Ukraine: Informationskrieg um MH17 (5)

AA Titel 33Quelle: http://tass.ru/boeing-presentation/kurs-rakety/2023470

Fortsetzung von:

https://gabrielewolff.wordpress.com/2014/09/28/ukraine-informationskrieg-um-mh-17-1/

https://gabrielewolff.wordpress.com/2014/10/23/ukraine-informationskrieg-um-mh-17-2/

https://gabrielewolff.wordpress.com/2015/01/19/ukraine-informationskrieg-um-mh-17-3/

https://gabrielewolff.wordpress.com/2015/05/24/ukraine-informationskrieg-um-mh-17-4/

Wie nicht anders zu erwarten war, erfuhr der Informationskrieg um den Abschuß der MH17 rund um seinen Jahrestag einen Höhepunkt, der zugleich einen Tiefpunkt der westlichen Presse kennzeichnete. Von russischen Medien erwartet der entsprechend & vielfach gewarnte Westler ja nichts anderes; aber mittlerweile hat er gelernt, daß westliche Medien in ideologisch aufgeheizten Zeiten – und wann hätte es die jemals nicht gegeben? ­­– nicht anders funktionieren als der „Feind“. Als nichts weniger haben Amerikaner und Europäer die russische Föderation nämlich zu betrachten, geht es nach dem Willen der Politik und der ihnen kritiklos folgenden Medien.

Eine entscheidende Duftmarke im Vorfeld setzte CNN, ein Sender, der der jeweiligen US-Regierung gern zu Diensten ist; ein Sender, der den Irak-Krieg bejubelte und sich willig vom Militär einbetten und beraten ließ.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/gekaufte-meinung-pentagon-beschaeftigt-pr-armee-fuer-us-tv-a-548519.html

Das Dutch Safety Board hatte am 2.6.2015 seinen nach einem Jahr erforderlichen weiteren Zwischenbericht der Flugunfalluntersuchung abgeschlossen und ihn den an der Ermittlung beteiligten Staaten übersandt, die nun 60 Tage Zeit haben, ihre Anmerkungen zu diesem Entwurf zu fertigen. Diese Kommentare werden in einen konsensualen Schlußbericht einfließen. Er soll in der ersten Hälfte des Oktober 2015 veröffentlicht werden, nach Einarbeitung der bis zum 2.8.2015 eingehenden Kommentare und Anmerkungen der an der Untersuchung beteiligten Behörden. Die ICAO (International Civil Aviation Organization) wurde vom DSB hierüber am 1.7.2015 informiert:

http://www.onderzoeksraad.nl/en/onderzoek/2049/investigation-crash-mh17-17-july-2014/inzage/1643/progress-of-the-mh17-investigation#fasen

Einen Tag nach dieser Veröffentlichung meldete sich die beteiligte russische Luftfahrt-Behörde zu Wort:

Russian air transport authorities unsatisfied with report on Boeing MH17 crash in Ukraine

July 02, 16:57 UTC+3 […] MOSCOW, July 2. /TASS/.

The Russian Federal Air Transport Agency has a number of questions to the draft report on the cause of the Malaysian passenger aircraft crash over Ukraine last year, Oleg Storchevoy a deputy head of the agency, said on Thursday. „We have read the draft of the final report of the investigation into the crash of the Malaysian Boeing’s MH17 flight,“ Storchevoy said. „After studying it I can only say that there are more questions than answers.“ […]

„Our specialists have a range of weighty remarks regarding the document, stated arguments and simply technical data,“ Storchevoy said. „We hope that our addenda and commentaries will be reflected in the final report, and our emerged questions will be answered as well.“

He also said that the Russian side was given only 30 days to provide its comments on the draft report, instead of 60 days as it was envisaged by ICAO regulations.

[…]

http://tass.ru/en/world/805529

Zu dem Vorwurf, die nach ICAO-Regeln übliche 60-Tage-Erwiderungsfrist gegenüber Rußland auf 30 Tage verkürzt zu haben, hat sich das Dutch Safety Board nicht geäußert. Aus den wenig spezifischen Vorwürfen der russischen Seite ließ sich ableiten, daß der neue Bericht so wenig aufschlußreich sein könnte wie der erste – und daß eventuell die russischen Primärdaten des Radars in Rostow-am-Don immer noch nicht ausgewertet worden sein könnten. Diese Unterlassung erstaunte ja schon beim ersten Zwischenbericht des DSB von September 2014. Zeigten sie doch die nach dem Transponderausfall vorhandenen weiteren Absturzdaten der MH17 – und man hätte in die Ausdeutung der weiteren dort vorhandenen Signale einsteigen müssen: Kampfflugzeug oder Trümmerteile? Das war wohl ein no-go.

In diesen Interpretationsspielraum stieß CNN am 15.7.2015 mit der wuchtigen Schlagzeile:

First on CNN: Sources say MH17 report blames Russian missile for shooting down plane

By Rene Marsh, CNN Aviation and Governmental Regulation Correspondent Updated 1409 GMT (2109 HKT) July 15, 2015

http://edition.cnn.com/2015/07/15/politics/mh17-pro-russian-missile-crash-ukraine/index.html

Und was erfahren wir im Artikel über diese Quellen und über etwaige Überprüfungshandlungen durch CNN? Nichts. Rein gar nichts.

The draft investigative report is several hundred pages long. According to one source close to the investigation the draft report included the exact type of missile used to bring down MH17 and the trajectory of the missile. Another source with knowledge of the report’s details says it gives a minute by minute timeline of flight MH17. This source also says not only does the draft report pinpoint where the missile was fired from it identifies who was in control of the territory and pins the downing of MH17 on the pro-Russian rebels. According to both sources, the report also pins some blame on Malaysia Airlines for how its planes were dispatched that day.

[…]

CNN has requested comment from the NTSB, FAA, Boeing and the Dutch Safety Board. CNN has also attempted to reach representatives for Malaysia Airlines.

In an email an FAA spokeswoman said the agency could not comment.

The Dutch safety board told CNN „we will not comment on the confidential draft final report“ and the NTSB said in an email „The NTSB does not comment on an investigation that the Board is not the lead investigative agency.“

http://edition.cnn.com/2015/07/15/politics/mh17-pro-russian-missile-crash-ukraine/index.html

Nicht einmal eine Plausibilitätsüberprüfung der Quellenangaben hat stattgefunden. Mit dieser Meldung ist CNN auf seinen US-regierungsfreundlichen Stand vom 18.7.2014 zurückgefallen:

Obama sagte in seiner Rede, die Rakete auf Flug MH17 sei aus einem von Separatisten kontrollierten Gebiet abgefeuert worden. Noch deutlicher äußerten sich die US-Geheimdienste in einem vorläufigen Bericht, aus dem der Fernsehsender CNN zitierte. Demnach sei die Boeing 777 höchstwahrscheinlich von pro-russischen Separatisten abgeschossen worden.

http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/3840516/Obama-erhebt-schwere-Vorwurfe-gegen-Russland

Nach der Pressekonferenz des russischen Verteidigungsministeriums vom 21.7.2014 sind allerdings sowohl Obama als auch die US-Geheimdienste von diesen anfänglichen Behauptungen zurückgerudert und haben am 22.7.2014 erklärt, sie verfügten über keine entsprechenden Belege. So berichteten es nach dem entsprechenden Geheimdienst-Briefing die LA Times:

http://www.latimes.com/world/europe/la-fg-ukraine-intelligence-us-20140722-story.html

AP:

http://www.pbs.org/newshour/rundown/us-evidence-direct-russian-link-plane/

und die Washington Post:

http://www.washingtonpost.com/world/national-security/us-discloses-intelligence-on-downing-of-malaysian-jet/2014/07/22/b178fe58-11e1-11e4-98ee-daea85133bc9_story.html?tid=pm_pop

Daß sich das DSB bis zum 2.6.2015 mit Raketenanflügen, die erst durch die Almaz Antey-Pressekonferenz vom 2.6.2015 interessant wurden, oder gar mit den diffizilen Kriegssituationen südlich der N 21 zwischen Donezk und Snischne (und östlich davon bis zur Grenze) befaßt haben sollte, kann glatt ins Reich der Phantasie verwiesen werden. Und da die strafrechtlichen Ermittler nicht einmal am 30.6.2015, also nach Abschluß des DSB-Berichts am 2.6.2015, wußten, welcher Waffe die Metallsplitter in den Leichen zuzuordnen seien, kann man den CNN-Quellen nicht trauen:

Still in progress is the study of metal particles found in mortal remains. Therefore be consulted specialists at home and abroad, and that takes time, says the officer.

http://www.volkskrant.nl/dossier-rampvlucht-mh17/onderzoek-mh17-dichterbij-wettig-en-overtuigend-bewijs~a4091529/

[per holperiger Google-Übersetzung aus dem Niederländischen]

So die unverdächtige Volkskrant, die bereits auf Bellingcats Spuren wandelte und keinen Zweifel daran läßt, daß sie, im Konsens mit dem niederländischen medialen Mainstream und der niederländischen Politik, Rußland für den Schuldigen hält.

Malaysia Airlines trage wegen der Flugplanung eine Mitschuld? Das ist ja wohl lachhaft.

Malaysia Airlines war nun gewiß nicht die einzige Fluggesellschaft, die weiterhin über das Kriegsgebiet flog. Surprise surprise: nicht nur die Lufthansa überflog es häufiger als sie in den letzten sieben Tagen vor dem Abschuß – diejenige Fluggesellschaft, die den von der Ukraine nicht geschlossenen Korridor am meisten benutzte, war ausgerechnet die russische Aeroflot. Schon komisch, wenn Rußland den Separatisten eine Buk bereits am 14.7.2014 geliefert haben soll. Hätte dann die Aeroflot nicht von Überflügen des Kriegsgebiets absehen müssen? Nach alldem, was man uns über das autoritäre bis diktatorische Regime von Putin erzählt, muß doch die Lieferung einer Buk durch das Militär (selbst erst am 17.7.2014) dem zivilen Bereich der Luftkontrolle mitgeteilt worden sein. Danach sieht es allerdings nicht aus: Überflüge KriegsgebietQuelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/malaysia-airlines-mh17-karte-grafiken-route-flugroute-a-981784.html

Und wieso sollte sich eine Flugunfalluntersuchung mit dem Ziel der künftigen Unfallvermeidung überhaupt so detailliert mit dem „Schuldigen“ befassen, auf den es für ihre Ziele und Zwecke nicht ankommt? Diese Fragen halten die ZEIT am Jahrestag freilich nicht davon ab, ihrer anti-Rußland-Linie treu zu bleiben und CNN (oder gar Bellingcat) als „Beweis“ zu zitieren:

Kohleschürfen auf dem Leichenfeld

Die Trümmer und Toten lagen über Kilometer verstreut, nachdem der Flug MH17 über der Ostukraine abgeschossen wurde. Ein Jahr später herrscht dort zynische Betriebsamkeit.

von Amie Ferris-Rotman, Rossypne

  1. Juli 2015  12:54 Uhr

[…]

Die Maschine wurde, nach allem was man heute weiß, von einer Buk-Rakete russischen Fabrikats abgeschossen. Die Ukraine und der Westen beschuldigen – auf der Grundlage erdrückender Indizien – die von Russland unterstützten Separatisten der selbst ernannten Volksrepubliken in der Ostukraine der Tat. Russland dagegen macht weiterhin die Ukraine für die Katastrophe verantwortlich und leugnet, die Rebellen mit der Flugabwehrrakete ausgerüstet zu haben. Die Propaganda des Kremls tut ein Übriges, um Zweifel zu streuen.

[…]

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-07/mh17-abschuss-ukraine-russland-kohle-separatisten

Der Link zu dem, „was man heute weiß“, führt zu dem CNN-Artikel. Der klassische Hinweis auf das „russische Fabrikat“ der Buk, das auch in der Ukraine in Gebrauch ist, darf nicht fehlen. Der Artikel selbst belegt keine „zynische Betriebsamkeit“, sondern private Kohleschürfungen durch die verarmte Bevölkerung.

Alice Bota darf im üblichen ZEIT-Chor mitsingen:

Keiner will es gewesen sein

Beim Abschuss von Flug MH17 in der Ostukraine starben vor einem Jahr 298 Menschen. Noch immer sind viele Fragen offen. Eine könnte Wladimir Putin aber leicht beantworten.

von Alice Bota

Aktualisiert 17. Juli 2015  07:46 Uhr

[…]

Doch es breiteten sich die anderen Eindrücke aus: Die Koffer der Opfer waren zum Teil geplündert und die Kreditkarten gestohlen worden; Whisky-Flaschen aus dem Duty-Free-Shop waren geleert, die, welch Absurdität, den Fall aus Tausenden Metern Höhe überstanden hatten. Der bärtige Separatist, der später Weltruhm erlangte, als er ein Kuscheltier hochhielt, fuchtelte stockbetrunken mit seiner Maschinenpistole vor uns herum. Und die OSZE-Beobachter wurden zunächst nicht zur Unfallstelle durchgelassen und wenn doch, dann nicht für lange und nur eskortiert von Bewaffneten.

[…]

Es bleibt unbestritten, dass schon von Beginn an viele Indizien nahelegten, die Verantwortung für den Abschuss bei den Separatisten zu suchen. Russlands Behauptung, es habe nie Buk-Raketen an die Separatisten geliefert, wurde durch einen Report des Bloggers Eliot Higgins widerlegt. Laut CNN soll im Abschlussbericht einiges darauf hinweisen, dass eine russische Buk aus dem Separatistengebiet abgeschossen worden sei. Doch Indizien sind noch keine Beweise, und der Abschlussbericht wird erst im Oktober veröffentlicht. Gerade wir Journalisten dürfen Vermutungen nicht als Gewissheiten etikettieren, Indizien nicht zu Beweisen machen, so plausibel sie auch sind.

[…]

http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-07/mh17-abschuss-ukraine-ermittlungen

Bota zitiert sogar noch die Westpropaganda über die angeblich plündernden Rebellen. Dabei ist die längst widerlegt, was auch zur ZEIT durchgedrungen sein müßte:

Krieg der Bilder – und der Blick dahinter

Zwei Bilder russischer Rebellen: Der eine hält ein Plüschtier in die Luft, der andere stiehlt den Ring eines Opfers. Für viele westliche Medien ist klar: Beide handeln skrupellos. Aber stimmt das auch?

Von Simon Widmer 30.07.2014

[…]

http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/Krieg-der-Bilder–und-der-Blick-dahinter/story/24923539

Auch der angebliche Diebstahl von Kreditkarten ist längst als Westpropaganda widerlegt:

http://www.bloombergview.com/articles/2014-07-21/flight-mh17-victims-bodies-were-looted-or-maybe-not

Die journalistischen Standards zu zitieren, sich aber nicht an sie zu halten, reicht nicht. Der Link zur Bellingcat-Seite führt zu keinem konkreten Bericht. Es gibt auch keinen Bericht von Bellingcat, der irgendetwas beweisen oder widerlegen könnte.

