paris Match le propriétaire du véhicule.

https://plus.google.com/+IainMartin/posts/MWyx9pgG4tN

HRI stellte die Sachlage klar und hat sich an den Journalisten von Paris Match gewandt, woraufhin am 29.7.2014 die Korrektur des Aufnahmeorts durch Paris Match erfolgte.

Update 1/8/2014 As we know

1) Paris Match have said that their photographers took this vital photograph.
2) Paris Match say there was some kind of mix-up in locations accounting for them saying it was in Snizhne rather than Donetsk (75km away).
4) This is an incredible error to make in a matter of this seriousness, but these things do happen.
3) We have pointed out Paris Match’s error with regard to the SBU-provided “Krasnodon” clip – actually in Lugansk – but they still haven’t corrected it, saying this is because it was officially provided information.
4) We have asked Paris Match for a copy of the photograph to check EXIF data etc and will update everyone when we receive a response.

Update 5/8/2014
Alfred De Montesquiou has told HRI that it was coincidence that the BUK was seen by Paris Match on that morning as lots of journalists were heading out towards Snizhne that day as there was fighting in the area.

http://humanrightsinvestigations.org/2014/07/28/why-is-paris-match-on-the-location-of-a-buk/

Die Exif-Daten des Fotos wurden offensichtlich nicht herausgerückt, und Paris Match weigerte sich, die falsche Ortsangabe Krasnodon hinsichtlich der “zurückreisenden” Buk, die Innenminister Awakow bereits zurückgenommen hatte, zu korrigieren.

Update 30/07/2014 Despite the geolocation of the BUK video to Lugansk, and pictures at the location being taken to confirm it media, including Paris Match, have continued to insist it is in Krasnodon (ie heading into Russia). The reason for this has been explained by Paris Match journalist Alfred De Montesquiou:

@HRIMark @ParisMatch regarding Krasnodon, we have official, on record Ukranian source saying it’s the picture’s location.

— AlfredDeMontesquiou (@AdeMontesquiou) July 30, 2014

http://humanrightsinvestigations.org/2014/07/22/ukraines-krasnodon-video-actually-in-lugansk/

Auch Eliot Higgins kannte die falsche Ortsbezeichnung in dem ursprünglichen Paris Match-Artikel vom 25.7.2014:

Two More Key Sightings of the MH17 Buk Missile Launcher

July 28, 2014

By Eliot Higgins

[…]

But can we confirm the claim of the witness it was in the town of Snizhne, near the possible launch site? In fact we can’t, because it has been possible to locate it in a different town altogether, Donetsk.  The Ukraine@War blog highlighted the work of Chris Postal, who managed to find the precise location by creating a route between Donetsk and Snizhne using a route planning website, and checking the the road along the automatically created route.

[…]

Using SunCalc the shadows point to the Paris Match image being from early morning, roughly around 9am.  In my next post, I’ll take a look at all the evidence that has been gathered so far, and how it all fits together.

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2014/07/28/two-more-key-sightings-of-the-mh17-buk-missile-launcher/

Nach Mitteilung von de Montesquiou soll das Foto aber gegen 10:20 Uhr (sechs Stunden vor dem Abschuß) aufgenommen worden sein. Schon wieder ein Widerspruch.

Angesichts dieser Vorgeschichte und der ersichtlichen Einstellung von Paris Match, die an der Falschinformation des Innenministers Awakow, Krasnodon sei der Aufnahmeort der nach Rußland ausreisenden Buk, auch dann noch festhielt, nachdem Awakow am 22.7.2014 davon Abstand genommen hatte, sollte das Foto als seriöse Grundlage weiterer Schlußfolgerungen ausscheiden.

Bellingcat sieht das anders: im zusammenfassenden Report vom 8.11.2014 wird die fragwürdige Vorgeschichte das Paris Match-Fotos schlicht verschwiegen:

Eine Anfrage bei der Redaktion3 von Paris Match ergab, dass die Fotografie “morgens gegen 11:00 Uhr des 17.Juli“ gemacht wurde.

Die Schatten des Fahrzeugs auf dem Foto stimmen mit dieser Tageszeit überein.

Paris Match bestätigte auch, dass dies die qualitativ beste Version des Bildes ist, die zur Verfügung steht.

https://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2014/11/bellingcat_-_bericht.pdf

[S.4f.]

So schmerzlos nimmt Bellingcat von dem famosen Schattenkalkulationsprogramm „SunCalc“ Abschied, das zum Ergebnis 9 Uhr gekommen war… Und es wird auch nicht die sich aufdrängende Frage gestellt, ob Paris Match möglicherweise vom korrumpierten ukrainischen Bodenpersonal geleimt wurde. Angesichts der ungenauen Zeitangaben von Paris Match kann man fast sicher sein, daß man dort über die Exif-Daten des Fotos nicht verfügt und sich auf den freien Mitarbeiter vor Ort verlassen hat.

Die Polit- und Medien-Inkompetenz der Internet-Detektive paart sich also mit dem Politikgestaltungswillen der Leitmedien, die idealerweise kritisch berichten sollten. Was sie schon seit längerer Zeit nicht mehr tun. Schlimmer hätte es kaum kommen können.

Am 17.1.2015 hängt sich Bellingcat an Correct!v und SPIEGEL an, von denen sich diese Plattform endlich angemessen gewürdigt sieht; Bellingcat nimmt ein zweites Foto von Paris Match, abgedruckt im SPIEGEL (Print 3/2015) vom 10.1.2014, S. 61, in den wunscherfüllenden Blick:

Paris Match Buk 2https://wp4553-flywheel.netdna-ssl.com/wp-content/uploads/2015/01/PM2-BUK-Snijne17072014.jpeg

Paris Match hatte recht: sie haben das gelungenere Foto abgedruckt, während das zweite noch verschwommener ist und noch viel mehr an eine Fotomontage gemahnt: die kastenförmige schräg abfallende Rückfront, die auf dem eingangs gezeigten Tores-Foto ganz anders aussieht, läßt sich mit den Umrissen eine Buk- M1 zwanglos nicht vereinbaren.

Buk Skizzehttp://www.financetwitter.com/2014/07/here-is-how-russian-made-buk-missile-systems-shot-down-flight-mh17-in-nine-point-eight-six-seconds.html

Die noch schlechtere und vor allen Dingen fragwürdige Bildqualität hält Higgins nicht ab, sein Identifizierungskunststückchen, jetzt sogar als Videosequenz, zu wiederholen:

New Images of the MH17 Buk Missile Launcher in Ukraine and Russia

January 17, 2015

By Eliot Higgins

Following the Bellingcat report Origin of the Separatists’ Buk, which showed that the Buk missile launcher linked to the downing of MH17 was filmed inside Russia a few weeks earlier, the Bellingcat investigation team has continued to search for additional information, and has recently discovered two more images of the Buk missile launcher linked to the downing of MH17.

The first image is one that appeared recently in the print edition of Der Spiegel, which was part of their joint investigation with Correct!v into the downing of MH17, which included visiting the same sites Bellingcat identified as being part of the route the MH17 linked Buk missile launcher travelled along on July 17th. This image shows the Buk missile launcher travelling through separatist controlled Donetsk on the morning of July 17th:

[…]

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2015/01/17/new-images-of-the-mh17-buk-missile-launcher-in-ukraine-and-russia/

Das zweite Paris Match-Foto wird bearbeitet, gedreht und gestaucht, und dann kann das Spiel mit dem Überblenden eines russischen Fotos erneut beginnen. Das ist nicht überzeugend. Aber schön, daß der ohnehin schon überzeugte Reporter Udo Lielischkies vom WDR applaudiert. Der die Premiere auslöste, daß sich Moderator Thomas Roth in den Tagesthemen für eine von Lielischkies zu verantwortende antirussische Falschmeldung entschuldigen mußte.

Udo Lielischkies @ULielischkies  ·  3 Std. Vor 3 Stunden

#MH17: Mehr Indizien für ein russ. BUK-System! https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2015/01/17/new-images-of-the-mh17-buk-missile-launcher-in-ukraine-and-russia/ … https://www.youtube.com/watch?v=wVl_wY7glSk … #MH17

https://twitter.com/ULielischkies/status/556566418108735489

Daß weder dem WDR noch der ARD seine parteiische Twitterei peinlich ist, ist bezeichnend. Lielischkies scheint der bevorstehenden Kiew-Militär-Aktion gegen den Osten des Landes ja geradezu entgegenzufiebern, während unsere Regierung trotz der Mobilisierungswellen noch so tut, als glaube sie an einen Friedenswillen Kiews. Und wen er retweetet, von Euromaidan über Conflict Report, Bellingcat und Aric Toller, spricht ebenfalls für sich. Dieser entsprechend bebilderte Theiner-Tweet, den er am 17.1.2015 retweetete, drückt womöglich aus, worauf er hofft:

Thomas C. Theiner@noclador

#Ukraine army preparing to enter #Donetsk in force. If executed swiftly & ruthless then Donetsk will fall in hours.

https://twitter.com/noclador/status/556577930252681217

Ich mache natürlich weiter.

(Fortsetzung folgt)

Und zwar hier:

https://gabrielewolff.wordpress.com/2015/05/24/ukraine-informationskrieg-um-mh-17-4/

Und zwar hier

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Ukraine – quo vadis? (II)

Glanz und Gloria

Fortsetzung von:

https://gabrielewolff.wordpress.com/2014/06/20/ukraine-quo-vadis/

Eigentlich müßte die Frage mittlerweile erweitert werden: Europa ­– quo vadis? Und noch eigentlicher müßte man feststellen, daß es sich hierbei um eine rhetorische Frage handelt, denn die Antwort liegt auf der Hand. Europa ist dabei, sich zum selbstzerstörerischen Anhängsel der USA und der NATO zu degradieren und auf diesem Weg Vernunft gegen Paranoia, Wahrheit gegen Lüge und Moral gegen eine doppelte Buchführung einzutauschen, bei der der Einsatz von schwerstem Kriegsgerät gegen Zivilisten wahlweise Entsetzen (die Opfer des MH 17 Fluges und die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen), wahlweise vollkommene Indifferenz (die ostukrainische Zivilbevölkerung) auslöst.

Wie empört hat Europa reagiert, als mit Jörg Haider ein Rechter in der österreichischen Regierung wirkte; und wie dröhnend ist sein Schweigen gegenüber Kiew, das seine entfesselte nationalistische Soldateska so wenig im Griff hat wie den rechtsradikalen Rada-Abgeordneten Oleg Lyashko, der auf seine eigene Art in den „befreiten Gebieten“ aufräumt.

Begleitet wird dieses Szenario durch einen transatlantischen Unisono-Mainstream in privaten wie auch öffentlich-rechtlichen Medien, der von allen journalistischen Tugenden verlassen ist, um es milde auszudrücken. Man könnte ihn als bellizistischen Kampagnenjournalismus bezeichnen, will man den treffenderen Begriff Propaganda vermeiden. Jeder Vorwurf gen Moskau wird als Tatsache behandelt, obwohl es keine Beweise gibt. Für nichts gibt es Beweise: weder für Ausrüstungslieferungen an die Rebellen noch für die Teilnahme russischer Soldaten an deren militärischen Operationen durch die russische Regierung. Daß es russische Staatsangehörige gibt, die auf Seiten der Rebellen kämpfen, daß es Waffenlieferungen gibt, die von russischem Staatsgebiet aus über die poröse Staatsgrenze in die Ukraine gelangen, dürfte zutreffen. Eine Verbindung zur Regierung ist damit allerdings noch nicht gezogen. Moskau solle die Grenze sichern, lautet eine der Forderungen des Westens. Moskau solle seine Soldaten von der Grenze abziehen, eine andere. Was also soll Putin tun? Und wie steht es um seine Einflußmöglichkeiten auf die bunt zusammengewürfelten Milizen der Regierungsgegner?

Da es bis heute noch nicht einmal Beweise für die behaupteten täglichen Unterstützungslieferungen Rußlands für die „Separatisten“ gibt, schien die große Stunde gekommen, als der britische Guardian-Journalist Shaun Walker am 15.8.2014 (zuvor per Twitter am 14.8.2014) verbreitete, er habe, auf russischem Staatsgebiet befindlich, 23 Militärfahrzeuge nebst Begleitfahrzeugen beobachtet, wie sie am späten Abend des 14.8.2014 über die Grenze in die Ukraine hineingefahren seien:

Aid convoy stops short of border as Russian military vehicles enter Ukraine

Armoured personnel carriers and support vehicles cross the border, while the 280-truck convoy comes to a halt separately

[…]

But, while the trucks came to a halt well short of Ukraine’s border, a different Russian convoy did make the crossing into Ukrainian territory late on Thursday evening.

The Guardian saw a column of 23 armoured personnel carriers, supported by fuel trucks and other logistics vehicles with official Russian military plates, travelling towards the border near the Russian town of Donetsk – about 200km away from Donetsk, Ukraine.

So @RolandOliphant and I just saw a column of APCs and vehicles with official Russian military plates cross border into Ukraine.

— Shaun Walker (@shaunwalker7) August 14, 2014

After pausing by the side of the road until nightfall, the convoy crossed into Ukrainian territory, using a rough dirt track and clearly crossing through a gap in a barbed wire fence that demarcates the border. Armed men were visible in the gloom by the border fence as the column moved into Ukraine. Kiev has lost control of its side of the border in this area.

The trucks are unlikely to represent a full-scale official Russian invasion, and it was unclear how far they planned to travel inside Ukrainian territory and how long they would stay. But it was incontrovertible evidence of what Ukraine has long claimed – that Russian troops are active inside its borders.

http://www.theguardian.com/world/2014/aug/14/russian-military-vehicles-enter-ukraine-aid-convoy-stops-short-border

Schade, daß es offenbar schon zu dunkel war, um dieses nicht näher lokalisierte Ereignis fotographisch zu sichern. Und wie der Reporter zu der Vermutung kam, daß es sich bei den Insassen um russische Soldaten handele, hat er leider nicht überliefert. Das ist aber auch gar nicht nötig, denn alle, von den Medien über die Politik bis hin zur NATO, stürzten sich auf diesen ersten „Beweis“ und gossen wieder einmal Öl ins Feuer, nachdem Poroschenko persönlich die freudige Nachricht aufgegriffen und volltönend erklärte hatte, daß der überwiegende Teil dieses Militärkonvois vernichtet worden sei. Beweise? Wie immer keine. Nichts über den Ort des Gefechts, nichts über den Truppenteil, der beteiligt war, nichts zur Anzahl, Staatsangehörigkeit oder zum militärischen Status der Gegner, nichts zur Zahl der Toten, Verwundeten oder Gefangenen.

Freitag, 15.08.2014 – 18:17 Uhr

Kiew – Eskalation in der Ostukraine: Nachdem dort eine russische Militärkolonne die Grenze durchbrochen hat, meldet die ukrainische Armee nun, die meisten Fahrzeuge der Kolonne seien zerstört worden. Das teilte das Büro des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko mit. Demnach erfolgte der Artillerieangriff auf die gepanzerten Truppentransporter und Militärlastwagen bereits in der Nacht zum Freitag.

Ein Teil des Konvois „existiert nicht mehr“, bestätigte auch ein Militärsprecher. Auf der Internetseite des ukrainischen Präsidentenamtes hieß es, ein „bedeutender Teil“ des Verbandes sei durch Artillerie zerstört worden. Dies habe Poroschenko auch dem britischen Premierminister David Cameron mitgeteilt.

Das russische Verteidigungsministerium weist die ukrainischen Berichte zurück. So zitiert Reuters die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosty. Weil keine Militärfahrzeuge über die Grenze gefahren seien, habe das ukrainische Militär sie dort auch nicht zerstören können.

Von Seiten der Uno kann der Vorfall an der Grenze nicht bestätigt werden: „Wir haben von den Berichten in der Ukraine gehört, können sie jedoch nicht unabhängig bestätigen. Wir verfolgen die damit verbundenen Entwicklungen genau“, sagte Uno-Sprecher Farhan Haq. Berichte wie diese verdeutlichten den dringenden Bedarf, dass die Lage so schnell wie möglich deeskaliert werde und Lösungen durch Dialoge gefunden würden.

[…]

Auch Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bestätigte später die Grenzüberquerung. „Ich kann bestätigen, dass wir vergangene Nacht einen russischen Einmarsch über die ukrainische Grenze beobachtet haben“, sagte Rasmussen in Kopenhagen. „Ich kann bestätigen, dass wir einen kontinuierlichen Zustrom von Waffen und Kämpfern aus Russland in die Ostukraine beobachten.“ Das sei ein klares Anzeichen für eine fortdauernde Beteiligung Russlands an der Destabilisierung der Ostukraine.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-truppen-greifen-russischen-konvoi-an-a-986396.html

Sind die alle noch bei Sinnen? Ungeprüft auf eine windige Reporter-Meldung und die übliche Kiew-Propaganda hereinzufallen?

Großbritannien bestellte den russischen Botschafter Alexander Jajowenko in London ein. Frankreichs Präsident François Hollande rief Moskau auf, die „territoriale Integrität“ der Ukraine zu respektieren.

Die EU-Außenminister drängten Russland, „alle Feindseligkeiten“ an der Grenze zur Ukraine umgehend einzustellen. Insbesondere müsse der Fluss von Waffen, Militärberatern und bewaffneten Kräften gestoppt und die Truppen von der Grenze zurückgezogen werden, forderten die Minister nach einem Sondertreffen in Brüssel. Der britische Außenminister Philip Hammond warnte vor „sehr ernsten Konsequenzen“, sollten sich die Berichte über die Kolonne bestätigen.

http://web.de/magazine/nachrichten/ausland/ukraine-krise/19214802-russischer-militaerkonvoi-angeblich-ukraine.html#.A1000145

Das russische Dementi geriet zur Nebensache:

 Defense Ministry denies reports military column crossed into Ukraine

Published time: August 15, 2014 13:56
Edited time: August 15, 2014 19:16

Russia’s Defense Ministry has denied Kiev’s report that it “destroyed the Russian military column” which allegedly crossed into Ukraine, saying that no such column ever existed.

No Russian military column that allegedly crossed the Russian-Ukrainian border at night or during the day ever existed,” said Major General Igor Konashenkov, a spokesman for the Russian Defense Ministry.

The best scenario would be, the official said, if it was a “phantom” that the Ukrainian military destroyed “rather than refugees or their own servicemen.”

“Such statements – based on fantasies, or journalists’ assumptions, to be precise – should not be subject for a serious discussion by top officials of any country,” Konashenkov said.