Daß diese Website von Eliot Higgins überhaupt noch zitiert wird, erstaunt ohnehin. Wurde der Transatlantic Council-Mitarbeiter und Blogger Higgins doch bei seinem Vorgehen vom 31.5.2015, das russische Verteidigungsministerium in Nachfolge des SBU, der das am 30.7.2014 schon vergeblich versucht hatte, des Photoshoppens von Satelliten-Bildern (Wolken rein, Buk raus) zu überführen, nun selber der Kaffeesatzleserei überführt:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/mh17-satellitenbilder-bellingcat-betreibt-kaffeesatzleserei-a-1036874.html

Aber die ZEIT hat ja noch am 2.7.2015 durch Carsten Luther empathisch versucht, Higgins zu retten:

ZEIT ONLINE: Sie und ihre Mitstreiter des Bellingcat-Recherchenetzwerks haben viel geleistet, um russische Propaganda und Falschinformationen zu entlarven. Wie gut lügt der Kreml?

http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-07/mh17-bellingcat-eliot-higgins-russland-propaganda/komplettansicht

Ich denke nicht, daß bei der ZEIT noch einmal Vernunft einkehren wird.

Eine australische Agentur namens „News Corp Australia Network“ wollte zum Jahrestag just jene Westpropaganda von plündernden Separatisten aufwärmen und verkaufte ihr Supermaterial an interessierte Westmedien. Man muß konstatieren: der Schuß ging nach hinten los.

Never-before-seen footage reveals Russian-backed rebels arriving at the wreckage of MH17

CHARLES MIRANDA in Amsterdam

News Corp AustraliaNetwork July 17, 201511:51AM

EXCLUSIVE RUSSIAN-backed rebels in Ukraine’s east believed they had shot down a Ukraine Airforce fighter jet as disturbing new footage shows them ransacking the luggage of passengers and crew from Malaysian Airlines Flight MH17.

[…]

But, after a 12-month pursuit, News Corp Australia has obtained new footage shot by the rebels themselves on a camcorder as they captured what they initially believed to be a Ukrainian air force fighter jet they had just shot down using a ground-to-air missile system.

[…]

But an investigation by News Corp can reveal a unit from Donetsk was dispatched shortly after 3pm local time, two hours after contact by civilian air traffic control was lost at 1.20pm, to hunt Ukrainian pilots who reportedly parachuted after their aircraft was shot down. An armed unit followed a smoke plume from the wreckage to arrive at the site and begin the hunt for the pilots with militia reporting locals as having seen one “crawling” from the scene after parachuting to safety. But to their confusion, arriving at the scene they find more blazing wreckage and debris than expected before a mobile telephone call is received telling them two aircraft were downed.

The 17-minute long footage smuggled out from the rebels’ own Donetsk base, clearly identifies the militia by face and in one instance his self proclaimed Donetsk People’s Republic ID, as they disturbingly work around the dismembered bodies of the passengers and crew to rummage through their belongings to find things of value. […]

The confusion by militia on the day was compounded by the fact MH17 was carrying spare aircraft parts, including struts and rotors for helicopters, leading them to believe more than one aircraft was among that debris. Originally published as The shocking aftermath of MH17

http://www.dailytelegraph.com.au/news/never-before-seen-footage-reveals-russian-backed-rebels-arriving-at-the-wreckage-of-mh17/story-fniztvnh-1227444676268

Alles an diesem zusammenfassenden Bericht ist falsch. Das angeblich aus Donezk herausgeschmuggelte und exklusiv veröffentlichte Material wurde zum Teil bereits am 20.7.2014 durch die BBC veröffentlicht.

Malaysia Airlines crash: Dead moved from MH17 site 20 July 2014

Last updated at 20:06 BST

The remains of up to 196 people from the MH17 crash in Ukraine have been loaded on to refrigerated rail wagons, to be taken to an unknown destination. All 298 people on the Malaysia Airlines flight died when a missile reportedly hit it on Thursday.

Pro-Russian separatists, suspected of shooting it down, say they had recovered the plane’s flight recorders and were prepared to hand them to international investigators.

Daniel Sandford reports from the scene.

http://web.archive.org/web/20140721064936/http://www.bbc.com/news/world-europe-28389780

In dem dort veröffentlichten Video wird klar gesagt, daß die dort bereits am 20.7.2014 gezeigten identischen Aufnahmen der Milizen vom Absturzort der BBC übergeben wurden, offenbar, so vermutet Sandford zurecht, um deren Unschuld an dem Abschuß zu beweisen. Zudem wendet sich der das Video übergebende Kommandeur gegen die West-Propaganda, wonach Rebellen am Absturzort geplündert hätten. Und Sandford schließt mit den Worten, daß dieses Video nicht belege, daß Rebellen die MH17 abgeschossen hätten. Jedenfalls dieses Suchteam nicht.

Ja, schade: am 15.7.2015 war dieses Video noch zu sehen – jetzt ist es gegen ein anderes ausgetauscht worden.

http://www.bbc.com/news/world-europe-28389780

Die BBC ist auch nicht mehr, was sie mal war. Aber dieser Vertuschungsversuch belegt nur einmal mehr, in welchem politischen Mainstream angeblich seriöse westliche Medien agieren – oder sollte man agitieren sagen?

Tatsächlich beweist das Transskript der Äußerungen, daß die Rebellen unter der falschen Prämisse, dort sei eine SU-25 abgeschossen worden, den Absturzort aufsuchten. Entsprechend uninformiert waren zuvor Aktivisten auf der „Strelkov“-VK-Seite davon ausgegangen, daß dort eine AN-26 abgeschossen worden sei. Das alles waren naheliegende Vermutungen, nachdem ein Flugzeugabsturz bekannt geworden war.

Das Entsetzen und die Erklärungsversuche dafür, was an dieser Absturzstelle tatsächlich vorgefunden wurde, spricht Bände. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde bei Petropavlivka gesucht. In keiner Weise ging es um Plünderung, sondern um Aufklärung dessen, was man dort sah und nicht begriff. Die Interpretation der Wirklichkeit lautete, daß eine SU-25 einen zivile Maschine abgeschossen habe, wobei die SU-25 danach von eigenen Kräften abgeschossen worden sein mußte. Schließlich ging es bei der Suche hauptsächlich um die Gefangennahme angeblich abgesprungener Kampfpiloten.

Hier das Transskript der Äußerungen, die in diesem Video zu hören sind. Die dazwischengeschaltenen Wertungen der australischen Agentur, die von der Vermarktung dieses Videos zum Jahrestag gewiß profitiert hat, kann man getrost ignorieren:

http://www.news.com.au/national/full-transcript-russian-backed-rebels-ransack-the-wreckage-of-mh17-in-shocking-17-minute-video/story-e6frfkp9-1227444629703

Deutsches Transskript:

http://vineyardsaker.de/ukraine/die-zweite-17-17-minuten-mh017-video/

Wenn der menschliche Verstand nicht fassen kann, was er entgegen den Erwartungen vorfindet, dann irrt er ab in Nebensächlichkeiten. So auch hier:

Kommandeur: Sogar ein [Kraftausdruck] Papagei flog Kommandeur: Da sind überall Vögel; hier ist einer, dort ist noch einer. Woher? Dort ist noch ein Vogel!

Dieser Suchtrupp, der der BBC die Aufnahmen übergab, hatte tatsächlich keine Ahnung davon, was dort passiert war. Möglicherweise hat die BBC diese Aufnahmen an News Corp Australia Network weitergegeben und später erkannt, wie schädlich ihr eigenes Material vom 20.7.2014 für den Exklusiv-Knüller der australischen Kollegen war. Aber daran hat die Löschung des Videos nichts geändert. Denn es ist auf Youtube weiterhin vorhanden, wo es zeitgleich am 20.7.2014 hochgeladen worden war:

https://www.youtube.com/watch?v=pJ_U4iA2djI

Wie nicht anders zu erwarten war: am 27.7.2015 ist auch dieses Video gelöscht worden: BBC 20.7.2014 gelöschtZuvor hatte ich screenshots gemacht. Hier beginnt die Einblendung des Videos der Milizen: BBC 20.7.2014 1Hier erklärt der Kommandeur „Zhuk“, daß keineswegs nach wertvollen Gegenständen, sondern nach Dokumenten zur Aufklärung des Vorfalls gesucht worden sei: BBC 20.7.2014 2Da nicht auszuschließen ist, daß auch ich wegen Urheberrechtsverletzungen angegangen werde, wenn ich das heruntergeladene Video hier wieder hochlade, lasse ich es lieber.

Es ist schon erstaunlich, wie rasch YouTube politisch verfängliche Videos verschwinden läßt:

http://theunwashedbrain.blogspot.de/2014/08/kievs-war-on-video.html

Vielleicht hat die BBC ihr Video, in dem Szenen aus dem Separatistenvideo gezeigt wurden, wegen des nachfolgenden Artikels gelöscht und durch ein anderes ersetzt:

Journalist says news agency’s ‘exclusive’ MH17 footage aired a year ago on BBC, asks for apology

National Post Wire Services and National Post Staff Friday, Jul. 17, 2015

[…]

Turns out the „exclusive“ Australian News Corp footage in aftermath of #MH17 being shot down is not new at all. BBC broadcast it a year ago. — Jon Donnison (@jondonnisonbbc) July 17, 2015

The Australia correspondent for the BBC is challenging the Sydney Daily Telegraph and the Australian newspapers after they published what they said was “never-before-seen footage” of the hours after a Malaysian airliner was shot down with 298 people, killing all aboard. […]

Jon Donnison, BBC’s Australia correspondent, tweeted that he was “looking forward to an apology” from the two papers “over their #MH17 video ‘world exclusive’ that was broadcast a year ago on BBC.”

Looking forward to apology from @dailytelegraph & @australian over their #MH17 video „world exclusive“ that was broadcast a year ago on BBC. — Jon Donnison (@jondonnisonbbc) July 17, 2015

BBC 20.7.2014 3http://www.nationalpost.com/m/wp/blog.html?b=news.nationalpost.com//news/world/journalist-says-news-agencys-exclusive-mh17-footage-aired-a-year-ago-on-bbc-asks-for-apology

In gleicher Weise ging auch ein entsprechender Artikel des Telegraph, Lieblingszeitschrift der Tories, nach hinten los.

Erinnert man sich noch an dessen Ukraine-Berichterstatter Roland Oliphant, der mit seiner (und des Guardian-Kollegen Shaun Walkers) Sichtung einer fiktiven russischen Invasion am 15.8.2014 für Aufregung gesorgt hatte? Immerhin führte sein unbelegter Alarmismus zu einer Sondersendung der ARD mit einer klassischen Golineh Atai, die quasi als Pressesprecherin von Poroschenko diesem Gerücht den Anschein von Realität verlieh: Poroschenko hatte die journalistische Vorlage nämlich dankbar ergriffen und behauptet, daß die russische Militärkolonne bereits vernichtet worden sei, und zwar rückstandsfrei und beleglos.

Das Ganze kann man in meinem Artikel vom 17.8.2014 nachlesen:

https://gabrielewolff.wordpress.com/2014/08/17/ukraine-quo-vadis-ii/

Wie es sich überhaupt lohnt, ältere Artikel nachzulesen: schon damals, im August 2014, drohte der Rechte Sektor mit einem Marsch gen Kiew und stellte Ultimaten, um seine Ziele, seinerzeit die Freilassung von 35 nach einem Überfall auf ein Restaurant festgenommenen Mitgliedern, zu erreichen. Mit Erfolg übrigens. Heute ist dieser bewaffnete Staat im Staate viel gefährlicher als damals: sein Anführer Dmitri Jarosch ist Abgeordneter und dient als Berater des Generalstabs, was eine nicht vorhandene Einbindung seiner Truppen in die militärische Führung symbolisieren soll. Der Telegraph titelt also:

One year on, MH17 evidence against separatists appears overwhelming

A growing body of evidence suggests Russian-backed separatists shot down Malaysian Airlines flight MH17 after mistaking it for a Ukrainian military plane

By Roland Oliphant 8:04AM BST 17 Jul 2015

[…]

http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/russia/11732678/One-year-on-MH17-evidence-against-separatists-appears-overwhelming.html

In diesem Artikel malt er die SBU-Bellingcat-socialmedia-“Beweise” nach. Aber zu Beginn zeigt Oliphant ein Video einer Augenzeugin vom Absturzort, die wiederum Hinweise auf die Anwesenheit von Kampfjets am Absturzort liefert, wie sie dem Suchauftrag der Milizen zugrundelag. Telegraph 1Telegraph 2Telegraph 3Marcel van den Berg hat am 23.10.2014 eine später aktualisierte Zusammenstellung der Sichtungen von ukrainischen Kampfflugzeugen am 17.7.2014 gepostet, die hier noch ergänzt werden kann:

http://www.whathappenedtoflightmh17.com/overview-of-eyewitness-reporting-seeing-military-aircraft/

Zum Beispiel um die aktuelle, sehr bewegende, Dokumentation von RT zum Abschuß von MH17, in der ebenfalls Zeugen zu Wort kommen, die am 17.7.2014 ukrainische Kampfjets gesehen haben:

MH17 documentary ‚No one deserves to die that way‘ Russia Insider Veröffentlicht am 21.07.2015 Russia Insider – Russian News Without the Anti-Russian Bias http://russia-insider.com Link to the RI article: http://russia-insider.com/en/politics… RT documentary MH17: ‚No one deserves to die that way‘

https://www.youtube.com/watch?v=YxQ8WZySFJI

Pawel Kanygin von Nowaja Gaseta unterdrückte „unpassende“ Zeugenaussagen in seinem Bericht vom 6.6.2015 nicht, was ihn vermutlich von westlichen Korrespondenten unterscheidet; hier Aussagen von Einwohnern aus Pervomaiskyi, südlich von Snischne, wo nach Angaben des SBU und „Recherchen“ von Bellingcat die „russische Buk“ MH17 abgeschossen haben soll:

‘There Was No Buk in Our Field’

By Pavel Kanygin Originally published by Novaya Gazeta on June 6, 2015 Translated by Catherine A. Fitzpatrick June 10, 2015

[…]

Natalya, a woman from the town of Pervomaika [Pervomaiskoye] who gave her first name only, recounted what she recalled:

Natalya: We were watching for the planes [of the Ukrainian Army]. We heard a loud boom. Very loud. Then literally soon after we learned that it was the plane [MH17]. But the problem was that they [the Ukrainian Army] had flown over us… Sushki [the nickname for SUs–The Interpreter] flew that day. They released some “shots.”

Kanygin: How high did they fly?

Natalya: Not every high. We saw them, we heard them. Kanygin: They say that that a rocket was launched from here which hit the Boeing.

Natalya: I don’t know. I heard a boom, and that’s all, I don’t know anything more.

Kanygin: Where was the sound from?

Natalya: Somewhere nearby. But the boom was like something that had fallen or exploded. It was like that. But soon we learned [about the Boeing}.

Another woman named Marina who lives in Pervomaika [Pervomaiskoye] also recalled the plane:

Marina: Before that [the crash of the Boeing-PN), that day there were four people: Aunt Nina, Aunt Lyuba and my friend, Godmother Lyuda. We were sitting on the bench and talking. The drones were flying. Then we went our ways. And then Aunt Nina comes running out and starts calling us, and covered her face with her kerchief. And the missiles flew at us here, like fireworks, missiles, but they were white. There were a lot of them, they opened up, and then they hung in the sky, and she [Aunt Nina], thought that they were phosphorous bombs. Before that they scared us, that they had been in Makeyevka, that there would be burns later. [Aunt Nina] shouted – “phosphorous bombs!” And here Sergei came along [her husband, who served in the DNR–PK] and says “Aunt Nina, that can’t be, that’s the defense.”

Kanygin: Thermal [defense from an MRLS]?

Marina: Yes. And the sky was whitish, like fog.

Kanygin: Your neighbor told me that this plane which ejected thermal defense was then shot down.

Marina: Well, of course! It was shot down over Dmitrovskaya.

Kanygin: And that same day they downed the Boeing? Marina: Yes, yes. Here, Uncle Seryozha knows [Marina nods to an old man who had driven up to us on a moped.] On that day. My husband was serving in Dmitrovka, and over there, they downed [that Ukrainian assault plane]. And then we cranked up the generator and learned from the television that a passenger plane had been downed. Seryozha: There were four of them [flying then].

Kanygin: And one Ukrainian plane was destroyed? Seryozha: Yes, yes. Honestly, yes. That Uke plane was downed by our guys. The self defense, yes.”

Seryozha: Perhaps, they wouldn’t have downed it [the Boeing]. The thing is, they [UAF attack planes] hid under it, under the [Malaysian] plane. Recently they hid behind passenger planes, and then blew them up — and then went to shoot [down]. I was working in the field on the combine, I saw it all. Yes… Four things were flying. They shot down one of them, and three over there.

Kanygin: What did they shoot them down with? Seryozha: With an anti-aircraft weapon, I reckon. Our guys were already waiting for them. […]

http://www.interpretermag.com/there-was-no-buk-in-our-field/

[Link muß gesondert eingegeben werden, da eine Browserüberprüfung stattfindet] Karte Saurivka Stepanivka DmytrivkaGoogle Maps

Am alternativen Buk-Standort Saroschtschenske wurden ebenfalls keine Sichtungen einer Buk getroffen, und aus den knappen Antworten der unwilligen Einwohner läßt sich schließen, daß sich das strategisch unbedeutende Dorf unter keiner militärischen Kontrolle befand:

“We went there every day, and the day after, and there was nothing there,” said Natalya Viktorovna. “Neither the DNR or the nationalists were here in our village. Nobody was here in Zaroshchenskoye. We were by ourselves. And there was no Buk,” she said.

[…]

Kanygin: Was the DNR army here in your area?

Friend: Yes, there was a checkpoint.

Kanygin: Was the Ukrainian army here?

Friend: Well, they passed by, on that road.

http://www.interpretermag.com/there-was-no-buk-in-our-field/ Karte SaroschtschenskeGoogle Earth

Wie solche Aussagen konkret zu würdigen sind, steht auf einem anderen Blatt – in diesem Fall sogar in einem anderen, nämlich in der Frankfurter Rundschau, deren MH17-Artikel vom 17.7.2015 wohltuend aus dem Medien-Einerlei von einseitigen Vorwürfen und unbelegten Behauptungen herausstechen.

Auf die unterirdische BILD und deren Bellingcat-„Beweisführung“ will ich nur sehr verschämt hinweisen. Julian Röpcke beweist allerdings explizit, in welcher Sphäre das Phänomen Bellingcat anzusiedeln ist, nämlich in der seinen. Hatte BILD doch schon vor Bellingcat russische Satellitenbilder als Fakes entlarvt:

http://www.bild.de/politik/ausland/flug-mh-17/jahrestag-mh17-41793288.bild.html

Auch der Deutschlandfunk läßt sich nicht lumpen und haut in die emotionale Kerbe; überdies zeige Rußlands Ablehnung eines UN-Tribunals deutlich, daß Rußland etwas zu verbergen habe. Die Journalistin versteht nicht, daß Rußland zunächst auf einer UN-dominierten unabhängigen Ermittlung besteht, sowohl der Flugunfall-Ermittlung als auch der strafrechtlichen Ermittlung; der kleine NATO-Haufen, der aktuell unter Einschluß der beschuldigten Ukraine strafrechtlich herumermittelt, das JIT, kann nicht ernstgenommen werden.

Noch am 30.3.2015 sah sich das Joint Investigation Team durch das Mitglied Ukraine (deren „Ermittlungsinstanz“ ist der Geheimdienst SBU) gezwungen, das social media-Szenario des SBU per Zeugenaufruf auf seine Stichhaltigkeit zu überprüfen, die bislang, so der Umkehrschluß, nicht gegeben ist.

https://www.youtube.com/watch?v=olQNpTxSnTo&sns=

Auch unter dem allein bis September 2014 eingegangenen umfangreichen Material war offensichtlich nichts, was die Geheimdienst-Narration stützen und ihre groben Lücken füllen konnte:

MH17 investigators find metal shards in victims, may be from missile

September 12, 2014 […] ‘If we can establish this iron comes from such a missile, that is important of course,’ Westerbeke told news agency Reuters. ‘At this moment, we don’t know that, but that’s what we are investigating.’

Photographs

An appeal for photographic material has resulted in 20,000 photographs and 750 videos being uploaded to a special website. These are now being investigated to confirm their authenticity, he said. Some 350 million web pages are being trawled for evidence.

http://www.dutchnews.nl/news/archives/2014/09/mh17_investigators_find_metal/

Bellingcat ist auf diesen vom SBU gestreuten Spuren unterwegs und weit davon entfernt, ein harmloser open source-Nutzer zu sein. Er war und ist aktiv daran beteiligt, die Geheimdienst-Beweiskette aufrecht zu erhalten: nachdem die anonymen Erstposter der einzigen beiden „Beweisvideos“ eines Buk-Transports in Zuhres und einer freifahrenden womöglichen Buk, südlich aus Snischne herausfahrend, diese wieder gelöscht hatten, waren Bellingcat/Higgins binnen einer halben Stunde zur Stelle und luden die beiden gelöschten Videos wieder hoch. Hector Reban hat sich diesem Phänomen gewidmet:

The original link of the Zuhres vid was uploaded by an anonymous person who used the Youtube account only once, for uploading this video, and then deleted it. According to Marilyn Justice, writing in a reply on my ¨Over mij¨ page on this blog, the person who posted the Zuhres video had no ‘net presence’ before or after posting the video. So she started asking questions to Bellingcat´s Aric Toller [Toler]:

@mkj1951 @EliotHiggins @JSmithRus Won’t satisfy you, but here is the person who posted video: https://t.co/xFp0V0SJ7w — Aric Toler (@AricToler) December 30, 2014

MJ: [the original URL of the deleted vid; HR] … maybe u can explain where this came from (this is about the 15 sec video now removed)

AT: Was posted on Youtube and Twitter by “Андрей” on 7/17 with coordinates. That’s all we know.

MJ: My question – how was it found – zero identifiers by a person with no net presence before or after?

AT: I actually did find their Twitter account, but it was deleted. Probably created accounts just for video

MJ: That does not answer how it was found, sorry

AT: Won’t satisfy you, but here is the person who posted video: https://twitter.com/3Andryu/

So Aric Toller said he found a twitter account, but it is clear this twitter account found him or his boss Eliot Higgins, pointing them head on towards the Youtube vid for a quick download, exact coordinates for geolocation provided in the package too. But then again, because the genuine video has been deleted, it is impossible to say from which date this source originates.

Also from the vid showing a lone BUK on the road from Sniznhe to Pervomaiske on its way to its deadly encounter with MH17 oozes an equally funny smell, as Michael Kobs shows in his well documented report about the track trail evidence. As occured with the Zuhres video also this video had been posted from an account used only once for this particular purpose before it was deleted. Hence, again, no original date could be established.

In his report Kobs reaches a conclusion well fit for the alternative track trail that says all footage and photos could well have been made at another day: ¨Ob das Video überhaupt an diesem Tag entstanden ist, kann selbst Bellingcat nur raten¨ (Whether this video really was made at this day [the 17th] is even a mystery to Bellingcat¨) (page 13-15, see also note 1 for URL).

Fortunately the mysterious person made sure Eliot Higgins could download the evidence. Within the 24 minutes the vid was online it received so many clicks it reached the daily top thirty, which may have got the attention of Bellingcat whisperers. Nevertheless the poster made very sure the vid was picked up by the right parties. According to the Amnesty International Youtube DataViewer, which guarantees the right metadata of an uploaded video, three copies of the deleted lone BUK video were instantly re-uploaded within minutes by Eliot Higgins, Euromaidan and Torez.info [6].

Torez.info is a local website co-administrated by Vladimir Djukov, alias @WowihaY, the same person of two witness accounts and the first to tweet the incredible important picture of the alleged plume of a BUK launch. Obviously the source knew which way to go to get the right attention.

http://7mei.nl/2015/07/12/mh17-another-buk-on-another-day/

Natürlich konnte sich auch Higgins nicht mehr erinnern, wie er auf das Snischne-Video aufmerksam wurde, das er geistesgegenwärtig so schnell herunter- wie auch wieder hochgeladen hatte. Tweets Kobs Higgins 1Tweets Kobs Higgins 2https://twitter.com/MichaKobs/status/607133817414021120

Unsere Medien interessieren sich nicht für solche Zusammenhänge, und sowas kommt dann eben dabei heraus:

17.07.2015

MH 17-Absturz vor einem Jahr

Russlands Vernebelungstaktik

Die russischen Separatisten in der Ukraine verbreiten Lügen, kommentiert Gesine Dornblüth. Statt die Aufklärung des Absturzes von Flug MH 17 zu unterstützen, hätten sie die Bergungsarbeiten behindert und OSZE-Mitarbeitern den Zutritt verwehrt. Auch Russlands Präsident Putin verliere an Glaubwürdigkeit – und dränge sich international damit immer weiter ins Abseits.

Von Gesine Dornblüth

[…]

http://www.deutschlandfunk.de/mh-17-absturz-vor-einem-jahr-russlands-vernebelungstaktik.720.de.html?dram:article_id=325784

Am weitesten lehnte sich James Miller, Chef des „kremlkritischen“ Interpretermag, gesponsert durch Chodorkowskis Sohn Pawel, aus dem Fenster. Zusammen mit Michael Weiss veröffentlichte er diesen ellenlangen Artikel, der wiederum nur aus Behauptungen, selektiv wahrgenommen social media-Schnipseln und einseitigen Interpretationen besteht:

Forensic Detail

07.17.151:00 AM ET

How We Know Russia Shot Down MH17

Written byJames Miller Michael Weiss

One year after 298 civilians fell to earth over eastern Ukraine, Putin’s regime is still denying culpability. Here’s definitive evidence to the contrary.

[…]

http://www.thedailybeast.com/articles/2015/07/17/how-we-know-russia-shot-down-mh17.html

Die Autoren sollten sich fragen, warum die Ermittlungen nicht schon längst abgeschlossen sind, wenn ihr rein journalistisches „Wissen“ bereits zu einer klaren Anklage führt.

Der SPIEGEL berühmte sich ebenfalls, mehr zu wissen – was eigentlich nicht möglich ist, denn er wußte ja schon von Anfang an: Putin war’s.

MH17-Absturz: Ermittler finden neue Hinweise auf Abschuss durch Luftabwehrrakete […]

Freitag, 17.07.2015 – 12:06 Uhr

Jetzt gibt es neue Hinweise auf die Ursache des Unglücks. Nach Informationen des SPIEGEL kommt das internationale „Gemeinsame Ermittlerteam“, das den Absturz der Maschine strafrechtlich aufklären soll, zu dem Schluss, dass MH17 von einer Luftabwehrrakete des Typs Buk-M1 abgeschossen wurde. Untersuchungen der Splitter in den Wrackteilen der Boeing 777 haben demnach ergeben, dass diese eindeutig dem Gefechtskopf einer Buk-M1 zugeordnet werden können. Prorussische Kämpfer verfügten über mehrere Buk-M1-Geschütze in der fraglichen Region in der Ukraine.

Damit sind insbesondere von russischen Medien geäußerte Spekulationen, ein ukrainischer Kampfjet könne MH17 abgeschossen haben, hinfällig.

Des Weiteren verdichten sich für die Ermittler die Informationen, wonach prorussische Separatisten die Luftabwehrrakete abfeuerten. Unmittelbar nach dem Unglück vom ukrainischen Geheimdienst SBU ins Internet gestellte Telefonmitschnitte wurden inzwischen überprüft. Die Ermittler bewerten sie nun als authentisch. „Wir haben ein Flugzeug abgeschossen“, sagt ein Rebellenkommandeur unter anderem in den Mitschnitten. Im weiteren Verlauf ist zu hören, wie die Kämpfer entdecken, dass es sich um ein Zivilflugzeug handelte.

[…]

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/mh17-neue-hinweise-auf-abschuss-durch-luftabwehrrakete-a-1044154.html

Seltsam: am 30.6.2015 bekundet der leitende Staatsanwalt Westerbeke, daß die Untersuchungen der Splitter in den Leichen noch nicht abgeschlossen seien, und nun will die unbekannte Quelle wissen, daß die Splitter im Wrack eine eindeutige Zuordnung ermöglichen?

Daß die SBU-„Mitschnitte“ authentisch sein sollen, ist angesichts der folgenden überzeugenden Überprüfung kaum zu glauben. Bei dem bereits am 17.7.2014 veröffentlichten Audio mit Gesprächen zwischen dem Kommandeur Bezler mit einem Kontaktmann namens Geranin am 17.7.2014 um 16:40, zwischen den Rebellen Major und Grek während einer Absuche des Absturzorts und zwischen einem Rebellen und dem Kosakenanführer Kosytsin stimmt technisch überhaupt nichts:

MH17 crash: leaked tape proven FAKE by audio analysis. Анализ перехвата разговоров ополчения ДНР.

Sounds Russia Veröffentlicht am 26.07.2014 Shortly after the crash of Malaysian Flight MH17, the Ukrainian Security Service (SBU) released a video on YouTube, claiming it was intercepted calls between Eastern rebels discussing how the plane was shot down. SBU said this proved that the rebels were behind the downing of the plane. However, a technical analysis of the sound in the video proves the recording is manufactured, hence being fake!