The Defense Ministry’s comment comes shortly after Ukrainian President Petro Poroshenko announced that his country’s artillery had destroyed a “significant” number of Russian military vehicles that allegedly crossed into Ukraine on Thursday night. Reports of the alleged incident had appeared in several Ukrainian and Western media outlets.

[…]

In an article published by The Guardian, reporter Shaun Walker said he “saw a column of 23 armored personnel carriers, supported by fuel trucks and other logistics vehicles with official Russian military plates, traveling [toward] the border near the Russian town of Donetsk.” Late on Thursday the convoy “crossed into Ukrainian territory,” he said. However, no photographic or video evidence of the incident was presented either in his article or in his Twitter feed. The photograph published with the text was taken on Russian territory.

The Telegraph also reported that “at least 23” Russian vehicles had crossed into Ukraine. The report is accompanied by a video also filmed on Russian territory.

http://rt.com/news/180584-border-russian-military-troops/

Die Tagesschau hielt wegen der vermeintlichen russischen „Invasion“ sogar eine Sondersendung zum Thema für erforderlich; ihre bewährte Mitarbeiterin Atai durfte sich als distanzlose Pressesprecherin von Poroschenko profilieren, die dessen Angaben über eine Zerstörung des Militärskonvois vortrug und daran anknüpfend die Bewertung vornahm, daß es sich nach Einschätzung Poroschenkos hier wohl um ein alltägliches Ereignis handele. Der ebenso bewährte Lielischkies, zugeschaltet aus Moskau, brachte es fertig, das klare Dementi aus dem Kreml zu verschweigen. Stattdessen trug er die (natürlich lächerlichen) Befürchtungen des russischen Außenministeriums vor, rechtsextreme ukrainische Kräfte könnten den russischen Hilfs-Konvoi angreifen, sobald er sich auf ukrainischem Boden bewege. Die Agentur Interfax habe bestätigt, daß in Lugansk rechte Kräfte festgenommen worden seien, denen derartige Planungen vorgeworfen werden. Was das mit dem Militärkonvoi zu tun hat? Nichts.

Offenbar Angriffe auf Militärfahrzeuge in Ukraine: G. Atai und U. Lielischkies mit Details

15.08.2014 18:20 Uhr

http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-17281~_parentId-ondemand100.html

SPIEGEL und SPON, üblicherweise auf knallchargigem anti-Putin-Kurs, leisten sich sehr selten auch mal nachdenklichere Artikel. Und so durfte mit Christian Neef ein Journalist die Lage analysieren:

Ukraine-Konflikt: Wenn Hysterie brandgefährlich wird

Samstag, 16.08.2014 – 16:09 Uhr

Von Christian Neef, Donezk

[…]

Freitagabend mussten Zuschauer und Leser im Westen glauben, in der Ostukraine sei der Casus Belli erreicht: Eine Meldung von der teilweisen Vernichtung eines „russischen Militärkonvois“ auf ukrainischem Gebiet durch die ukrainische Armee machte die Runde. Auch SPIEGEL ONLINE griff die Nachricht auf und sprach von einem Angriff auf den Militärkonvoi. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen „bestätigte“ in seiner wie üblich vorpreschenden Art sofort den „Einfall“ der russischen Armee in die Ostukraine. Die Amerikaner sprachen ebenfalls von einer „russischen Militärintervention“. Weltweit rutschten die Börsenkurse ab.

Es war ein Beispiel, wie in diesem Krieg Hysterie immer mehr die sachliche Analyse der Situation verdrängt. Hysterie ist in militärischen Konflikten wie diesem brandgefährlich.

[…]

Militärkolonnen wie diese überqueren seit Beginn des Konflikts fast jeden Tag die russisch-ukrainische Grenze und fahren in die „Volksrepubliken“ von Donezk und Luhansk, um dort die Separatisten zu unterstützen. Es ist kaum anzunehmen, dass am Steuer der Fahrzeuge russische Soldaten sitzen – es dürften russische Freiwillige oder Rebellen sein. Ist die Kolonne vom Freitagmorgen aber auch wirklich „vernichtet“ worden, wie behauptet wurde?

Das ist eher fraglich. Komischerweise war vom Kiewer Stab der sogenannten Anti-Terror-Operation dazu stundenlang nichts zu hören. Erst gegen Abend meldete das Büro von Präsident Petro Poroschenko – und nicht etwa der zuständige Militärstab – die „teilweise“ Vernichtung der Kolonne. Bilder davon hat die Regierung in Kiew bis heute nicht vorgelegt, auch die Amerikaner haben offenbar keine. Die besagte Kolonne ist inzwischen zudem von allen ukrainischen Nachrichtenseiten verschwunden.

So bleibt der Eindruck: Ja, den Einmarsch der 23 Fahrzeuge hat es tatsächlich gegeben, den Angriff möglicherweise aber nicht. Denn Kiew reagierte überhaupt erst, nachdem die Meldungen der beiden britischen Korrespondenten die Runde gemacht hatten. Eigentlich sollte es umgekehrt sein: Die eigene Aufklärung stellt das Eindringen der Fahrzeuge fest und berichtet darüber der Öffentlichkeit.

Die ukrainische Agentur UNIAN meldete aber erst um 12.06 Uhr, der „Anti-Terror-Stab“ habe – offenbar auf Nachfrage – das Eindringen russischer Militärfahrzeuge „bestätigt“. Sie seien „nicht sehr zahlreich“ gewesen, die genaue Zahl der gepanzerten Wagen und Lkw festzustellen, sei „den Aufklärern nicht gelungen“. Erst um 17.51 Uhr zitierte die Agentur die Worte von Präsident Poroschenko, wonach „ein bedeutender Teil der eingedrungenen Militärtechnik“ zerstört worden sei.

Hatte Kiew hier auf einmal nur die Chance erkannt, einen großen Propagandacoup gegen Russland zu landen? Und auf diese Weise, wie sich dann herausstellte, erst so richtig Öl ins Feuer gegossen und die ganze Welt in Aufruhr gebracht? Beobachter in Donezk konnten in den vergangenen Tagen mehrfach die Feststellung machen, dass so manche Mitteilung der Kiewer Militärs nicht stimmt. Oder zumindest nicht exakt ist.

[…]

Unübersehbar ist: In Kiew wie in Moskau gibt es Besonnene und Unbesonnene. Und es wird immer schwieriger, in diesem Krieg in der Ostukraine Wahres von Unwahrem zu unterscheiden. Darin liegt eine zusätzliche Gefahr, dass der Konflikt völlig außer Kontrolle gerät.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-und-militaerkonvoi-gab-es-einen-angriff-a-986481.html

Ja, Kiew eilt militärisch von Erfolg zu Erfolg – das erinnert an die Frontbegradigungsberichte der Wehrmacht; erstaunlich, daß die Kämpfe immer noch nicht beendet sind. Die Gegenseite prahlt nicht minder haltlos, um ihre Schlagkraft zu behaupten:

17. August 2014, 08:39

Angeblich 30 Panzer und 1.200 Kämpfer aus Moskau – USA sehen „anhaltende Militärintervention“ in der Ukraine – Heftige Kämpfe zwischen Armee und Separatisten

Donezk/Luhansk/Moskau – Die Separatisten in der Ostukraine erhalten nach eigener Darstellung massive militärische Unterstützung aus Russland. 30 Panzer sowie 1.200 auf russischem Gebiet ausgebildete Kämpfer seien zur Verstärkung gekommen, verkündete ihr Anführer Alexander Sachartschenko in einem Video auf einer den Separatisten nahestehenden Internetseite (übersetzt vom „Telegraph„). Die russische Führung hat eine direkte Beteiligung am Konflikt in der Ostukraine immer bestritten. Der Kreml teilte mehrfach mit, es sei möglich, dass Freiwillige zum Beispiel aus dem Nordkaukasus aus eigener Initiative aufseiten der Separatisten kämpfen könnten.

http://derstandard.at/2000004413943/Separatisten-bestaetigen-militaerische-Unterstuetzung-aus-Russland

Natürlich auch schon von Moskau dementiert. Zur Orientierung in diesem Desinformations-Chaos beider Seiten sei empfohlen, erst einmal skeptisch zu sein.

Nachdem zuvor der Hilfskonvoi, den Rußland auf den Weg gebracht hat, in Kiew und im Westen zu Verlegenheit, Abwehr, Hysterie und wilden Verdächtigungen ob eines Trojanischen Pferdes geführt hatte, obwohl Moskau mit allen Bedingungen – Wahl der Route durch Kiew, vorherige Kontrolle der Ladung, Verteilung der Güter durch das Internationale Rote Kreuz – einverstanden gewesen war, markiert diese vemeintliche verdeckte  „Invasion“ einen weiteren Tiefpunkt in der medialen wie politischen Behandlung von Vermutungen.

Sind die alle noch bei Trost?

Warum analysiert niemand, aus welchen Gründen Kiew sich zunächst tatsächlich so sehr gegen die Hilfslieferungen sträubte, die die notleidende Bevölkerung insbesondere in Lugansk (deren Leid sie erst verursacht hat) so dringend braucht?