The analysis is made in Adobe Audition and shows multiple flaws such as merges, background noise coming and going, the endings of the words being cut off and many other things. To verify for yourself, just extract the audio from the video uploaded by the Security Service of Ukraine (SBU) on their YouTube channel: https://www.youtube.com/watch?v=V5E8k…

https://www.youtube.com/watch?v=T34AB6CImTE

Auch die Übersetzungen stimmen nicht. In der deutschen:

https://www.youtube.com/watch?v=jb3Y_eWkAmc&feature=youtu.be

und englischen Version:

https://www.youtube.com/watch?v=BbyZYgSXdyw&feature=youtu.be

heißt es zwar: „Wir haben ein Flugzeug abgeschossen“; in der russischen „Original“-Version

https://www.youtube.com/watch?v=V5E8kDo2n6g&feature=youtu.be

ist aber etwas anderes zu hören. Der Interpreter hat das Audio noch am 17.7.2014 ins Englische übersetzt:

The Interpreter has translated the conversation: Geranin: I understand, shit.

Bezler: A plane has just been shot down. Sapper’s Group. It fell outside of Enakievo.

Geranin: The pilots. Where are the pilots?

Bezler: They went to search and photograph the downed plane. It’s smoking…

Geranin: How many minutes ago?

Bezler: Somewhere around 30 minutes ago.

[after terrorists realize they have downed the plane]

Greek: Yes, Major.

Mayor: so the Chernukhino guys shot down the plane. From the Chernukhino roadblock. The Cossacks, who were stationed at Chernukhino.

Greek: Who?

Mayor: The Chernukhino roadblock, the Cossacks who are stationed at Chernukhino.

Greek: Yes, Major.

Major: The plane fell into pieces in the air, in the area of the Petropavlovsk coal mine. The first „200“, they found the first „200“ [„200 is the Russian term referring to dead bodies–The Interpreter]. It’s civilian.

Greek: So there are 200s?

Major: Yes. Civilians.

Greek: So what have you got?

Major: In short, a super-heavy civilian craft.

Greek: Understood. Are there a lot of people there?

Major: It’s totally f****d. The pieces are falling right into yards.

Greek: What kind of aircraft?

Mayor: I haven’t figured it out yet. I haven’t been near the main part yet. I only started to see where the first bodies were falling. There are remains there of the internal struts, chairs, bodies.

Greek: Understood. Are there any weapons?

Mayor: Nothing at all. Civilian things, pieces of medicines, towels, toilet paper.

Greek: Are there any passports?

Mayor: Yes. There’s an Indonesian student. From the University of Thompson, shit.

http://www.interpretermag.com/ukraine-liveblog-day-150-ukrainian-troops-describe-grad-rocket-attack-from-russia/#3398

Daß diese Mitschnitte inhaltlich nichts hergeben, habe ich ausführlich bereits hier analysiert:

https://gabrielewolff.wordpress.com/2014/10/23/ukraine-informationskrieg-um-mh-17-2/

Die genannte Abschußzeit, der angenommene Abschußort und der gemeldete Absturzort Jenakiewe stimmen nicht. Und der im Lugansker Gebiet tätige Kosakenführer Kosytsin, der nach den Mutmaßungen der Rebellen für den Abschuß verantwortlich sein soll, hat ganz und gar nichts Erhellendes zu dem Abschuß zu sagen.

Im SPIEGEL Print-Artikel 30/2015 vom 18.7.2015, der unter der knalligen Überschrift „Spur der Schuld“ von dem bereits hinlänglich bekannten Christian Neef und den Kollegen Matthias Gebauer und Fidelius Schmid zusammengestrickt wurde (S. 83), findet sich nichts Weitergehendes. Mutmaßungen, Spekulationen, Interpretationen, „SPIEGEL-Informationen“. Neu ist nur dieser Satz:

Im Dokument der Niederländer [gemeint ist wohl der Entwurf des DSB, der am 2.6.2015 den Beteiligten zugesandt wurde] sollen nun angeblich sogar die Koordinaten jenes Ortes stehen, von dem die Buk-Rakete abgefeuert wurde: Er liegt auf dem von Separatisten kontrollierten Gebiet.

Das halte ich für höchst unwahrscheinlich. Die NZZ hatte nämlich die gute Idee, zum Jahrestag ein Interview mit dem leitenden Staatsanwalt Fred Westerbeke zu bringen. Und da sagt er doch glatt:

MH17-Chefermittler im Interview

«Wir haben Tausende von Telefonmitschnitten»

Der niederländische Staatsanwalt Fred Westerbeke leitet das Ermittlungsteam im Fall MH17. Seine Arbeit mache gute Fortschritte, aber ein Uno-Tribunal könnte an Russland scheitern, sagt er im Gespräch.

  • Interview
  • von Christian Weisflog
  • 17.7.2015, 05:30 Uhr

[…] Es gibt verschiedene Möglichkeiten, von wo aus diese Buk-Rakete abgeschossen wurde. Diese Untersuchung ist auch noch im Gange. Es ist ziemlich schwer, das herauszufinden.

Russische Militärexperten hatten kürzlich einen Bericht veröffentlicht. Sie untersuchten den Einschlagswinkel der Rakete und kamen zum Schluss, dass die Buk-Rakete weiter westlich von ukrainischen Streitkräften abgefeuert wurde. Wie überzeugend finden Sie diese These?

Die exakte Flugbahn und den Einschlag einer Rakete zu bestimmen, ist eine sehr komplexe forensische Arbeit. Das ist auch Teil der Ermittlungen, die immer noch im Sicherheitsrat laufen. Sie schauen sich das Schadensmuster an der Nase des Flugzeugs an. Wir arbeiten daran und verwenden auch den Bericht, den die Russen veröffentlicht haben. Wir vergleichen ihn mit unseren anderen Beweisen. Aber wir haben uns noch keine abschliessende Meinung gemacht.

Dann wissen Sie auch noch nicht, wer die Rakete abgefeuert haben könnte: die Ukrainer, Separatisten oder russische Soldaten?

Ich habe mich bisher dazu nicht geäussert und werde das nun auch nicht tun. Wir sind wirklich noch dabei, das zu ermitteln. […]

http://www.nzz.ch/international/europa/die-gefahr-eines-russischen-vetos-ist-da-1.18581057

Daß noch nicht einmal eine Luft-Luft-Rakete als Tatwaffe sicher ausgeschlossen werden kann, sagt er ebenfalls. Leider trauen sich westliche Journalisten nicht, Herrn Westerbeke nach dem Schicksal seines Rechtshilfeersuchens an die USA zwecks Herausgabe von Satellitenbildern zu befragen. Und als ob es dieses Interview nicht gegeben hätte, kommentiert die NZZ am selben Tag zur selben Zeit durch denselben Interviewer den MH17-Absturz so:

Ein Jahr nach der MH17-Katastrophe

Die russische Spur bleibt die heisseste

Die malaysische Boeing wurde vermutlich von einem aus Russland gelieferten Raketensystem getroffen. Die Gegenargumente aus Moskau sind wenig plausibel bis schlicht gelogen, aber noch nicht widerlegt.

  • von Christian Weisflog
  • 17.7.2015, 05:30 Uhr

[…]

http://www.nzz.ch/international/europa/die-russische-spur-bleibt-die-heisseste-1.18581058

Jetzt erstaunt es nicht mehr, daß Weisflog nach der Kooperation der USA nicht gefragt hat. Mit Sicherheit haben die USA keine ihrer geheimdienstlichen Erkenntnisse geliefert, weil die offenkundig den Vorwurf nicht bestätigen. Also muß medial und politisch weiterhin basislos polemisiert werden.

Merkwürdigerweise klärte die ukrainische Seite darüber auf, was in dem vorläufigen niederländischen Entwurf des DSB steht. Und was nicht.

Zuvor hatte Poroschenko persönlich per Tweet und FB-Eintrag verkündet, daß die Niederlande Rußland verantwortlich machen – diese „social media-Beweise“ dann aber schnell wieder gelöscht.

http://www.whathappenedtoflightmh17.com/ukraine-president-poroshenko-suggests-dsb-report-will-report-mh17-was-shot-down-by-russia-supplied-missile-and-crew/

Niederländischer Endbericht zu MH17-Katastrophe fast fertig – ukrainisches Außenamt

15:40 21.07.2015(aktualisiert 19:50 21.07.2015)

Die niederländische Sicherheitsbehörde soll am 10. August den Endbericht über den Absturz der malaysischen Boeing im vorigen Sommer im Donbass vorstellen, damit alle Länder Einsicht darin nehmen können. Das sagte die ukrainische Vizeaußenministerin Jelena Serkal am Dienstag in Kiew bei einem kurzen Pressegespräch.

Serkal zufolge nähert sich die Arbeit an dem Dokument ihrem Abschluss. In dem Bericht seien keine Schuldigen, sondern nur die Umstände der Flugzeugkatastrophe genannt, so die Vizeaußenministerin. Sie erläuterte, dass die Untersuchung zum Jet-Absturz anhand der Anlage 13 zum Übereinkommen über internationale Zivilluftfahrt von Chicago und im vollen Einklang mit den Forderungen dieses Dokumentes durchgeführt wurde.

Der Vizeaußenministerin zufolge wurden Bemerkungen russischer Fachleute in dem Dokument berücksichtigt. „Zur Endfassung des Berichtes werden auch Kommentare und Vorschläge aller interessierten Seiten hinzugefügt“, so Serkal.

[…]

http://de.sputniknews.com/panorama/20150721/303381536.html

Mehr wußte allerdings das dem SBU nahestehende ukrainische Portal Censor.Net, das von diesem mit Exklusiv-Material gefüttert wird.

17.07.15 18:02 Chemical examination found submunitions from Boeing corresponding to Russian Buk missiles – Butusov. PHOTOS

Recognition of hitting the Malaysian airliner by the Buk missile system is already an automatic indictment against Russia.

This is announced in an article by the Censor.NET Chief Editor Yurii Butusov. He publishes an X-ray of one of the crew members of the Malaysian airliner. Censornet RöntgenfotoHe was in the cockpit during the explosion and died on the spot. All fractures result from contact with submunitions. The marks around the skeleton are the submunitions.

An up-to-date chemical examination exactly determined the composition of metal parts, which pierced the hull and glass of the downed airliner before hitting the people.

http://en.censor.net.ua/photo_news/344323/chemical_examination_found_submunitions_from_boeing_corresponding_to_russian_buk_missiles_butusov_photos

Natürlich kann es sich bei diesem Foto um ein Fake handeln und nicht um originäres Material aus den strafrechtlichen Ermittlungen des JIT, an denen der SBU beteiligt ist. Auffällig ist jedenfalls, daß der Censor.Net-Chef Butusow lediglich über chemische Untersuchungen derjenigen Schrapnells redet, die in die Maschine eingedrungen sind. Und damit die Aussage von Westerbeke vom 30.6.2015 bestätigt, daß die Untersuchungen der Metallteile, die aus den Leichen herauspräpariert wurden, noch nicht abgeschlossen seien. Möglicherweise gibt es Diskrepanzen zwischen den chemischen Ergebnissen.

Der Rest des Artikels ist pure bereits widerlegte Propaganda:

Censornet SchrapnellThe second photo shows a close-up of the so-called double-t striking element. An antiaircraft missiles warhead contains four thousand of such elements. „This is a striking element extracted from the aircraft and its unused full-size counterpart extracted from Buk M1-2 Russian surface-to-air missile complex produced in 1998. This missile was not supplied to Ukraine, but it was supplied to other countries,“ Butusov says.

Ukrainian Buks are equipped with old Soviet missiles 9M38. Our anti-aircraft gunners cannot fire the upgraded Buk M1-2 missiles. But the Russian Buk M1-2 provides for using both types of missiles. „Striking elements have a chemical composition identical to that of double-t’s, which destroyed the plane, passengers and crew,“ he added.

http://en.censor.net.ua/photo_news/344323/chemical_examination_found_submunitions_from_boeing_corresponding_to_russian_buk_missiles_butusov_photos

Nun, diesen Quatsch hatte Censor.Net bereits am 18.3.2015 verbreitet, unter Beigabe exklusiver Fotos von den niederländischen Rekonstruktionsbemühungen, die erst nach dem offiziellen Pressetermin vom 2.2.2015 in den Hangars stattfanden. Die Fotos stammten also tatsächlich von einem Insider, einem „Freund der Ukraine in den Niederlanden“.

http://en.censor.net.ua/resonance/328926/submunitions_of_russian_missile_bukm12_aka_sa17_which_downed_the_malaysian_boeing_mh17_exclusive_photo

Max van der Werff hat sich am 21.3.2015 diesem Artikel von Censor.Net gewidmet und den niederländischen Journalisten Joost Niemöller interviewt, der an dem offiziellen Besichtigungstermin teilgenommen hatte; Niemöller konnte bestätigen, daß diese Bilder nach dem offiziellen Pressetermin entstanden sein müssen:

MH17 – Dutch investigation compromised by Ukrainian researchers

Русская версия Versi Malaysia March 21, 2015

A Ukrainian source published new information about MH17. The source claims shrapnel from a missile fired by a Buk-M1-2, a launcher only used by Russia, was found in parts of the wreckage stored for reconstruction at Dutch Air Force Base Gilze-Rijen.

[…]

http://7mei.nl/2015/03/21/mh17-investigation-compromised/

Die Desinformation, daß diese x-förmigen Schrapnells ausschließlich im Gefechtskopf der modernen Raketen des weiterentwickelten russischen Systems Buk-M1-2 Verwendung finden, hatte zeitnah bereits das russische Verteidigungsministerium zurückgewiesen; diese existieren vielmehr ausschließlich in den in der Ukraine gebräuchlichen Raketen des älteren Buk-M1-Systems:

https://meduza.io/en/news/2015/03/20/russian-defense-ministry-says-media-are-lying-about-the-mh17-crash

Nach der Präsentation der Buk-herstellenden Firma Almaz Antey vom 2.6.2015 kann daran nun wirklich kein Zweifel mehr bestehen. Nur dieses zuletzt an die russische Armee im Jahr 1995 ausgelieferte Raketenmodell 9M38M1 mit dem Gefechtskopf 9N314M1 der Buk-M1, deren Produktion im Jahr 1999 eingestellt wurde, weist jene 8,1 Gramm schwere x-förmige Schrapnellform auf – das Vorgänger- und die Nachfolgermodelle Buk-M1-2 und Buk-M2 (Rakete 9M317 mit Gefechtskopf 9N318) indessen nicht:

Video der Pressekonferenz:

https://www.youtube.com/watch?v=GsohFzbJ-vs AA Titel 8http://tass.ru/boeing-presentation/tip-rakety/2023205

Offenbar hängen der SBU wie auch die westliche Presse dem Glauben an, daß eine selektive Wahrnehmung und eine Wiederholung unhaltbarer Behauptungen ausreichen, um eine unsubstantiierte Anklage politisch und medial durchsetzen zu können. Diese Taktik funktioniert zwar, aber eben nur bedingt. Irgendwann kommt ja doch die Stunde der Wahrheit. Im Fall des geheimnisumwitterten DSB-Reports im Oktober 2015. Kann man diese paar Monate nicht einfach mal abwarten?

Was die strafrechtlichen Ermittlungen angeht, so richte ich mich auf eine längere Zeitspanne ein…

Was hatte Bellingcat zum Jahrestag beizutragen?

Nun, ebenfalls einen der klassisch wiederholenden Artikel. Die Holzhammermethode eben. Immerhin erläutert Bellingcat seine journalistischen Prinzipien, die eigentlich zur sofortigen Rückgabe des Hanns Joachim-Friedrichs-Sonderpreises führen müßten. Oder zum Rücktritt der Jury, die offenbar ahnungslos war:

Die Jury vergibt den Sonderpreis an Eliot Higgins und sein Team für die unerschütterliche Zuversicht, im Kampf um die Wahrheit nicht auf verdeckte oder geheimdienstliche Informationen bauen zu müssen, sondern mit öffentlichen, jedermann zugänglichen, überprüfbaren Bildern und Fakten die Öffentlichkeit zu überzeugen. Ihre Methode der weltweiten Vernetzung öffentlich zugänglicher Quellen und ihre kompetente und verantwortungsvolle Auswertung ist beste journalistische Aufklärung auf dem Schlachtfeld moderner Propaganda- und Verunsicherungskriege. Sie wirkt vor allem dort, wo das Klima des Misstrauens und der Verschwörung Platz gegriffen hat: im Internet.

Die Jury zeichnet auch die Unterstützung aus, die Higgins und sein Team vielen, auch deutschen, Journalisten bei deren Recherchen gibt. […]

Der Preis ist mit 2.500,00 € dotiert.”

http://www.hanns-joachim-friedrichs.de/index.php/pressemitteilung-2015.html

Selbstverständlich ist Bellingcat Teilnehmer „auf dem Schlachtfeld moderner Propaganda- und Verunsicherungskriege“, promotet vom Atlantic Council, von General Breedlove und der BILD. Bellingcat ist aktives Teil des Problems.

MH17 In Their Own Words: Witness Testimonies on Social Media from July 17th, 2014

July 16, 2015 By Aric Toler […]

In the days following the downing of MH17, narratives fell into place from the sides of Russia / pro-Russian separatists and Ukraine / Western nations. Journalists and investigators have gathered numerous witness accounts that attest to both Ukrainian narrative (a Buk anti-aircraft system brought down MH17 from south of Snizhne) and the Russian narrative (Ukraine shot down MH17 either with an SU-25 fighter jet or with its own Buk, likely near the village of Zaroshchenske).

[…]

This article will examine the available social media accounts available that confirm the existence, location, and general timeline of a Buk anti-aircraft system in separatist-held territory on July 17 and reports of locals reporting an event that is consistent with a Buk missile launch just minutes after 4:20PM (Kyiv time), when the tragedy took place.

[…]

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2015/07/16/in-their-own-words/

Es gibt zwar mehrere Narrationen, aber wir konzentrieren uns auf diejenigen Äußerungen, die die von uns favorisierte bestätigen. Knapper hätte Aric Toler das Arbeitsprinzip von Bellingcat nicht darstellen können.

Es macht ihn auch nicht stutzig, daß es sich bei den Tweetern um pro-Kiew-Politaktivisten handelt, die keine eigenen Wahrnehmungen verbreiten, sondern sich als Verteiler von fremden Botschaften zur Unterstützung des ukrainischen Militärs gegen die separatistischen Milizen verstehen, die der Einfachheit halber als „Terroristen“ bezeichnet werden.

Many of the tweets attesting to a Buk (or, at least, a large piece of military equipment that very well may have been a Buk) are attributed to @666_mancer. This popular user likely may not have seen any of the scenes himself, but instead collected witness accounts from others and re-posted them in one place. A similar pattern will later be seen with @Wowihay, who no longer lives in Torez, but collects witness testimonies from locals. As it is often not safe for someone to post an sighting of separatist military maneuvers on a personal Twitter account, it is safer for a single person (who is either anonymous or no longer lives in the town) to post them. Additionally, the #Stopterror (#Стоптеррер) hashtag that frequently appears in these tweets was meant to inform the Ukrainian military of separatist military maneuvers, thus providing crowd-sourced intelligence from locals with eyes and ears on the streets.

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2015/07/16/in-their-own-words/

Der neu eingeführte Tweeter “666_mancer” wurde deshalb eingeführt, weil es bislang noch keine zeitnahen Sichtungen der Buk auf dem Volvo-Tieflader in Donezk gab; was „666_mancer“ dann aber, u.a. um 10:31 Uhr, tweetete, paßt noch nicht einmal annähernd ins gewünschte Szenario und zeigt lediglich auf, wie verzweifelt Bellingcat nach Bestätigung der SBU-Narration fahndet:

Donetsk: “Not a smerch. 1. Its base is tracked. 2. No long firing tubes are not long. It visually resembles a BUK a lot. However, there were no mounted rockets” #Stopterror

Oder um 10:44 Uhr:

#Donetsk witnesses: the front of the vehicle is similar, but then came a trailer on which there was something underneath a cover, tracked, with one cannon #Stopterror

Aha. Zunächst eine Smertsch, dann etwas Buk-Ähnliches ohne Raketen und danach ein verhülltes Gerät mit einer Kanone. Auffälligerweise wurden keine der angeblichen „Sichtungen“ bis zum Absturz der MH17 mit Bildern unterlegt.

Leise, still und heimlich hat Bellingcat nebenbei die Uhrzeit des Paris Match-Bildes aus Donezk verändert: Paris Match Buk 0Quelle: http://www.parismatch.com/Actu/International/EXCLU-MATCH-Un-camion-vole-pour-transporter-le-systeme-lance-missiles-577289

The generaly accepted timeline of Buk 3×2, which is suspected in the downing of MH17, with very approximate and broad ranges of time:

  1. Left Donetsk, eastbound along H21 [N21]: ~10:45am (Kyiv time)

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2015/07/16/in-their-own-words/

Am 30.6.2915 hatte Bellingcat nämlich eingestehen müssen, daß der erste Realitätscheck hinsichtlich des fragwürdigen Paris Match-Fotos vom 17.7.2014 in Donezk gegen 11 Uhr, wie bis dahin propagiert, gescheitert war.

Tracking the Vehicle that Transported the MH17 Buk

June 30, 2015 By Nathan Patin

[…]

The new Digital Globe imagery Bellingcat has purchased shows that at 11:08 a.m. (local time) on 17 July 2014, the low-loader was not present in the vehicle yard, as would be expected if Paris Match photographed the low-loader heading out of Donetsk on H21 [N21] around 11 a.m.

[…]

After being spotted heading east on the H21 [N21]highway by Paris Match photographers around 11 a.m., the low-loader was subsequently filmed roughly 36 kilometers farther east on H21 [N21] in the town of Zuhres, reportedly at 11:40 a.m.

[…]

This full Donetsk image from Digital Globe – which, after purchasing the imagery, we know was taken at 11:08 a.m. – extends roughly one-third of the way to the town of Zuhres. Based on the time of the Donetsk satellite image and the time the Buk was seen in Zuhres (11:40 a.m.), we judged that there was a reasonable possibility that the Buk and low-loader would be visible in the satellite imagery. In order to find out, we crowdfunded the purchase of another sliver of the Digital Globe imagery, this time showing the route depicted above. Unfortunately, the low-loader could not be seen in this image. (We, therefore, will not seek funding for the additional $1,500 required to publish the image.)

There are two plausible reasons as to why this may be. First, while the imagery is by and large clear for large stretches of the route, there are not insignificant sections of road that are obscured by either cloud cover or the tree line. Second, the assumption that the Buk would be visible was based upon a number of unknown factors that may have affected the low-loader’s travel time, including the speed of the low-loader, the heaviness of the traffic, and whether any stops were made.

[…]

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2015/06/30/low-loader/

Das sind natürlich Ausweichmanöver eines Teams, das bewußt der Fata Morgana von politisch gezielt gestreuten social media-Spuren gefolgt war.

Erstaunlicherweise hat die Bellingcat-verhaftete ZEIT am 9.7.2015 (Nr. 28/2015, S. 13 – 15) ein kritisches Dossier lanciert:

Diese Bilder lügen

Fotos sind nur noch Computerdateien mit Millionen Bildpunkten. Nie war es einfacher, sie zu fälschen. Was bedeutet das für unseren Blick auf die Wirklichkeit?

Von Amrai Coen, Malte Henk und Henning Sussebach

Bislang ist der Artikel, der einen kritischen Blick auf die Bilderflut im Internet und in den Medien empfiehlt, nicht online erschienen. Zur Ukraine und den Internet-Fotos heißt es dort:

Für Peer Grimm [dpa] sind solche Fotos Konkurrenz und Verführung zugleich. Man sieht ihnen nicht immer an, woher sie stammen. Privatmenschen können sie gemacht haben oder Geheimagenten, Blogger im Dienst der Aufklärung oder Blogger im Dienst der Propaganda. In einem Konflikt wie dem in der Ukraine sind manipulierte Bilder die Währung zum Kauf von Aufmerksamkeit. Sie geraten in Umlauf wie Falschgeld: von Bildschirm zu Bildschirm, von Betrachter zu Betrachter.

[aaO, S. 14]

Bellingcat hat keine Hemmungen, Blogger im Dienst der pro-Kiew-Propaganda heranzuziehen oder die Videos von „Geheimagenten“ nach Löschung im Umlauf zu halten.

Im Gegenteil – am 27.7.2015 wurde dort die Übersetzung eines Interviews mit seinem Hauptzulieferer „WowihaY“ alias Wladimir Djukow, kurz zuvor vom SBU-nahen Chef von Censor.Net für einen Orden vorgeschlagen,

http://en.censor.net.ua/photo_news/344472/torez_residents_who_photographed_russian_buk_after

präsentiert; und für diese Übersetzungsleistung muß man Bellingcat wirklich dankbar sein. Die Google-Übersetzung war mal wieder furchtbar:

https://translate.google.com/translate?hl=en&sl=ru&tl=en&u=http%3A%2F%2Ffakty.ua%2F203378-mne-prislali-foto-s-mesta-tragedii-ot-kotorogo-volosy-vstali-dybom-na-pole-lezhit-trup-mladenca&sandbox=1

Interview with “WowihaY,” the man who narrated MH17 as it happened

July 27, 2015

By Aric Toler

The anonymous Twitter user @WowihaY has long been documenting the conflict in eastern Ukraine, especially as it has affected his hometown of Torez. He came to a degree of notoriety on July 17, 2014, as he was one of the most influential Twitter users in chronicling and deciphering the downing of MH17. Along with documenting witness accounts of a Buk traveling through Torez hours before the plane’s downing, @WowihaY posted the now-infamous photograph of a smoke trail rising above fields south of Snizhne – the smoke contrails of the missile that brought down the passenger plane. The following is an English translation of an article by Olga Bespertova that appeared in Fakty.ua on July 25, 2015, with the first public interview of @WowihaY.

[…]

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2015/07/27/interview-with-wowihay/

Ein Interview, das nicht nur weitere Widersprüche zu den Angaben des “Wölkchenfotographen” Pawel Aleinikow aufdeckte, sondern auch ironische Kommentare wie diesen zeitigte:

Oleg – July 27th, 2015

what a brave hero Wohiway is.

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2015/07/27/interview-with-wowihay/comment-page-1/#comment-24417

Ja, hinter Feindeslinien im besetzten Donbass für den Kiew-Sieg zu kämpfen, ist wirklich heldenhaft. Zumal Djukow/WowihaY schon im Juni 2014 aus dem Donbass verzogen war. Und Aric Toler plaudert aus, daß die Heimatstadt von „WowihaY“ Tores sei, (was zutrifft), während der Held im Interview versichert, daß seine Heimatstadt Snischne gewesen sei (und die Jahreszahl seines Wegzugs verschweigt – tatsächlich kann es sich nur um Juni 2014 handeln):

Thing is, the pressure from the supporters of the so-called Donetsk People’s Republic was harsh, because I’ve never hidden my views, therefore there was a real threat to end up dead in a basement. In June my family and I left our hometown Snizhne.

But both then and now I know about everything that happens back home. An advantage of our group is that there are local informants who are forging victory behind enemy lines.

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2015/07/27/interview-with-wowihay/comment-page-1/#comment-24417

Aric Toler wußte natürlich schon am 16.7.2015, daß WowihaY nicht mehr in Tores lebt –: soviel zum Thema open source. Daß WowihaY bereits im Juli 2014 nicht mehr dort wohnte, ergibt sich u.a. auch aus diesem Twitter-Dialog: Tweet WowihaY BBChttps://twitter.com/jamiewh_/status/490171831778041856

https://twitter.com/search?q=from%3AWowihaY%20since%3A2014-06-01%20until%3A2014-07-19&src=typd

Der niederländische Bellingcat-Kollege ukraine@war, gern als Kronzeuge zitiert, drehte am Jahrestag schier durch und legte die paranoide Seite seines Russenhasses offen:

Friday, July 17, 2015

Russia hijacked MH370 and made it disappear as a distraction from its invasion into Crimea?

[…]

http://ukraineatwar.blogspot.de/2015/07/russia-hijacked-mh370-and-made-it.html

Beim Fragezeichen blieb es nicht.

Soweit das Fazit der Artikel rund um den Jahrestag. Alternative Medien habe ich außen vor gelassen – es geht mir um den geradezu bestürzenden Mainstream in Presse und Internet – und natürlich in der Politik. Dabei ginge es doch auch anders, wie die Frankfurter Rundschau demonstriert hat:

17.7.2015 MH17-Abschuss

Ukraine vermutet „direkten Befehl“ von Russland

[…]

Kiew/Moskau – Ein Jahr nach dem Abschuss der malaysischen Passagiermaschine MH17 im Kriegsgebiet Donbass hat die Ukraine ihre Schuldvorwürfe gegen Russland bekräftigt. «Die Hochtechnologiewaffe, mit der das Flugzeug abgeschossen wurde, konnte nur aus Russland in die Hände der Terroristen gelangen», sagte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko in einem am Freitag veröffentlichten Video. Dagegen zitierte die russische Agentur Interfax die niederländische Staatsanwaltschaft mit den Worten, dass die Hintergründe des Abschusses vom 17. Juli 2014 nicht geklärt seien.

[…]

Es sei bislang nicht klar, ob die Boeing 777 mit einer Boden-Luft- oder mit einer Luft-Luft-Rakete abgeschossen worden sei, sagte Wim de Bruin, Sprecher des leitenden niederländischen Staatsanwalts.