Zumindest in einem Artikel gab es einen Hinweis:

Die russische Kolonne aus 280 Lastwagen habe bei Kamensk-Schachtinski auf einem Feld angehalten, sagte der epa-Fotograf. Von dort kann der Konvoi direkt auf ein Gebiet fahren, das von prorussischen Separatisten kontrolliert wird. Kiew hatte diese Variante zuletzt nicht ausgeschlossen. Eine Route über Charkow wurde verworfen, weil Kiew Angriffe von Radikalen auf den Konvoi fürchtet.

http://web.de/magazine/nachrichten/ausland/ukraine-krise/19213326-wladimir-putin-krim-ukraine-blutigem-chaos-versunken.html#.news_spotlight.Ukraine%20%22in%20Chaos%20versunken%22.272.1221

Dem entspricht diese russische Meldung vom 15.8.2014:

Aid convoy to Ukraine faces disruption, may be attacked – Russia

Published time: August 15, 2014 15:18
Edited time: August 15, 2014 18:21

Moscow has information that the convoy delivering humanitarian aid to eastern Ukraine may be attacked by Kiev’s forces, with the “punitive” Aidar Battalion planning to mine the road that the vehicles will use, the Russian Foreign Ministry says.

On Friday, Moscow accused Ukraine of attempting to disrupt the humanitarian aid convoy now that the preparations for its delivery have reached their final stages and all key issues have been agreed upon.

“We draw attention to the sharp intensification of military actions by Ukrainian forces with the obvious goal to block the route, agreed upon with Kiev, of the humanitarian convoy from the Russia-Ukraine border to Lugansk,” the Foreign Ministry said in a statement.

In Moscow’s view, all this gives the impression that there are people both in Ukraine and abroad who are willing to disrupt the humanitarian mission, even “at the cost of new casualties and destruction.”

Those nurturing such criminal plans are taking huge responsibility for their consequences,” the ministry said.

[…]

http://rt.com/news/180664-ukraine-russian-humanitarian-convoy/

So sieht es aus: Kiew hat die nationalistischen Schwadronen, derer es sich bei der Niederschlagung der Erhebung bedient und bedienen muß, in keiner Weise im Griff und zieht es daher vor, den Konvoi durch Separatisten-Gebiet fahren zu lassen. Andererseits hat die Regierung verkündet, Lugansk sei vollständig eingekreist, was vermutlich ebenfalls nicht stimmt, denn ansonsten hätte es keinen Sinn, den Konvoi in ein Separatistengebiet, wo er sicher ist, hineinfahren zu lassen. Es muß also auch noch von Regierungsgegnern beherrschte Korridore geben, die die Sicherheit des nun unter der Schirmherrschaft des Internationalen Roten Kreuzes stehenden Konvois, anders als Kiew, gewährleisten.

Denn mittlerweile blendet der Westen die Rolle der Nationalisten im Staatsgefüge der Ukraine nicht mehr aus, wie das der Fall war, als sie noch als „Maidan-Selbstverteidigungsgruppen“ bagatellisiert wurden. Mittlerweile ist beispielhaft das internationale rechtsextreme Asow-Bataillon in die Kritik westlicher Medien geraten:

Reportage aus Donezk
Neonazis für den Häuserkampf

Von Christian Esch

Die ukrainische Armee rückt auf Donezk vor, den Hauptsitz der Separatisten. Einheiten aus Freiwilligen sollen die Soldaten dabei unterstützen, die Stadt zu erobern – darunter ist auch ein Bataillon von Rechtsradikalen.
Am Rand der Industriestadt Donezk, an einem heißen Augustabend, haben sich plötzlich die Tore Walhallas geöffnet. Jetzt sitzt an Odins Tafel der junge Sergej Grek, Spitzname Balagan („Schabernack“). Balagan ahnte nicht, dass er im Vorort Marjinka in einen Hinterhalt geraten würde. Zusammen mit seinen Kameraden vom Bataillon „Asow“ ging er hinter einem Panzer der ukrainischen Armee her, als eine Sprengladung ferngezündet wurde. Die Explosion riss ihm ein Bein ab.
Nun liegt der tote Balagan im offenen Sarg, aufgebahrt in der Mittagshitze in Ursuf, dem Stützpunkt seines Bataillons. Am Kopfende weht die Fahne mit der Wolfsangel-Rune. Bataillonskommandeur Andrej Belezki hält vor dreihundert Kämpfern eine kurze Ansprache: Balagan habe gelebt wie ein Mann und sei gestorben wie ein Mann, sagt er, Balagan bereue nichts! „Versprechen können wir ihm nur eins“, sagt Belezki und schaut auf den Sarg – „dass wir ihn rächen bis zum letzten Mann!“ Dann wird in die Luft geschossen, und in langer Reihe nehmen sie Abschied. Die Männer heben den rechten Arm eckig vor die Brust, fast keiner bekreuzigt sich. Sie haben es nicht so mit dem Christentum. Sie haben andere Götter.
[…]

http://www.berliner-zeitung.de/politik/reportage-aus-donezk-neonazis-fuer-den-haeuserkampf,10808018,28084600,item,0.html

Lohnenswerte Lektüre.

Mitarbeiter des Telegraph haben dieses Azow-Freikorps mit seinen ausländischen Söldnern ebenfalls besucht – und sind entsetzt:

http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/ukraine/11025137/Ukraine-crisis-the-neo-Nazi-brigade-fighting-pro-Russian-separatists.html

Wer und wie für dieses Bataillon. in dem auch Putin-hassende Russen dienen, aus dem westlichen Ausland rekrutiert wird, erhellt dieser Artikel:

Ukraine: Ehemaliger Söldner von Blackwater vermietet Lizenz zum Töten

Von Jürgen Apitzsch – Am 15. Aug. 2014

Zum Kill In in die Ostukraine. Wer gerne mal ungestraft Menschen töten möchte, ist den Auftragskillern in der Ukraine herzlich willkommen – gegen Bares, versteht sich

Preisliste des Todes

Eine faschistische Safari der besonderen Art bietet der US- Söldner Stan Patton auf seinem Twitter- Account an. Wer krank genug ist, um auf hilflose Menschen in der Ostukraine schießen zu wollen, kann sich die dazu nötigen Werkzeuge direkt vor Ort mieten. Der ehemalige Blackwater- Mietkiller, der bei Twitter mit deren Firmenlogo, der Bärentatze, wirbt, hat auch sogleich eine Preisliste parat. Ein einzelner Schuss aus einer Haubitze ist für 100 Dollar zu haben. Teurer zu Buche schlägt ein Schuss aus einem Panzer mit 200 Dollar. Wer sich sogar 350 Dollar pro Schuss leisten kann, darf dafür ein Dorf beschießen. Ein ebenso ekelhaftes, wie auch bekanntes Buisiness. Bereits während des Jugoslawienkrieges wurde von dieser Praxis berichtet.

Don Francesco Fontana

Einer der Safaritouristen, der 53 jährige Italiener Francesco Fontana, firmiert derzeit unter dem Codenamen Don und ist offenbar zufrieden mit der Zahl seiner ‘Abschüsse’: „Wir, die Volontäre, bekommen kein Geld. Ich habe selbst für mein Flugticket bezahlt, um in die Ukraine zu gelangen. Von einer solchen Erfahrung habe ich mein Leben lang geträumt. Hier ist kein Platz für Gefühle. Das ist Krieg und ich bin gekommen, um zu töten.“ Der ehemalige Manager hatte sogar seinen Job bei einem Autohaus aufgegeben, um seinem unmenschlichen Hobby zu frönen. Identifiziert worden war der Mann anhand eines Tattoos am Hals.

[…]

Nachdem Fontana angereist war, wurde er dem Bataillon Azov zugeordnet, welches auf Wunsch der Berater aus Washington extra für ausländische Kämpfer angelegt worden war.

Der Anführer dieser ‘Slawischen Garde’ Wladimir Rogov hierzu: „Diese Leute verheimlichen noch nicht einmal, dass sie hier sind, um einfach die Zivilisten zu töten. Die Ukrainer sind für sie wie Papua, oder besser, wie Tiere. Im Grunde kaufen sie eine Lizenz, um hier Menschen abzuschießen, sogar mit Haubitzen, Panzern und so weiter.“

[…]

http://www.neopresse.com/politik/ukraine-ehemaliger-soeldner-von-blackwater-vermietet-lizenz-zum-toeten/

Zu abenteuerlich? Propaganda? Der Artikel ist gut belegt.

Die ARD-Frontfrau Golineh Atai verteidigt diese rechtsextreme Azow-Truppe stoisch, zumal der Justizminister betont, daß diese Leute der Regierung und deren Regeln unterstehen: dann ist ja alles easy. Außerdem, so Golineh Atai entsprechend der westlichen Sprachregelung, seien es ja nur einige hundert Leute, von denen 12 leider umgekommen seien – wobei deren Harmlosigkeit damit belegt werden soll, daß sie mit einem „einfachen Bus“ zur Front unterwegs gewesen seien:

https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=3ao3s0PGBWo

Daß es einen angesichts einer solchen „Berichterstattung“ gruselt, versteht sich von selbst.

Solange die USA, die sich Fracking-Rechte in der Ost-Ukraine um Slawjansk gesichert haben, von denen es durch die Entvölkerung des Donbass profitiert, dieses Regime noch stützt, ist Kritik an Kiew offenbar nicht opportun. Da mag Amnesty International noch so sehr anprangern:

Amnesty International kritisiert in einem Bericht die menschenrechtswidrigen Vergehen des rechtsextremen Politikers Oleh Ljaschko, der mit seinen eigenen Videos selbst Beweise liefert.

Amnesty International (AI) prangert in einem Bericht die sich rasant verschlechternde Menschenrechtssituation in der Ostukraine an. Dem Bericht zufolge häuften sich vor allem in den letzten Monaten Beweise für Entführungen und Gewaltausschreitungen in der Region. Ein Großteil der Menschenrechtsverstöße wurde laut Amnesty International zwar von prorussischen Separatisten verübt, doch steige auch die Beweislast für Verbrechen proukrainischer Milizen.