Die Ermittlungen werden in den Niederlanden geführt, weil die meisten Opfer Staatsbürger des EU-Landes waren. Zuletzt hatten vor allem westliche Medien berichtet, es sei erwiesen, dass die malaysische Passagiermaschine von dem bodengestützten Luftabwehrsystem Buk mit einer Rakete abgeschossen worden sei.

[…]

http://www.fr-online.de/ukraine/mh17-abschuss-ukraine-vermutet–direkten-befehl–von-russland,26429068,31248796.html

Hervorgehoben sei der am 16.7.2015 in der Frankfurter Rundschau veröffentlichte Bericht von Stefan Scholl, der im Donbass unterwegs war und eine aussagepsychologisch richtige Schlußfolgerung zu den dort im Nachhinein zu erlangenden „Zeugenaussagen“ zieht.

16. Juli 2015

Flug MH17

Auf der Suche nach der Wahrheit  

Von Stefan Scholl

Vor einem Jahr wird eine Boeing 777 der Malaysia Airlines über der Ost-Ukraine abgeschossen. In die Erzählungen der Menschen im Donbass mischen sich Erlebnisse mit Parolen und Propaganda-Bildern.

[…]

Alexander erzählt von anderen Flugzeugen, vom Geknatter automatischer Waffen am Himmel. Ein Mann aus dem benachbarten Pelagejewka spricht von zwei ukrainischen Kriegsflugzeugen: Ein Kampfjet habe die Boeing abgeschossen, der andere den ersten, um Zeugen zu beseitigen.

Die Suche nach der Wahrheit

Der abgeschossene Pilot sei mit dem Fallschirm abgesprungen. „Auf dem Feld, wo er landete, arbeiteten Frauen mit Breithacken. Sie haben ihn damit totgeschlagen.“ Andere sagen, die Leichen hätten schon nach Verwesung gerochen, als sie auf der Erde aufschlugen. Eine Provokation dunkler Kräfte, um die Weltöffentlichkeit gegen Russland aufzuwiegeln. Einige meinen, die Ukrainer hätten die Boeing versehentlich abgeschossen, wollten eigentlich die russische Maschine erwischen, mit der gerade Wladimir Putin unterwegs gewesen sei.

Hier leben Malocher. Sie lügen nicht, sie sagen nur ihre Wahrheit, eine Wahrheit, die erlebte Wirklichkeit mit den Parolen und Bildern des russischen Staatsfernsehens mischt.

Aber auch Menschen, die nichts mit dieser Volksrepublik anfangen können, haben am Abschusstag Kampfflieger bemerkt. „Wenn eine halbe Million Menschen diese Flugzeuge gesehen haben“, brummt ein Automechaniker aus Rassypnoje, „dann sind sie wohl dagewesen.“ Zumal die Leute nach wochenlangen ukrainischen Luftangriffen achtgaben auf den Himmel.

[…]

Nördlich der Straße Tores-Schneschnoje erzählen die Leute von Flugzeugen, südlich von Raketen. Manche haben ihr Brüllen gehört, andere sagen, sie sei lautlos geflogen. Und alle versichern, sie sei weit weg im Südwesten abgeschossen worden, wo damals ukrainische Truppen standen.

Nur der Inhaber eines Lebensmittelgeschäfts in Perwomaiski müht sich um Sachlichkeit. „Wir standen hier auf dem Platz, mein Nachbar hat sein Fernglas geholt. Da waren vier Kondensstreifen am Himmel, die große Boeing und ein kleiner Kampfflieger, der um sie herumkurvte. Dann stieg ein heller Fleck auf, dort hinter der Pappel“, er zeigt nach Westen, „es gab einen Schlag, das große Flugzeug bekam einen gelben lodernden Schwanz, das kleine drehte ab.“ Aber auch er ist sicher, dass die Rakete ein Ablenkungsmanöver war – mit dem Ziel, Russland anzuschwärzen.

Jedenfalls waren am Tag des Unglücks außer der Boeing auch Kampfflugzeuge am Himmel über Rassypnoje. Und vom Boden wurde eine Rakete auf eine dieser Maschinen abgeschossen. Aber auf welches Flugzeug zielte sie? Auf einen ukrainischen Kampfjet, der sich in den Radarschatten der großen Boeing flüchtete? Und von welchem Ort wurde sie gestartet? Da widerspricht sich die Fachwelt genauso wie das Bergmannsvolk vor Ort.

[…]

http://www.fr-online.de/ukraine/flug-mh17-auf-der-suche-nach-der-wahrheit,26429068,31239320.html

Was der um Sachlichkeit bemühte Inhaber eines Lebensmittelgeschäfts in Perwomaiski erzählt, kann er schlicht nicht gesehen haben, und wenn er noch so sachlich an dieser seiner subjektiven Wahrheit festhält.

Fest steht nur eins: am 17.7.2014 waren ukrainische Kampfjets rund um die Absturzstelle im Einsatz, was die ukrainische Regierung so entschieden wie unglaubhaft leugnet.

Stefan Scholl ist auch den Spuren von Marcus Bensmann von Correctiv in das Dorf nördlich von Snischne gefolgt, das Bensmann „Puschkin“ nennt. In diesem Posting hatte ich bereits die Manipulationen von Bensmann, insbesondere bei der Redaktion der Aussage seines Kronzeugen für einen Buk-Abschuß dort, in seiner unübersichtlichen Multi-Media-Reportage nachgewiesen:

https://gabrielewolff.wordpress.com/2015/05/24/ukraine-informationskrieg-um-mh-17-4/

Zwischenzeitlich hatte Michael Kobs in einer Studie mit dem Titel

Das CORRECTIV/SPIEGEL-Video  

„Todesflug-MH-17: Die Geschichte eines Kriegsverbrechens“  

Eine Recherche zur Recherche

von

Michael Kobs

minutiös nachgewiesen, daß der Correctiv-Buk-Zeuge in der schicken graphic novel, die der Realität des Wohnhauses des Zeugen 1 zu 1 entspricht, in die falschen Richtungen zeigt, wenn er den angeblichen Buk-Standort und den angeblichen Absturzort der MH17 durch Ausstrecken des Arms bezeichnet. Kobs Correctiv 17Kobs Correctiv 18Kobs Correctiv 19[S. 17-19 der Studie]

https://www.dropbox.com/s/6gd8qs342xszdtx/Correct%21v-Recherche%20zur%20Recherche-Michael%20Kobs.pdf?dl=0

Den endgültigen Correctiv-Bensmann-Todesstoß versetzt nun Stefan Scholl:

Und die Leute in der Siedlung Moltschaniwo nördlich von Sneschnoje schildern einem Reporter des Berliner Rechercheteams Correctiv „ein krasses Teil mit vier Raketen“, das beim tödlichen Schuss die Ziegel der nächsten Gebäude wackeln ließ. Nicht weniger glaubhaft staunt dort jetzt ein anderer Einwohner: „Von einer Rakete hat hier keiner was mitbekommen. Ich habe bei den Raketentruppen gedient, ich weiß doch, wie sich eine Buk anhört.“

http://www.fr-online.de/ukraine/flug-mh17-auf-der-suche-nach-der-wahrheit,26429068,31239320.html

Nun müßte auch Correctiv/Bensmann seinen Grimme-online-Preis zurückgeben oder aber die ebenfalls, wie beim Hanns Joachim Friedrichs-Preis, inkompetente Jury zurücktreten [Hervorhebung von mir]:

Hartnäckig und mit langem Atem – investigative Journalisten sind Gegenentwürfe zur medialen Aufgeregtheit der Katastrophenberichterstattung und ihrer Liveticker. “MH17 – Die Suche nach der Wahrheit“ ist ein solcher Gegenentwurf: das Ergebnis einer großen Rechercheleistung, perfekt aufbereitet.

MH17 – dieses Kürzel hat sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt: Am 17. Juli 2014 wird der Malaysia Airlines Flug MH17 über der Ostukraine abgeschossen, durchlöchert von einem Hagel aus tödlichen Schrapnells. 298 Menschen sterben. Die Medien veröffentlichen Sonderseiten, senden Extras. Die Frage nach den Schuldigen generiert Spekulationen und gegenseitige Anklagen, aber sie wird nicht beantwortet.

Reporter von CORRECT!V nehmen das nicht hin. Mit kriminalistischer Energie sammeln sie Dokumente und Hinweise. Sie reisen ins Katastrophengebiet, das auch Kriegsgebiet ist, und folgen den Spuren der Rakete. Wer das Ergebnis dieser Arbeit betrachtet, wird nicht mit Resultaten konfrontiert, sondern begleitet das Team, sieht, hört und liest mit: Akten, persönliche Eindrücke, Radarspuren, Interviews. Der Beitrag lässt einen nicht los, weil die Texte überzeugend geschrieben, weil die Erkenntnisse packend aufbereitet sind – als animierte Grafik, Graphic Novel, Film, Audio.

Die Jury würdigt dieses Projekt als herausragendes Beispiel für die Verbindung digitaler Erzählmethoden mit klassischen journalistischen Fähigkeiten. Und sie würdigt es als Beispiel für die zahlreichen Beiträge hoher publizistischer Qualität, die das gemeinnützige Recherchebüro CORRECT!V auszeichnen, und die es anderen Medien zur Verfügung stellt.

http://www.grimme-institut.de/html/index.php?id=2014&no_cache=1#c14410

Man wird bei Correctiv mit den absurdesten Resultaten auf Bellingcats Spuren konfrontiert, und Bensmann hatte nur das Pech, daß sich Bellingcat zum Zeitpunkt seiner eigenen Recherche im November 2014 auf den Abschußort noch nicht festgelegt hatte, sondern dies erst, in Anlehnung an die RTL/NL-Studie von Dezember 2014, im Januar 2015 tat.

Meine Anfrage bei Correctiv:

Gabriele Wolff

am 02.04.2015 01:27:20

Was sagen Sie dazu, Herr Bensmann, daß sämtliche anderen Rechercheure, von Bellingcat bis zum Rechercheteam der SÜDEUTSCHEN mit dem ör Fernsehen und Reuters, den Abschußort der Buk nicht wie Sie nördlich von Snischne in Puschkin, sondern südlich von Snischne zwischen Pervomais’ke und dem Dorf “Roter Oktober” lokalisiert haben? Auch die von RTL in Auftrag gegebene Studie kommt zu diesem vom SBU vorgezeichneten Ergebnis.

Was soll man also von den wackelnden Ziegeln in Puschkin halten?

Und wieso haben Sie nicht in Pervomais’ke gesucht, wo vor und nach Ihnen alle anderen gesucht haben? Dazu haben Sie jegliche Erklärung vermissen lassen.

https://correctiv.org/blog/2015/01/27/mh-17-zum-hintergrund-unserer-recherche/#comment-137

harrt immer noch der Beantwortung.

Vermutlich freute sich Correctiv zu sehr über einen weiteren Preis aus Frankreich, um auf kritische Fragen antworten zu können:

https://correctiv.org/blog/2015/07/02/ein-preis-paris/

Oder arbeitete man sich bei Correctiv bis zum 24.7.2015 an einer abstrusen Anti-Putin Verschwörungstheorie ab, die man als vernünftiger Mensch logisch nicht nachvollziehen kann? Und schon gar nicht als Ex-Staatsanwältin.

https://correctiv.org/recherchen/system-putin/

Es ist zum Verzweifeln. Ich frage mich langsam, ob das Versagen der Presse nicht Methode hat. Über die Griechenland-Krise wurde ebenso unzulänglich berichtet wie über die Ukraine-Krise. Mal sehen, wie es mit der Türkei-Krise weitergeht. Aber da muß man sich mit dem Erdogan-Bashing ja zurückhalten, weil die USA dessen PKK-Bombardierungen als Selbstverteidigungsaktion rechtfertigen. Diese verflixte Situation wird in den amerikatreuen Redaktionen noch viel Schweiß auf die Stirn zaubern, war Erdogan doch gerade erst als Putin II aufgebaut worden. Der nun in einer langen vorbereiteten Allianz mit den USA steht. Die USA sind, siehe Ukraine, schmerzfrei in der Wahl ihrer Partner, solange es gegen Rußland und andere Gegner des US-amerikanischen „exceptionalism“ geht.

Ich mache jedenfalls weiter mit meinen unnützlichen Kommentaren. 😉

Nachtrag (8.8.2015)

Marcel van den Berg überraschte am 4.8.2015 mit einem Beitrag, in dem er die CNN-„Enthüllungen“ über den Inhalt des im Oktober zu erwartenden Berichts des Dutch Safety Board, genau wie ich, als Propaganda entlarvte. Die indes gedankenlos von den Mainstream-Medien, so auch in den Niederlanden, verbreitet wurde – weil sie eben so schön in den vorurteilsbehafteten  Erwartungshorizont paßt.

4.8.2015

CNN leak on DSB report which blames pro-Russian rebels for shooting down plane is nonsense!

Posted on August 4, 2015 by admin in Uncategorized // 35 Comments

At July 16 CNN reported with big headlines : First on CNN: Sources say MH17 report blames Russian missile for shooting down plane. 

This article is complete nonsense however many media copied the CNN article. For instance the Dutch NOS and RTL Nieuws.

[…]

Another indication that the DSB cannot mention the location of the launch is that as recent as June 20 Dutch members of the JIT took ground samples of the supposed launch location near Snizhne. (source) and NOS.

https://www.youtube.com/watch?v=qwizOTI_8o8

http://nos.nl/artikel/2043247-video-mh17-onderzoekers-aan-het-werk-in-oost-oekraine.html

http://www.whathappenedtoflightmh17.com/cnn-leak-on-dsb-report-which-blames-pro-russian-rebels-for-shooting-down-plane-is-nonsense/

Die von ihm verlinkten Quellen – ein Video der DNR vom 20.6.2015 mit einigermaßen verständlichen niederländischen Untertiteln und der Artikel des staatlichen niederländischen Fernsehens zu diesem Video waren mir bislang unbekannt. Demnach wurden also Bodenproben von dem vom SBU, ukraine@war und Bellingcat (in dieser Reihenfolge) behaupteten Abschußort einer Buk südlich von Snischne entnommen. Unter freundlicher Mitwirkung der „Rebellen“ und der OSZE. Endlich!

Es wird Zeit, daß diese virtuelle Story endlich einmal überprüft wird, wenn schon Beweise aus den USA und der Ukraine ausbleiben. Schon den ersten Realitäts-Check hat der Comicstrip von Bellingcat ja nicht überstanden.

Welchem trüben propagandistischen Internet-Netzwerk Bellingcat im Rahmen seiner „Beweisführung“ blind folgte und folgt, hat Hector Reban am 1.8.2015 hier akribisch aufgelistet:

https://hectorreban.wordpress.com/2015/08/01/17-july-buk-sightings-planting-evidence-in-advance/

Daß die Lektüre sich lohnt, verraten bereits die hilflosen Bellingcat-Reaktionen auf Twitter, werden ihre MItarbeiter doch in diesem Artikel als tumbe Follower politischer social media-Infokrieger mit besten Kontakten zum ukrainischen Militär und dem SBU entlarvt, der mühelos einspeisen konnte, was ihm beliebte:

Aric Toler@AricToler 2. Aug.