Ukrainischer Politiker prahlt mit Gewaltvideos

Besonders oft fällt in diesem Zusammenhang der Name Oleh Ljaschko, eines gewählten Volksvertreters der Radikalen Partei, der sich eigentlich für Recht und Ordnung in der Ukraine einsetzen sollte. Stattdessen handelt er laut Amnesty International nach seinen eigenen Gesetzen. Sein Leitspruch – den er oft auch zu wörtlich nimmt – lautet: „Ruhm der Ukraine, Tod den Besatzern!“

Amnesty International beschuldigt den ultranationalistischen Parlamentsabgeordneten schwerer Menschenrechtsverstöße – das Beweismaterial dafür findet sich paradoxerweise auf seiner eigenen Homepage: Oleh Ljaschko veröffentlichte in den letzten Monaten regelmäßig Videos von Entführungen, Misshandlungen und Überfällen. Sie zeigen, wie Ljaschko – der immer von einer Gruppe maskierter und bewaffneter Männer umgeben ist – in öffentliche und private Gebäude eindringt, Separatisten und Privatpersonen entführt und misshandelt. Morddrohungen, Folter und Erniedrigung sind auf diese Weise zu seinem Markenzeichen geworden.

[…]

http://derstandard.at/2000004225985/Ruhm-der-Ukraine-Tod-den-Besatzern

Oder Human Rights Watch:

Raketenangriff in Donezk: Human Rights Watch wirft Kiews Armee Kriegsverbrechen vor

[…]

New York/Kiew – Es geht um vier Raketenangriffe zwischen dem 12. und 21. Juli in der Großstadt Donezk im Osten der Ukraine. Mindestens 16 Menschen starben. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, kurz HRW, wirft ukrainischen Truppen vor, bei ihren Attacken zielungenaue Raketen vom Typ “Grad” eingesetzt zu haben – und das in dem Gebiet der Millionenstadt.
Dies verstoße gegen internationales humanitäres Recht und könne als Kriegsverbrechen geahndet werden, so die Menschenrechtler. “‘Grad’-Raketen sind bekanntlich ungenaue Waffen, die nicht in bewohnten Gebieten eingesetzt werden sollten”, sagt Oleg Solvang von HRW. (Den ausführlichen Bericht der Menschenrechtler mit Video- und Bildmaterial finden sie hier).

http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-human-rights-watch-wirft-kiews-armee-toeten-von-zivilisten-vor-a-982825.html

Die USA, die ja auch die CIA mit ihren Folterprogrammen gewähren ließ, kümmert das nicht:

Marie Harf

Deputy Spokesperson
Daily Press Briefing

Washington, DC

August 14, 2014

[…]

QUESTION: Okay, great. So at the same time, it seems like the city of Donetsk has come under some heavy shelling —

  1. HARF: Yes.

QUESTION: — apparently by Ukrainian forces. Do you have any comment on that?

  1. HARF: We do. We’re watching that. Obviously, we’ve stressed the importance of showing restraint to minimize casualties among the civilian – the local population. Ukrainian forces are seeking to dislodge the separatists from Luhansk and Donetsk. The separatists, as we’ve seen, have chosen to operate from heavily populated areas. We’ve called on the Ukrainians to take every step to avoid the local population as they try to free the city from the separatists.

QUESTION: But do you support the specific use of heavy artillery that could carry the risk of civilian casualties in order to do that?

  1. HARF: We’ve called on them not to use weapons that could increase that. But again, we’re very supportive of the Ukrainians here. It’s a tough fight they’re in, and we do think that the ultimate goal here needs to be these cities not being under the control of the separatists.

http://www.state.gov/r/pa/prs/dpb/2014/08/230614.htm#RUSSIA

Der Zweck heiligt die Mittel – wer sich in Europa und in Deutschland jetzt noch auf eine Wertegemeinschaft des Westens beruft, ist ein Heuchler. Wer es aushält, möge sich dieses Video, aufgenommen am 15.8.2014 in einem Vorort von Lugansk, ansehen.

http://www.liveleak.com/view?i=063_1408119390

Oder dieses vom 14.8.2014 aus Donezk:

https://vk.com/ers2152?z=video234075632_169849259%2Fd00f573f79398c1ba7

Lugansk, 5.8.2014

https://www.youtube.com/watch?v=0P8exx-ekbw

12-05-07 Taube 4

Der frühere Vorstandsvorsitzende der Thyssen AG, Dieter Spethmann, hat am 14.8.2014 erlebt, was passiert, wenn man bei FAZ-Net einen Kommentar schreibt, der daran, an diese Wertegemeinschaft, erinnert; hier sein Kommentar:

‚Seit Monaten zeigen die deutschen Medien hinter dem Kiew-Ministerpräsidenten Jazenjuk die ukrainische Flagge und die der EU, obwohl die Ukraine nicht Mitglied der EU ist. Das Regierungshandeln in Kiew erfolgt also im Zeichen der EU, mithin mit Billigung der EU, auch der Krieg gegen die eigene Bevölkerung im Osten. Hat dagegen schon mal jemand im Namen der EU protestiert? Mir nicht bekannt. Oder im Namen der Bundesrepublik Deutschland? Mir auch nicht bekannt. Also akzeptiert man in Brüssel und Berlin zumindest stillschweigend, dass die Kiew-Regierung mit schwerem militärischen Gerät (Flugzeugbomben und Artillerie) gegen die eigene Bevölkerung vorgeht. Frau von der Leyen, von Frau Merkel wegen ‚Krieg oder nicht Krieg‘ offenbar im Besitz weitestgehender Vollmachten, sollte sich das Urteil des Nürnberger Gerichtshofes von 1946 ansehen. Es enthält nicht nur Todesurteile, sondern auch Maßstäbe, die bis heute gelten.‘

http://www.ef-magazin.de/2014/08/14/5647-dokumentation-krieg-im-zeichen-der-eu

Der Kommentar wurde binnen Stunden von FAZ-Net gelöscht.

Zuflucht fand er bei dem Internet-Magazin „eigentümlich frei“ – und er schrieb, in Erwartung weiterer Löschungen durch die stramm transatlantische FAZ, die sich von Recht und Moral nicht weiter beirren lassen möchte, einen Brief an Bundestagsabgeordnete, der ebenfalls bei ef unter diesem Link veröffentlicht worden ist. Darin geht es um folgende Punkte:

Beispiel eins: Auf dem ‚Majdan‘ wurden von Scharfschützen mindestens 150 Menschen getötet. Vielleicht hatten Putschisten ihre Hand im Spiel. Ist staatliche Aufklärung erfolgt? Nein.

Beispiel zwei: In Odessa wurden 40 oder mehr Bürger von Kiew-Anhängern in ein Haus getrieben und dann in Brand gesetzt. Ist staatliche Aufklärung erfolgt? Nein.

Beispiel drei: Der Abschuss des Fluges MH 17 mit rund 300 Toten am 17. Juli. Ist staatliche Aufklärung erfolgt? Vermutlich bis ins Detail hinein, aber dem Bürger bis heute verborgen geblieben.

Und jetzt also der Konvoi. Es ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, den leidenden ukrainischen Bürgern dessen Hilfe vorzuenthalten.

Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, daß man gegen das vereinte Kriegsgeschrei von FAZ, ZEIT, BILD, SPIEGEL, SPON, SÜDDEUTSCHE, WELT & Co. noch etwas bewirken kann. Jakob Augstein nutzt seine Stellung als Kolumnist jedenfalls weidlich aus:

Krieg in Gaza, der Ukraine und im Irak: Waffen! Waffen! Waffen!

Donnerstag, 14.08.2014 – 15:14 Uhr

Eine Kolumne von Jakob Augstein

Ukraine, Gaza, Irak: Jeder weiß, Gewalt wird die Probleme dort nicht lösen. Dennoch findet die Gewalt kein Ende – und auf die eine oder andere Weise mischt Deutschland überall mit. Eine neue Kultur des Krieges breitet sich aus. Wir müssen uns ihr entgegenstellen.

Es herrscht Krieg. Niemals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs traf das mehr zu als heute. Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung zählt mehr bewaffnete Konflikte denn je. Eine neue Kultur des Krieges ist auf dem Vormarsch. Auch Deutschland soll die Bomben wieder lieben lernen. Politiker und Medien wollen den Deutschen ihren Pazifismus abgewöhnen. Wer Gewaltlosigkeit predigt wie Margot Käßmann wird zur lächerlichen Figur gemacht. Wir müssen dem Einhalt gebieten. Die Zyniker, die nur noch den Krieg denken können, nicht mehr den Frieden, haben den Kampf um unsere Köpfe begonnen.

Deutschland soll eine neue Rolle in der Welt spielen. Der Bundespräsident sagt das, die Verteidigungsministerin und der Außenminister auch. Viele Zeitungen schließen sich an. Wie soll diese Rolle aussehen? Etwa so: In Kiew unterstützen wir eine Regierung, die ihre eigene Bevölkerung beschießen lässt. An Israel liefern wir Panzerfäuste und atomwaffenfähige U-Boote, während der Chef der UNO in Verbindung mit den Angriffen auf Gaza von „Verbrechen“ spricht. Und nun will Deutschland sich militärisch im Irak engagieren. „Bis an die Grenzen des politisch und rechtlich Machbaren“, sagt Frank-Walter Steinmeier. Wenn es gilt „einen Genozid zu verhindern“ vielleicht auch darüber hinaus, deutet Ursula von der Leyen an.