Aric Toler retweetete Max van der Werff

My god, what a huge conspiracy! So vast, complex and overreaching, it’s almost as if these things actually happened!

Aric Toler hinzugefügt,

Max van der Werff @MaxvanderWerff

#MH17 „17 July BUK Sightings: Planting Evidence In Advance?“ by @Jetagodi https://hectorreban.wordpress.com/2015/08/01/17-july-buk-sightings-planting-evidence-in-advance/ … @JeroenAkkermans @JoostNiemoller

https://twitter.com/AricToler/status/627818319748403200

Eliot Higgins@EliotHiggins 2. Aug.

@Stredni_trida @AricToler @bellingcat @WowihaY damn, he’s caught us out, time to shut down Bellingcat

Gespräch zeigen 0 Retweets 0 Favoriten

https://twitter.com/EliotHiggins/status/627836735209242624

Natürlich mußte auch der SBU-Informant WowihaY in Kenntnis gesetzt werden. Das wäre wohl die beste Lösung, Bellingcat zu schließen. Denn noch eine Propaganda-Schleuder mehr brauchen wir wirklich nicht. Aber diese Lösung dürfte das Atlantic Council, das so viele Hoffnungen in Higgins‘ kongeniale Mitarbeit mit dem Touch des alternativen Journalismus setzt, wohl nicht zulassen.  😉

Nachtrag (14.9.2015)

Das von Censor.Net präsentierte Röntgenfoto, das die Leiche eines MH17-Piloten mit Schrapnellspuren zeigen soll, ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Fake, wie John Helmer schreibt:

MH17 — DUTCH PREPARE MISSILE ATTACK ON MOSCOW

By John Helmer, Moscow

The Dutch Government has decided to launch a missile attack on Moscow in October. By suppressing all evidence obtained from the bodies of victims of the crash of Malaysian Airlines MH17, officials of the Dutch Safety Board and associated Dutch military officers, police and prosecutors are preparing to release a report on the crash with a gaping hole in its veracity.

[…]

A Dutch pathologist, Professor George Maat (right) who had participated directly in the identification of the bodies at Hilversum military base, was fired in April by the Dutch government for presenting medical students studying identification techniques with illustrations of the records he made. Last month Maat wrote to contradict claims circulating on Ukrainian websites that an X-ray showing metal fragments originated from either an MH17 victim, or from the Dutch investigation. The fabrication can be examined here. Maat presented no X-rays at his controversial lecture, and has aired no claim that missile shrapnel was identified in victim bodies.

[…]

This reveals that CT scans were done of all remains, and thus a CT scan has been recorded for every victim whose body has been recovered and repatriated or transferred to the next of kin. There is no reference to X-rays at this stage of the Dutch procedure; they may have been taken during the “limited forensic autopsy”. One reason for suspecting that X-rays appearing in Ukrainian media are fakes is that the Dutch procedures used CT scans instead.

[…]

by Editor – Sunday, September 13th, 2015

http://johnhelmer.net/?p=14084

Zur Fortsetzung geht es hier:

https://gabrielewolff.wordpress.com/2015/10/10/ukraine-informationskrieg-um-mh17-6/

 

 

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Ukraine-Intermezzo: wie Bellingcat arbeitet (2)

MH 17 TitelfotoFortsetzung von:

https://gabrielewolff.wordpress.com/2015/02/01/ukraine-intermezzo-wie-bellingcat-arbeitet/

Es muß noch einmal die Rede sein von Bellingcat alias Eliot Higgins und seinem Team, seinen Methoden und seinen Zielen, bevor das Thema des sich aufheizenden Informationskrieges um den Abschuß der MH 17 fortgesetzt werden kann. Denn letztlich gehen sämtliche Bemühungen westlich orientierter Medien, investigative „Aufklärung“ des Flugzeug-Abschusses zu betreiben, von Bellingcats nur allzu nützlichen Vorlagen aus. Während seine Studien wiederum den westlichen Mainstream in Politik und Medien visuell und mit scheinbarer Wissenschaftlichkeit lediglich aufbereiten. So viel Symbiose war noch nie zwischen herkömmlichen und vermeintlich alternativen Medien. Deren Methoden sollte also auf den Grund gegangen werden.

Am 23.10.2014 schrieb ich:

Die sich zuspitzenden Ereignisse beginnen am Sonntag, dem 13.7.2014.

An diesem Tag gab es nicht nur zahlreiche Luftangriffe der Kiewer “ATO” auf Ziele in der Ostukraine, sondern es schlugen auch vom ukrainischen Territorium abgeschossene Granaten im russischen Ort Donezk ein, die einen Mann töteten und zwei Frauen verletzten. Es war zwar nicht das erste Mal, daß beim Kampf um Grenzkontroll-Posten Geschosse aus der Ukraine in Rußland einschlugen: es war aber das erste russische Todesopfer, das bei einem solchen Vorfall zu beklagen war.

[…]

In diesem Beitrag hatte ich auch einen Link zu einem Artikel von RT vom 13.7.2014 gesetzt, in dem frühere Bombardierungen des russischen Staatsgebiets aufgelistet waren:

On Saturday [12.7.2014] a vehicle, carrying a squad of Russian border guards, came under fire from the Ukrainian side at the frontier between Russia and Ukraine.

On June 28, mortar shells from Ukraine hit Russian territory, damaging a building at the Gukovo border checkpoint and creating potholes in the ground in two villages.

The week before, on June 20, the Russian Novoshakhtinsk checkpoint in the Rostov region was shelled by mortars, Russia’s Border Service said.

http://rt.com/news/172404-russian-donetsk-shelled-victims/

https://gabrielewolff.wordpress.com/2014/10/23/ukraine-informationskrieg-um-mh-17-2/

Danach hatte ich angeführt, welche Gegenpropganda ab dem 13.7.2014, dem ersten tödlichen Angriff auf Rußland von ukrainischem Gebiet aus, von Kiew entfaltet wurde, jeweils mit dem Inhalt, Rußland habe von seinem Staatsgebiet aus per Grad-Beschuß und per Kampfjet-Angriff das ukrainische Militär bzw. am 16.7.2014 ein mehrstöckiges Wohnhaus in Snischne angegriffen.

Niemals hätte ich gedacht, daß diese – zum Teil widersprüchliche – Propaganda von irgendjemandem ernstgenommen werden könnte.

Vom explizit antirussisch eingestellten niederländischen Blogger ukraine@war natürlich abgesehen, der keine Mühe hat, die entsprechende Kiew-Propaganda durch Geolocation und Social Media jeweils zu „belegen“.

16.7.2014

http://ukraineatwar.blogspot.de/2014/07/russian-grad-firing-from-russian-soil.html

23.7.2014

http://ukraineatwar.blogspot.nl/2014/07/russian-soldiers-vk-page-shows-russia.html

27.7.2014

http://ukraineatwar.blogspot.de/2014/07/us-satellite-images-show-russian.html

27.8.2014

http://ukraineatwar.blogspot.de/2014/08/russia-shelling-ukrainian-village-from.html

27.11.2014

http://ukraineatwar.blogspot.de/2014/11/unnoticed-video-of-26-downing-confirms.html

Das geht bei ihm flott wie das Brezelbacken. Auch wenn Eliot Higgins sehr früh mit ihm zusammenarbeitete, so schon am 2.8.2014 in einem Beitrag für „The Daily Beast“, als er bereits auf schmalster Basis (Verweis auf die Propaganda des ukrainischen Geheimdienstes SBU und auf die entsprechenden Begleitarbeiten von ukraine@war) Rußland für den Abschuß der MH 17 mittels eines Buk-Systems verantwortlich machte:

http://www.thedailybeast.com/articles/2014/08/01/the-buk-that-could-an-open-source-odyssey.html

so hat er es klüglicherweise später vermieden, seine Inspirationsquellen SBU oder ukraine@war zu erwähnen.

Ansonsten habe ich nur einen zeitnahen Versuch der US-Administration gefunden, die Kiew-Propaganda über russische Angriffe auf die Ukraine im Juli 2014 zu übernehmen, und zwar wie für die „Beweisführung“ der USA und der NATO üblich, mit Hilfe von nichtssagenden Digital Globe Fotos:

Satellite Images Show Russia Firing Into Ukraine: U.S. Government

Satellite images released Sunday show what the U.S. government says is evidence that Russian forces are firing rockets and heavy artillery into Ukraine in support of pro-Russian rebels. The four black and white images, which were taken between July 21 and July 26, were released by the State Department and include captions from the Director of National Intelligence. They support the U.S. government’s recent claim that Russia appeared to be moving heavy artillery systems toward Ukraine. Russian officials have denied involvement in the conflict.

One image shows the Ukrainian and Russian border area, and what are said to be the results of rocket fire, including impact craters on one side and blast marks on the other.

“The wide area of impacts near the Ukrainian military units indicates fire from multiple rocket launchers,” a caption says.

Other images show what are described as Russian self-propelled artillery that are “oriented in the direction” of a Ukrainian military unit, as well as a before and after shot of a Ukrainian unit that is said to have been fired on by an artillery strike. The images were released as fighting escalated between Russian separatists and Ukrainian forces near the crash site of the Malaysia Airlines flight MH17. On July 17, 298 people on board were killed after the plane was shot down.

—Tim Stelloh with The Associated Press

First published July 27th 2014, 10:42 pm

http://www.nbcnews.com/storyline/ukraine-plane-crash/satellite-images-show-russia-firing-ukraine-u-s-government-n166166

Hier drei der “Beweisfotos”:

Beweisfoto 1Beweisfoto 2

Daß die Fotos gar nichts belegen, erschließt sich von selbst. Dementsprechend verpuffte diese Aktivität, medial wie politisch. Zudem beherrschte der MH 17-Abschuß vom 17.7.2014 das öffentliche Interesse, das auch ohne Beweise von klaren Schuldzuweisungen geprägt war.

Umso überraschender war es, daß Eliot Higgins sich dem Thema von Artillerie-Angriffen Rußlands auf die Ukraine im Sommer 2014 dann doch noch gewidmet hat. Ich erfuhr davon durch einen Fanfarenstoß des Guardian vom 17. Februar 2015:

Russia shelled Ukrainians from within its own territory, says study

Satellite images, digital detective work and social media provide strongest evidence yet of Russian crossborder shelling, according to investigation

How blogger Brown Moses used open-source information to analyse missile attacks on Ukraine

Julian Borger and Eliot Higgins

Tuesday 17 February 2015 14.00 GMT

[…]

Read the full Bellingcat report in English, German or Russian

http://www.theguardian.com/world/2015/feb/17/russia-shelled-ukrainians-from-within-its-own-territory-says-study

Sehr kunstvoll: Eliot Higgins ist als Co-Autor an diesem Reklamestück beteiligt, als Autor der Studie wird sein früheres Pseudonym “Brown Moses” angeführt, das er nach seinem Syrien-Giftgas-Debakel nicht ohne Grund abgelegt hat, und in dem gesamten Werbe-Artikel wird nicht mit einem Wort erwähnt, daß der Guardian Autor Eliot Higgins für die gehypte Bellingcat-Studie selber verantwortlich ist.

Nun ja, ein eifriger Besucher des online-Auftritts des Guardian wird die weiteren Werbe-Kampagnen für Bellingcats aktuellen Coup nicht verpaßt, und also auch diesen Beitrag konsumiert haben, in dem immerhin Brown Moses und Eliot Higgins als ein und dieselbe Person identifiziert wurden. Tatsächlich ist das „Brown Moses“-Pseudonym abgelegt und Higgins agiert seit August 2014 als Blogger ausschließlich unter Bellingcat und als Twitterer unter seinem Klarnamen.

How blogger Brown Moses used open-source information to analyse missile attacks on Ukraine – video

Blogger and citizen journalist Eliot Higgins – aka Brown Moses – explains how he used open-source information to determine cross-border artillery attacks that appear to be being fired from Russian territory into Ukraine. His team used satellite imagery on Google Earth and crater analysis techniques

Mustafa Khalili and Alex Healey, theguardian.com

Tuesday 17 February 2015 14.00 GMT

[…]

http://www.theguardian.com/world/video/2015/feb/17/brown-moses-cross-border-artillery-analysis-video?CMP=share_btn_fb

Darüberhinaus bot der Guardian am selben Tag noch Raum für diese Reklame-Sendung, als deren Autor auch „Bellingcat“ firmiert:

How digital detectives say they proved Ukraine attacks came from Russia

A group of investigative journalists who specialise in image analysis say they have proved a series of key artillery strikes on Ukrainian forces in summer 2014 came from inside Russia. We focus on two attacks to show how the Bellingcat team examined satellite imagery and social media videos to support their theory

Bellingcat, Pablo Gutierrez and Paul Torpey

Tuesday 17 February 2015 14.02 GMT

[…]

http://www.theguardian.com/world/2015/feb/17/ukraine-russia-crossborder-attacks-satellite-evidence

So viel Propaganda kann nur einem Propaganda-Stück dienen, denkt man sich da unwillkürlich. Wie peinlich muß es für den Guardian gewesen sein, aufgrund einer Démarche nun gerade von Sputnik News nachträglich am 19.2.2015 darüber aufklären zu müssen, daß ihr Autor Eliot Higgins gleichzeitig Autor des gehypten Bellingcat-Stücks ist?

Guardian Corrects Anti-Russian Story Based on ‚Research‘ of Own Reporter

23:50 19.02.2015 (updated 08:34 20.02.2015)

[…]

EDINBURGH (Sputnik), Mark Hirst — The Guardian was forced to correct an article claiming Russian military units fired on the Ukrainian Army from inside the Russian border after Sputnik news agency learned the newspaper’s reporter had himself jointly authored the research on which the story was based.

On Tuesday Eliot Higgins, a self-styled „citizen journalist“ wrote a joint news article with the Guardian’s Diplomatic Editor, Julian Borger, based on a study published by the so-called „Bellingcat investigative group“. Under the headline „Russia shelled Ukrainians from within its own territory, says study“ Higgins and Borger detail the claims made by the group based on „self-taught“ analysis of satellite maps freely available on the internet.

[…]

But Sputnik News learned Thursday that Higgins was one of the co-authors of the study on which the apparent news story was based and was in fact responsible for founding the Bellingcat group.

„Eliot Higgins is the founder of the Bellingcat investigative journalism network and lead author of the report Origins of Artillery Attacks on Ukrainian Military Positions in Eastern Ukraine Between 14 July 2014 and 8 August 2014,“ said the footnote added to the article Thursday.

Responding to Sputnik an official spokesman for The Guardian newspaper, who declined to be named said, „The article in question should have made clear that Eliot Higgins was lead author of the report and the founder of the Bellingcat investigative journalism network. We have now footnoted the article to reflect this and amended Eliot Higgins‘ byline profile.“

[…]

The article had remained published online for more than two days and had attracted 1658 online comments before the changes were made.