[…]

http://www.spiegel.de/politik/ausland/augstein-ueber-die-ukraine-gaza-irak-gewalt-loest-keine-probleme-a-986048.html

Auch Gabor Steingart schreibt wacker gegen diese unerträglich irrationale Hetze an und plädiert für wirtschaftliche Vernunft:

Politik der Eskalation

Der Irrweg des Westens (Ложный путь Запада)

08.08.2014, 13:53 Uhr

Regierung und Medien schalten angesichts der Ereignisse in der Ukraine von besonnen auf erregt um. Aber die Politik der Eskalation schadet deutschen Interessen. Ein Essay auf Deutsch, Russisch und Englisch.

von Gabor Steingart

Ein jeder Krieg geht mit einer geistigen Mobilmachung einher, einem Kriegskribbeln. Selbst kluge Köpfe sind vor diesen kontrolliert auftretenden Erregungsschüben nicht gefeit. „Dieser Krieg ist bei aller Scheußlichkeit doch groß und wunderbar, es lohnt sich ihn zu erleben“, jubelte Max Weber 1914, als in Europa die Lichter ausgingen. Thomas Mann empfand „Reinigung, Befreiung, und eine ungeheure Hoffnung.“

[…]

Blätter, von denen wir eben noch dachten, sie befänden sich im Wettbewerb der Gedanken und Ideen, gehen im Gleichschritt mit den Sanktionspolitikern auf Russlands Präsidenten Putin los. Schon in den Überschriften kommt eine aggressive Verspannung zum Ausdruck, wie wir sie sonst vor allem von den Hooligans der Fußballmannschaften kennen.

Der „Tagesspiegel“: „Genug gesprochen!“ Die „FAZ“: „Stärke zeigen“. Die „Süddeutsche Zeitung“: „Jetzt oder nie“. Der „Spiegel“ ruft zum „Ende der Feigheit“ auf: „Putins Gespinst aus Lügen, Propaganda und Täuschung ist aufgeflogen. Die Trümmer von MH 17 sind auch die Trümmer der Diplomatie.“
Westliche Politik und deutsche Medien sind eins.

http://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/politik-der-eskalation-der-irrweg-des-westens-/10308844.html

Der kritische Monitor-Journalist Georg Restle weicht auf Facebook aus, offenbar, weil ihm im eigenen Haus kein ausreichendes Forum zur Verfügung gestellt wird.

  1. August um 19:12 ·

NATO und die Ukraine: Ein Besuch zur falschen Zeit

Mitten in der Schlacht um Donezk besucht der NATO-Chef die Ukraine. Verspricht militärische Hilfe für die Machthaber in Kiew und demonstriert Rückendeckung durch die NATO. Was immer Rasmussen geritten haben mag, es war definitv der falsche Besuch zur falschen Zeit. Solange das ukrainische Militär laut UNO die Zivilbevölkerung terrorisiert. Solange einige ukrainische Freiwilligenheere auch von dubiosen Nationalisten und Faschisten unterwandert werden. Solange sollte sich der Westen zurückhalten mit symbolischen militärischen Offerten, die allenfalls dazu geeignet sind, weiter Öl ins Feuer eines europäischen Brandherdes zu gießen. Wer Russland wegen seiner Unterstützung für die prorussischen Milizen kritisiert, darf nicht selbst als militärischer Waffenbruder einer Regierung unterwegs sein, die wegen ihrer Kriegsführung international in die Kritik geraten ist.
Wenn es dem Westen tatsächlich um Demokratie und Frieden in der Ukraine geht, dann sollte er auf freie Wahlen im Herbst setzen, auf Hilfen für die vom Krieg geplagte Zivilbevölkerung – und auf Deeskalation. Denn das braucht die ukrainische Bevölkerung im Osten des Landes am allerwenigsten: Zum Spielball eines geopolitischen Planspiels gemacht zu werden, in dem die Falken in Brüssel Morgenluft wittern.

Georg Restle

https://www.facebook.com/monitor.wdr/posts/750543678317908

Alexander Unzicker legt einen großen, so analytisch wie leidenschaftlichen, Kommentar zum Thema vor, der mit vielen weiterführenden Links versehen ist – Pflichtlektüre für Medienschaffende wie Politiker, die ihren Verstand verloren zu haben scheinen.

Die Irrationalität in der Ukraine-Krise gefährdet unsere Demokratie

Alexander Unzicker 15.08.2014

Ein Gastkommentar

Laut Julian Nida-Rümelin lebt die Demokratie von der Vision, dass sich die Öffentlichkeit ein verlässliches politisches Urteil bilden kann (Interview). Wenn dies zutrifft, muss man sich Sorgen machen.

Denn die Meinungsbildung der Öffentlichkeit scheint nach ähnlichen Mustern wie beim Fernsehen zu verlaufen: ein spannender Plot und gute Schauspieler befördern Emotionen und Überzeugungen, Auslassungen oder logische Brüche im Drehbuch spielen dagegen eine untergeordnete Rolle. Nur: die Nachrichten sind auch zu so einer Art von Fernsehen geworden. Die Rede ist von der Ukraine. Es ist nicht eine Krise wie viele andere, ihr Kennzeichen ist eine beunruhigende Irrationalität der Akteure. Wo Verstand und Logik ausgeschaltet ist, ist unsere Demokratie in Gefahr.

[…]

Zu meinem Entsetzen hat sich dies auf den Kopf gestellt. Vergleichen sie auf YouTube die Pressekonferenzen des russischen Verteidigungsministeriums mit den peinlichen Behauptungen der Sprecherin des State Department. Die Rollen des kalten Krieges sind, was Transparenz und Dokumentation betrifft, komplett vertauscht. Es gibt heute Meldungen, die nur auf Rianovosti, Russia Today oder im Internet thematisiert werden, aber nicht in den westlichen Leitmedien, nur Stichworte: Das „Fuck the EU“-Telefongespräch mit der entlarvenden Passage über die Installation von Jazenjuk, die Identität der Maidan-Schützen, die ukrainischen Neonazis, die Brandursache im Gewerkschaftshaus von Odessa, die Bombeneinschläge in der Ostukraine, die Flüchtlingsströme, die nicht nur in der Westukraine, sondern vor allem in Russland ankommen.

Im Westen findet man statt Recherche inszenierte Empörung wie mit den Beschuldigungen zum Flugzeugabsturz von MH 17. Nichts dazu im Folgenden über die black box, nichts über die von Kiew beschlagnahmten Gespräche zum Tower, nichts über den ukrainischen Kampfjet, nichts über die verräterischen Einschusslöcher in den Wrackteilen, stattdessen Rechtfertigen der endlosen Verzögerung der Untersuchung.

Schizophrene Medien

An solchen Nachrichten zu zweifeln, ist nur mehr ein sehr bescheidener Intelligenztest. Immerhin wird er von einigen bestanden, wenn das Niveau im freien Fall ist. Der Tiefpunkt war das „Stoppt Putin“-Cover des Spiegel. Dort, wo sich der Protest entlud, wie auf der Facebook-Seite des Spiegel, machen sich nun wohl die Redakteure auf die Suche nach russischen IP-Adressen von Putin-Trollen. Viel Spaß dabei, aber es gibt einen medizinischen Ausdruck dafür: Realitätsverlust.

[…]

http://www.heise.de/tp/artikel/42/42531/1.html

Der ehemalige Richter des bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, Peter Vonnahme, hat sich der Berichterstattung um den Absturz der MH 17 und der daraufhin beschlossenen Sanktionspolitik mit Ausblick auf Aufrüstung und Präsenz der NATO an den Grenzen zu Rußland angenommen:

MH 17 – der Glaubwürdigkeits-GAU

Zwischen Vasallenpolitik und willfährigen Medien – Von PETER VONNAHME, 15. August 2014 –

[…]

Der Aufsatz ist ein Versuch, die Mechanismen fremdgesteuerter Politik und die geistige Engführung des bundesdeutschen Nachrichtendschungels auszuleuchten. Er versucht, die mediale Spreu vom Weizen zu trennen. Das ist schwierig, weil in (Vor-)Kriegszeiten sogar Tatsachenberichte ideologisch eingefärbt und verfälscht werden. Die traditionellen Medien verlieren rapide an Verlässlichkeit. Umso wichtiger werden Kriterien für die eigene Bewertung von Nachrichten. Deshalb soll der Aufsatz die Beliebigkeit und Einseitigkeit politischer und publizistischer Aussagen anhand richterlicher Überprüfungsroutinen sichtbar machen. Zunächst müssen dazu möglichst viele Informationen gesammelt, auf ihre Plausibilität hin überprüft und gewichtet werden. Aus der Informationsfülle muss sodann von einer gedanklich und strukturell unabhängigen „Instanz“ ein nachprüfbar stimmiges Gesamtbild geformt werden. Unverzichtbar ist dabei, dass bei Bewertungen in jedem Fall die gleichen Maßstäbe angelegt werden. Wünschenswert ist, dass der Bewertende Unstimmigkeiten und Lügen erkennt und den Mut hat, sie als solche zu bezeichnen.
Unvermeidlich ist, dass bei einem solchen Unterfangen auch persönliche Überzeugungen des Verfassers sichtbar werden. Das ist auch so gewollt. Ich bemühe mich um Objektivität, nehme aber in Kauf, dass ich mich trotzdem angreifbar mache.

[…]

http://www.hintergrund.de/201408153197/hintergrund/medien/mh-17-der-glaubwuerdigkeits-gau.html

Nein, er hat sich nicht angreifbar gemacht, steht er doch für diejenigen Werte ein, die den Westen eigentlich auszeichnen sollten, derer er, der Westen,  aber vollständig verlustig gegangen ist. Dafür stehen exemplarisch die Grünen, deren realitätsblinde Maidan-Politikerin Rebecca Harms doch tatsächlich am 13.8.2014 Folgendes über die Lippen brachte [Hervorhebung von mir]:

 Interview vom 13.08.2014

Ukraine-Konflikt“Strategie des Westens kann aufgehen“Rebecca Harms im Gespräch mit Gerd Breker

[…]

Gerd Breker: Russland will den Menschen in der Ostukraine helfen – und dann dieses Misstrauen. Wie erklärt sich das?

Rebecca Harms: Also erstens ist natürlich klar, dass die Menschen in der Ukraine, im Osten, in Donbass, dass die Hilfe brauchen. Zweitens ist aber auch klar, dass diese ganze furchtbare Situation, dass alle diese Kämpfe, die da stattfinden, dass die darauf zurückgehen, dass Russland zuerst die Krim annektiert hat und dann ganz offensichtlich die selbst ernannten Separatisten mit Waffen und allem, was sie gebraucht haben, unterstützt haben, um eben den Osten der Ukraine zu destabilisieren. Und vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass man diesen Hilfskonvoi aus ukrainischer Perspektive auch als Trojanisches Pferd betrachtet.

Breker: Weder die Separatisten noch die ukrainische Armee gehen besonders rücksichtsvoll mit den Zivilisten um. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Seiten Kriegsverbrechen vor.

Harms: Die Organisation Amnesty International hat schon sehr früh einen Bericht veröffentlicht, in dem es um Menschenrechtsverletzungen in großem Umfang gegangen ist. In erster Linie wurden die sogenannten Separatisten angegriffen, aber auch der ukrainischen Regierung und der ukrainischen Armee sind schwere Vorwürfe gemacht worden. Und ich glaube, dass es richtig ist, dass hier immer wieder insistieren, dass die ukrainische Armee eben internationales Recht auch in diesem Einsatz in der Ukraine im Osten respektiert.

„Es wird keine rein militärische Lösung geben“

Breker: Offensichtlich, Frau Harms, setzt aber Kiew derzeit auf eine rein militärische Lösung.

Harms: Es wird keine rein militärische Lösung geben. Es gibt ein politisches Problem, selbst wenn diese Kämpfe da gestoppt werden können, wenn die selbst ernannten Separatisten oder die Milizen, die da auch aus dem Ausland wieder im Einsatz sind im Osten der Ukraine, selbst wenn die gestoppt werden können. Ich glaube, dass es wirklich nur eine politische Lösung geben kann. Und ich meine, es wäre nach wie vor nicht das Richtigste, jetzt humanitäre Hilfe zu leisten, sondern richtig wäre, dafür zu sorgen, dass diese Kampfhandlungen, dass die gestoppt werden. Seit Wochen fordern wir, Nachschub für die Separatisten, dass der gestoppt werden muss, dass ein Waffenstillstand endlich durchgesetzt werden muss. Und davon ausgehend muss man nach einer politischen Lösung in der Ukraine dann suchen.

[…]

http://www.deutschlandfunk.de/ukraine-konflikt-strategie-des-westens-kann-aufgehen.694.de.mhtml?dram:article_id=294419

Wie kann man nur gegen eine sofortige humanitäre Hilfe für Zivilisten sein? Und wieso verschließt eine Grüne die Augen vor der Vasalleneigenschaft Kiews gegenüber den USA? Was fehlt? Genau. Der Aufruf an Kiew, die Kampfhandlungen zu stoppen und sich der rechtsextremen Kräfte zu entledigen. Aber das schafft Kiew offensichtlich nicht mehr.

Ultimatum an Poroschenko: „Rechter Sektor“ droht Kiew mit Feldzug

13:53 17/08/2014

MOSKAU, 17. August (RIA Novosti).

Die ukrainische Nationalistenorganisation „Rechter Sektor“, die die Regierungsarmee bei den Gefechten gegen Regimegegner im Osten des Landes bislang unterstützt, hat der Führung in Kiew mit einer bewaffneten Offensive gedroht, wenn diese ihre Forderungen nicht erfüllen sollte.

In einer am Samstagabend veröffentlichten Erklärung forderte der „Rechte Sektor“ Präsident Pjotr Poroschenko ultimativ auf, binnen 48 Stunden alle festgenommenen Mitglieder der Bewegung freizulassen und die Ermittlungen gegen sie einzustellen. Auch sollten die Behörden die „rechtswidrig beschlagnahmten Waffen“ zurückgeben sowie alle „anti-ukrainischen Kräfte“ aus dem Innenministerium entlassen. „Wenn unsere Forderungen binnen 48 Stunden nicht erfüllt werden, werden wir gezwungen sein, unsere Kampfverbände von der Front abzuziehen, Reservistenbataillone zu mobilisieren und einen Feldzug auf Kiew zu beginnen.“

Der „Rechte Sektor“ hatte zu Jahresbeginn an den Krawallen auf dem Kiewer Protestplatz Maidan teilgenommen. Nach dem Februar-Umsturz kämpfen seine Schläger auf der Seite der Regierungsarmee gegen die Regierungsgegner im Osten der Ukraine. In der vergangenen Woche hat die Kiewer Polizei nach eigenen Angaben 35 mutmaßliche Maidan-Aktivisten wegen bewaffnetem Überfall auf ein Restaurant in der ukrainischen Hauptstadt festgenommen.

http://de.ria.ru/politics/20140817/269314407.html

Die Drohung war erfolgreich – ein Beleg dafür, welchen Einfluß die rechten Kräfte auf das korrupte ukrainische Polizei- und Justizsystem haben.

Rechter Sektor sagt Marsch auf Kiew ab: „Ultimatum teilweise erfüllt“

18:53 17/08/2014

KIEW, 17. August (RIA Novosti).

Der ultranationalistische „Rechte Sektor“ (RS) hat seinen angedrohten bewaffneten Feldzug gegen Kiew abgesagt und versprochen, weiter gegen die Regierungsgegner im Osten des Landes zu kämpfen. RS-Anführer Dmitri Jarosch erklärte den Rückzieher damit, dass die Regierung sein Ultimatum teilweise erfüllt habe.

„Uns wurde bekannt, dass alle unsere Waffenbrüder freigelassen wurden und dass die Frage des (Vize-Innenministers Wladimir – Red.) Jewdokimow  jetzt vom Kabinett erörtert wird“, sagte Jarosch am Sonntag in einer Videoansprache. Er hoffe, dass Jewdokimow  entlassen werde. „Das ist ein kleiner Sieg. Deshalb werden wir angesichts der aktuellen Situation an der Front in den Kampfstellungen bleiben.“ Jarosch betonte, dass der „Rechte Sektor“ seine Kämpfer auch weiterhin „mit Entschlossenheit gegen polizeiliche Willkür schützen“ werde.

http://de.ria.ru/politics/20140817/269316588.html

Aber das ist wohl nur russische Propaganda.

Nachtrag:

Das Aidar-Bataillon, das von Moskau beschuldigt wird, Angriffe auf den Hilfskonvoi zu planen, ist natürlich auch eine rechte Truppe, die unabhängig von irgendwelchen Regierungsanweisungen agiert. Die regimetreue Kiyv-Post charakterisiert sie so:

Volunteer Aidar Battalion fights on front lines in Luhansk Oblast

July 21, 2014, 2:35 p.m.

[…]

Dozens of armed men and women are walking over the territory of their base, while others are having lunch, watching TV, talking or napping. Even thoguht Aidar is subordinate to Ukraine’s Ministry of Defense, its fighters are quite different from army soldiers.

Only 10 percent of them had any military experience before joining the battalion. But the volunteers say they compensate their lack of military skill with a strong fighting spirit, developed over the months at the EuroMaidan Revolution in Kyiv that overthrew Viktor Yanukovych as president on Feb. 22.

“Aidar taught our army forces not to be afraid to shoot,” battalion’s spokesman Anatoliy Usychenko with a nome de guerre as the Tick said, quoting Andriy Parubiy, secretary of National Security and Defense Council

[…]

Now Aidar Battalion has some 400 fighters with dozens of volunteers coming almost every day. After two weeks of training every newcomer receives gun and a task he has to fulfill. Most of their weapon Aidar’s fighters received from the army, and then also seized some guns from separatists.

[…]

Aidar has already lost 10 of its fighters and many more have been wounded during this war. Shakh, 29, a Ukrainian of Chechen origin born in Vinnytsia Oblast, believes that the war is “nothing else but the dividing of money.” He condemns the Chechen mercenaries who fight on the side of the Kremlin-backed separatists, but admits getting offers to fight in Syria.

The ultra-nationalist orientation of Aidar people often makes the residents of Donbas in eastern Ukraine very suspicious of them. The separatists are reportedly more willing to arrest the army soldiers, when they often decide to finish the fighting volunteers, the reports said.

Aidar guys also behave sometimes more harshly than the army.

After liberating the city of Shchastya some 15 kilometers from the provincial capital of Luhansk on June 14, Aidar installed its own commandants in the city’s police station and even arrested the local deputy mayor for cooperation with separatists. Local residents find it scary to see armed strangers walking the streets and imposing their own rules, but they have no choice.

During the May 25 presidential elections, Aidar’s people successfully captured 13 separatists who seized ballots at several polling station in Novoaidar. Two civilians were killed, however, in the crossfire between Aidar and the Kremlin-backed guerrillas, as the Kyiv Post witnessed.

The incident exposed the Aidar’s lack of discipline and willingness to disobey army commands. “They may tell us what to do, but it doesn’t mean that we will necessarily do this,” said one of Aidar’s men, a businessman from Severodonetsk in Luhansk Oblast.

Many of Aidar’s fighters criticize the army for being too hesitant. “Maidan taught us to remove all the obstacles on our way,” Usychenko said.

http://www.kyivpost.com/multimedia/photo/volunteer-aidar-battalion-fights-on-front-lines-in-luhansk-oblast-357129.html

Nachtrag (18.8.2014)

Die Behauptung Poroschenkos, daß der angebliche russische Militärkonvoi zu einem erheblichen Teil vernichtet worden sei, dürfte endgültig als Propagandaluftblase zerplatzt sein. Denn wenn das Weiße Haus diesen Vorfall nicht bestätigt, dann war wirklich nichts dran.

@jimsciutto

CNN’s Chief National Security Correspondent http://on.cnn.com/1a7VCAU 

Washington, DC

jimsciutto.com

Jim Sciutto @jimsciutto  ·  15. Aug.

WH accuses Moscow of „repeated Russian & Russian-supported incursions“ into #Ukraine tho says can’t confirm convoy destroyed by Kiev

Im Außenministerium gab es seit dem 14.8. bis jetzt keine Pressekonferenz, so daß man sich mit der Nichtbestätigung durch das Weiße Haus zufriedengeben muß.

Was allerdings weiterhin durch die deutschen Medien wabert, ist die wegen eines „Übersetzungsfehlers“ falsch wiedergegebene Äußerung des neuen Premiers der „Volksrepublik Donezk“, Alexander Sachartschenko, in einem russischsprachigen Video vom 15.8.2015

Heute schrieb Nina Jeglinski im TAGESSPIEGEL (Print), S. 6:

Porträt

Alexander Sachartschenko

Ostukrainischer Separatist

„Russland schickt uns Kriegsgerät“

[…]

Doch der Mann ist hochnervös. Denn das, was Sachartschenko verkündete, war reiner Sprengstoff: In den vergangenen vier Monaten seien 1200 seiner Mitarbeiter in der Russischen Förderation geschult worden. Nun könnten diese Männer Panzer und Militärfahrzeuge fahren und bedienen. Am Ende des Lehrganges hätten die Russen ihnen 30 Panzer und 120 Fahrzeuge inklusive Waffen und Munition zur Verfügung gestellt.

Seit dem 16.8.2014 war allerdings schon die Erklärung der BBC in der Welt, daß die letzte Aussage auf einem Übersetzungsfehler beruhe:

16 August 2014 Last updated at 17:48 GMT

Ukraine crisis: Rebel fighters ‘trained in Russia’

[…]

The new rebel leader in east Ukraine’s Donetsk region has said his forces include 1,200 fighters who underwent military training in Russia.
Addressing a meeting, Alexander Zakharchenko said the fighters had trained “four months on the territory of the Russian Federation”.
The rebels, he said, had reserves of 150 combat vehicles, including tanks.
An earlier mistranslation of his words suggested Mr Zakharchenko had said the vehicles were on their way from Russia.
Russia has denied claims by Ukraine and Western reporters that military aid to the rebels has been crossing the border.
[…]
Mr Zakharchenko, who became the prime minister of the self-declared Donetsk People’s Republic (DPR) last week, made the announcement to the rebels’ parliament on Friday, with a video of his speech (in Russian) posted on YouTube.
Littering the speech with military jargon, he said: “There are, at present, in the axis of the corridor [linking rebels in Donetsk with those in Luhansk and the Russian border] – there have been assembled -reserves of the following order: 150 units of military hardware of which about 30 are actual tanks and the rest are infantry fighting vehicles and armoured personnel carriers, and 1,200 personnel who underwent four months of military training on the territory of the Russian Federation.”
The rebel leader went on a Russian pro-Kremlin TV channel on Saturday to reject reports that the hardware had come from Russia.
“The Ukrainian military have left us so much hardware that we can’t find enough people to crew it – I mean tanks, troop carriers, Grad [multiple rocket] launchers and so on,” he told Life News (video in Russian).
He added that “ethnic Ukrainian” volunteers from Russia, not servicemen, were fighting for the rebels, along with “Turks; a great many Serbs; Italians and Germans; and even two Romanians”.

http://www.bbc.com/news/world-europe-28817347

Ich bleibe dennoch dabei: Sachartschenko hat maßlos übertrieben, was die Kampfkraft seiner Truppen angeht – das ist schlicht und einfach psychologische Kriegsführung.

Stichwort Aidar-Batallion: die „Säuberungen“, die diese rechtextreme Truppe betreibt, werden noch viel Elend auslösen. Am 8.8.2014 wurde der Lugansker Bürgermeister von Kräften dieses Bataillons festgenommen und angeblich dem ukrainischen Geheimdienst übergeben. Letzterer bestreitet das und behauptet, den Aufenthaltsort des Bürgermeisters nicht zu kennen.

Latest from OSCE Special Monitoring Mission (SMM) to Ukraine based on information received as of 18:00 (Kyiv time), 15 August 2014

KYIV 16 August 2014

This report is for media and the general public.

In Donetsk the situation remained tense and the SMM heard repeated explosions on the city’s outskirts. Draftees protested against mobilization in Chernivtsi.

[…]

Relatives of Luhansk city Mayor, Sergey Kravchenko, told the SMM that as of 14 August he was still missing and his whereabouts unknown. Earlier on 13 August, an ATO commander informed the SMM that Mr. Kravchenko had been detained by the Security Service of Ukraine (SBU) and was kept in custody in Kyiv. Asked to confirm, SBU representatives in Kyiv denied responsibility for the detention and stated they are not aware of the individual’s whereabouts. The SMM was informed about his disappearance on 8 August after his arrested by the “Ajdar” Battalion (see Daily Report of 8 August and 11 August).

http://www.osce.org/ukraine-smm/122662

Nachtrag (19.8.2014)

Mit dem Phantom-Konvoi und seiner Behandlung durch SPON hat sich Jens Berger beschäftigt:

SPIEGEL Online und der Phantom-Konvoi – Hysterie, Lügen und Heuchelei

Verantwortlich: Jens Berger

http://www.nachdenkseiten.de/?p=22863

Und nun ist es amtlich, daß die Invasion eines russischen Militärkonvois in die Ukraine und seine nachfolgende Vernichtung eine Ente war: am Anfang stand journalistische Fahrlässigkeit, am Ende eines der übliches Lug- und Trug-Manöver aus Kiew, dieses Mal höchstpersönlich durch Poroschenko vorgetragen. Das macht Marie Harf deutlich, die als stv. Sprecherin des Außenministers John Kerry keinen leichten Stand hat – seine Glaubwürdigkeit ist seit langem dahin.

Die Begründung seines Glaubwürdigkeitsverlustes findet sich in diesem Memorandum pensionierter Geheimdienstmitarbeiter an den Präsidenten der USA von Ende Juli 2014, in der Aufklärung über den Absturz der MH 17 gefordert wird:

http://futurefastforward.com/images/stories/financial/MH17MemoForThePresident.pdf#page=6

Wie der Herr, so’s Gescherr. So hat Marie Harf keine Probleme, noch am 18.8.2014 die humanitäre Hilfe Rußlands für ein Trojanisches Pferd zu halten, wobei sie sich weigert, öffentlich zu erklären, daß die Lage der Zivilisten in Lugansk und Donezk katastrophal ist. Außerdem weiß sie jetzt schon, daß entweder die Separatisten oder Rußland die MH 17 abgeschossen haben. Kiew habe damit nichts zu tun, weil es in dem fraglichen Gebiet keine BUK-Systeme stationiert hätte. Die entsprechenden Satelliten-Bilder ukrainischer BUK-Stellungen, die das russische Verteidigungsministerium am 21.7.2014 präsentiert hat, hat sie offenbar nicht zur Kenntnis genommen. Aber den Phantom-Konvoi will sie nicht bestätigen:

Marie Harf

Deputy Spokesperson
Daily Press Briefing

Washington, DC

August 18, 2014

[…]

QUESTION: There were also reports that a military convoy crossing from Russia into Ukraine was struck. Do you have any information on that?

  1. HARF: Yeah, and this was something we had a little bit on Friday talked about a little bit. We are working to gather more information regarding the Ukrainian reports that their security forces disabled vehicles in a Russian military column inside Ukraine. We, at this time, still, as we said on Friday, cannot confirm these reports. We are working to gather that information. Of course, at the same time reiterate our concern about repeated Russian and Russian-supported incursions into Ukraine, but can’t confirm those specific reports.

QUESTION: Okay.

  1. HARF: Yes.

http://www.state.gov/r/pa/prs/dpb/2014/08/230695.htm#UKRAINE

Fortsetzung hier:

https://gabrielewolff.wordpress.com/2014/09/28/ukraine-informationskrieg-um-mh-17-1/