[…]

http://sputniknews.com/military/20150219/1018504330.html

In Deutschland griffen die interessierten Medien ebenso begeistert zu:

Die ZEIT, natürlich…

Untersuchung

Ukraine soll von Russland aus beschossen worden sein

Im Sommer soll sich Russland aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt haben. Reifenspuren und die Winkel der Einschusslöcher liefern einer Analyse zufolge Beweise.

Aktualisiert 18. Februar 2015  00:28 Uhr

Britische Waffenexperten und Journalisten haben in den vergangenen Monaten Angriffe auf ukrainische Soldaten ausgewertet. Die Ergebnisse könnten bestätigen, was internationale Beobachter, westliche Medien und Politiker Russland seit Monaten vorwerfen: Dass sich das Land auf Seiten der Separatisten aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt. Mehr als 120 Artillerie-Angriffe sollen der Studie zufolge im Sommer 2014 von Russland ausgeführt worden sein.

DasBellingcat-Team um den Waffenblogger Eliot Higgins wertete für seine Analyse Google-Earth-Satellitenaufnahmen sowie Fotos und Videos aus sozialen Netzwerken aus. Zudem stellten Anwohner der russischen Stadt Gukowo Videos ins Netz, auf denen Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesysteme zu sehen sind und Rauchwolken über der vermuteten Abschussstelle. Die Abschussposition der Raketen müsste den Videos zufolge in der Nähe von Gukowo liegen. Satellitenbilder sollen dies mit Brandflecken und Reifenspuren bestätigen. Es gab offenbar auch keine Spuren, die über die Grenze hinweg in die Ukraine zurückführten. Auch der Guardian vermutet, dass die Fahrzeuge nicht von Separatisten, sondern von russischen Einheiten gefahren wurden.

[…]

Kritik an „Bellingcat“

In einem Bericht des Guardian kritisiert ein unabhängiger Militärforensiker die Methoden des Bellingcat-Teams. Durch Satellitenaufnahmen könnten keine wissenschaftlichen Aussagen getroffen werden. Dennoch seien die Aufnahmen überzeugend und würden viele Fragen aufwerfen, wird der Experte zitiert.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-02/ukraine-krieg-russland-intervention-bellingcat?commentstart=1#comments

Wie schon am 13.11.2014 geschehen – was zur vorgefaßten meinung paßt, wird gelobt:

http://www.zeit.de/2014/47/malaysia-airlines-mh17-absturz-ukraine-neue-beweise

Der SPIEGEL, gebranntes Kind in Sachen Investigativ-Recherche zusammen mit Correctiv auf Bellingcats Spuren, wählt gar einen Agentur-Bericht, der den Autodidakten Higgins zum Waffenexperten hochzont. Higgins ist zu seinem eigenen Leidwesen für nichts Experte…

Krieg in der Ukraine: Experten dokumentieren Artilleriebeschuss aus Russland

Sie analysierten Einschusslöcher und Reifenspuren – und kamen zu einem brisanten Schluss: Das ukrainische Militär wurde im vergangenen Jahr von Russland aus beschossen. Das schreiben britische Waffenexperten in einer neuen Studie.

Dienstag, 17.02.2015 – 17:21 Uhr

Kiew/Berlin – Russische Militäreinheiten haben offenbar von Russland aus im Sommer 2014 das ukrainische Militär mit Artillerie bombardiert. Zu diesem Ergebnis kommt die Waffenrecherche-Webseite Bellingcat.

Die per Crowdfunding finanzierte Webseite hat es mit ihren Untersuchungen bereits zu einigem Renommee gebracht. Gegründet wurde sie vor knapp einem Jahr vom britischen Waffenblogger Eliot Higgins.

Der jüngste Bericht zur Ukraine stützt sich auf den aufwendigen Abgleich von öffentlich zugänglichen Google-Earth-Satellitenaufnahmen mit Videos und Bildern in sozialen Netzwerken sowie Berichten örtlicher Journalisten.

[…]

http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-und-bellingcat-russland-soll-das-land-beschossen-haben-a-1018957.html#ref=plista

Sieht man sich diesen von Westmedien gehypten Bellingcat-Coup genauer an, bleibt nicht viel übrig:

Zusammenfassung

Im Sommer des Jahres 2014 wurden in der Nähe der Grenze zu Russland positionierte ukrainische Streitkräfte von heftigem Artilleriefeuer angegriffen. Der ukrainische Grenzdienst bzw. der nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine berichtete im Zeitraum 9. Juli bis 5. September 2014 über mehr als 120 Artillerieangriffe aus Russland.

Offizielle russische Stellen haben bislang jegliche Artillerieangriffe aus ihrem Gebiet in Richtung Ukraine bestritten.

https://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2016/02/Bellingcat-Origin-of-Artillery-Attacks-German.pdf

[S. 3]

Immerhin legt er dar, wessen Behauptungen er bebildern möchte. Nämlich die des habituell lügenden Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats der Ukraine. Insoweit gebührt ihm Dank für diese Transparenz, die bereits die Grundlage der Recherche erschüttert.

Einleitung

Im Juli 2014 begannen ukrainische Streitkräfte eine „Anti-Terror-Operation“ (ATO) gegen die pro-russischen Separatisten, verzeichneten dabei bedeutende Gebietsgewinne im Bereich der Ostukraine und brachten einen großen Teil der russisch-ukrainischen Grenze wieder unter ihre Kontrolle.

Die Situation in den östlichen Regionen der Ukraine am 11. Juli 2014

Mit freundlicher Genehmigung des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine 2

http://www.rnbo.gov.ua/files/2014/RNBO_map_11_07_eng.jpghttp://www.rnbo.gov.ua/files/2014/RNBO_map_11_07_eng.jpg

http://web.archive.org/web/20150210142635/http:/www.rnbo.gov.ua/files/2014/RNBO_map_11_07_eng.jpg

https://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2016/02/Bellingcat-Origin-of-Artillery-Attacks-German.pdf

[S. 4]

Das ist natürlich Unsinn, daß die ATO erst im Juli 2014 begann. Sie begann am 15.4.2014, als die ostukrainischen Kritiker des illegitimen Kiewer Putschregimes in ihren Protestformen die Gewalttätigkeiten der Maidan-Selbstverteidigungskräfte noch deutlich unterschritten. Aber gut, daß Bellingcat offenbart, wie es um seine Kenntnis der Fakten bestellt ist.

Jedenfalls zeigt Bellingcat eine Karte der militärischen Lage, wie sie der Nationale Verteidigungs- und Sicherheitsrat damals für opportun hielt – diese täglich herausgegebenen Karten spiegeln eher ein taktisches Denken wieder als die tatsächliche Lage, wie es die Verlautbarungen dieser Institution mit ihrem Sprecher Lysenko, dem „Comical Ali“ der Ukraine, allgemein tun.

Karte Kiew 11.7.2014

http://web.archive.org/web/20150210142635/http:/www.rnbo.gov.ua/files/2014/RNBO_map_11_07_eng.jpg

Die Originalveröffentlichung ist sicherlich nicht ohne Grund gelöscht worden. Der Grenzübergang Gukowo (nicht eingezeichnet, südlich von Chernovopartizansk) wird hier jedenfalls den Rebellen zugeordnet).

Die weiteren Findungen Bellingcats kann man schlicht abhaken, denn hier wird von Kratern, die auf unscharfen Satellitenfotos sichtbar sind, nicht nur auf die Himmelsrichtung, sondern auch auf die Abschußentfernung geschlossen. Und da ist selbstverständlich Rußland des Reich des Bösen. Wenn man sich die OSZE-Berichte über Krater vor Augen führt, die selbst bei einer konkreten Vermessung vor Ort lediglich wahrscheinliche Himmelsrichtungen des Beschusses hervorbrachten, kann man die Bellingcat „Kraterologie“ anhand von unscharfen Satelliten-Bildern nur als in mehrfacher Wortbedeutung als vermessen bezeichnen. Dazu braucht man kein Experte zu sein. Den es dann freilich doch gibt.

Nicht unzufällig wird erst ganz am Schluß des Guardian-Artikels die Bellingcat-Studie zertrümmert:

Stephen Johnson, a weapons expert at the Cranfield Forensic Institute, part of the Defence Academy of the United Kingdom, said that the application of crater analysis techniques to satellite imagery was “highly experimental and prone to inaccuracy”.

“This does not mean there is no value to the method, but that any results must be considered with caution and require corroboration,” Johnson said in an email after reviewing the Bellingcat report. He added that “the most significant part of the report” was the discovery of the apparent firing positions on the border.

[…]

http://www.theguardian.com/world/2015/feb/17/russia-shelled-ukrainians-from-within-its-own-territory-says-study

Naja, Feuerstellungen an der russischen Grenze sind angesichts des Kriegsgeschehens in der Ukraine, das oft genug zu Verletzungen des russischen Territoriums geführt hat, ja nun wirklich keine Überraschung. Man fragt sich, wieso sich Experten noch Experten nennen dürfen, wenn sie die simpelsten Tatsachen und Strategien übersehen.

Eliot Higgins reagiert allerdings aggressiv, wenn ihm die „Wissenschaftlichkeit“ seines Vorgehens abgesprochen wird; ist dieser Anschein von „Wissenschaftlichkeit“ doch sein einziges Abgrenzungsmerkmal gegenüber ersichtlich fanatischen Bloggern und Twitterern wie ukraine@war.

Eliot Higgins @EliotHiggins  ·  21. Feb.

Working on what will be a peer reviewed paper on the crater analysis methodology we used in the recent @Bellingcat report

https://twitter.com/EliotHiggins/status/569056646531579904

Eliot Higgins @EliotHiggins  ·  21. Feb.

@phil4truth you realise I’m a visiting research associate at King’s College London and working towards a PhD? Is that academic enough?

https://twitter.com/EliotHiggins/status/569076646264889344

Eliot Higgins @EliotHiggins  ·  21. Feb.

@phil4truth so I’m researching, studying and teaching at a university yet I’m not an academic. I think you need to recheck your definition

https://twitter.com/EliotHiggins/status/569084494231281664

Eliot Higgins @EliotHiggins  ·  21. Feb.

@phil4truth you continue to prove you’re an idiot

https://twitter.com/EliotHiggins/status/569086978119098368

Der gesamte freundliche Austausch läßt sich hier nachlesen:

https://twitter.com/EliotHiggins/status/569086978119098368

Es müssen natürlich Idioten sein, die bezweifeln, daß ein Nicht-Akademiker ein Akademiker sei. Und daß man eine Diss ohne einen akademischen Abschluß anfertigen kann, ist auch mir neu.

Wie Bellingcat wirklich arbeitet, wird erst aus aus den Passagen über konkrete Angriffe aus Gukowo (Rußland) deutlich.

Zu einem angeblichen Beschuß ukrainischen Gebiets am 16.7.2014 von russischem Territorium in der Nähe von Gukowo aus werden nämlich geradezu abenteuerliche Ausführungen gemacht.

https://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2016/02/Bellingcat-Origin-of-Artillery-Attacks-German.pdf

[S. 19]

Hierzu werden Videos ausgewertet, die am 16.7.2014 hochgeladen wurden, die von einem Standpunkt östlich des Kovalevka-Sees in der Nähe von Gukowo gemacht wurden. Hier eine Übersichtskarte:

Gukowo Kovalevka-See, Grenze

Die weiteste Entfernung zur ukrainischen Grenze, berechnet vom nördlichen Stadtteil Platovo (östlich davon befindet sich der fragliche See), beträgt 5,6 km.

Das erste Video ist bereits nicht mehr vorhanden, doch Bellingcat hat es gesichert und neu veröffentlicht:

Bellingcat Video 1

https://www.youtube.com/watch?v=6SIDxVxdIjw

Wie weit mag der Abschuß eines Mehrfachraketenwerfers von dem See entfernt sein? In welche Richtung wurde geschossen? Wo befand sich derjenige, der die Aufnahme machte?

Zu letzterem dekretiert Bellingcat:

Kamera Position: 48°4’30.76″N 39°55’36.94″E

[Quelle: wie vor]

Klickt man die Koordinaten an, so gerät man an dieses Bild:

Gukowo See Kameraposition 1

Wie das? Nun, da stützt sich Bellingcat auf bewährte Vorarbeiter.

Video001 zeigt mehrere MLRS Salven westlich vom See. Die Kameraposition wurde bereits mehrmals von verschiedenen Journalisten, Bloggern und Open-Source-Ermittlern lokalisiert.26

Die Fußnote 26 informiert über die einzige (!) Quelle; und da stößt man auf einen guten alten Bekannten:

26

http://ukraineatwar.blogspot.dk/2014/07/russian-Grad-firing-from-russian-soil.html

http://web.archive.org/web/20150115124112/http://ukraineatwar.blogspot.nl/2014/07/russian-grad-firing-from-russian-soil.html

[Quelle: wie vor]

Klar, der niederländische Kumpel Peter Martin alias Dajey Petros alias ukraine@war hat natürlich recht. Und es war auch gänzlich überflüssig, dessen Beitrag zu sichern. Der Mann steht zu seinen antirussisch motivierten Findungen. Daß Bellingcat den funktionierenden Link zu ukraine@war verhunzt hat (dk statt de), ist nur wieder eine der Ungenauigkeiten, die Bellingcat sich öfters leistet. Bleibt die Frage, in welche Richtung ein Mehrfachraketenwerfer schießt, wenn er aus einer Blickrichtung von Ost nach West nach links schießt, also in eine generell südliche, evt. auch süd-südwestliche Richtung?

In die Ukraine nicht, legt man die maximale Reichweite des angenommenen Grad-Raketenwerfers von 20 km zugrunde:

Gukowo Grad 20 km

Zu Video 4 verwirren diese Anmerkungen:

Video004

Залп российских ГРАДов из Гуково в сторону

Украины

“Salven von russischen Grads aus Gukovo in Richtung Ukraine“

hinzugefügt 16. Juli 2014

Kamera Position: 48° 4’29.80″N 39°55’36.07″E

https://www.youtube.com/watch?v=8pu0h2O7RnI

Alternativer Link:

https://www.youtube.com/watch?v=8F9WFkA9C08

Video004 zeigt die Feuerstellung von der südwestlichen Seite des Kovalevsky See.

Markante Punkte in diesem Video sind der solitäre Baum an der rechten Seite, der große Busch etwa in der Mitte und die Strommasten im linken Bereich des Bildes.

https://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2016/02/Bellingcat-Origin-of-Artillery-Attacks-German.pdf

[S. 22]

Ruft man den Link der angegebenen Koordinaten auf, erhält man denselben Standort wie bei Video 1, also einen östlich des Sees.

Dasselbe Ergebnis findet sich bei Video 5: die Koordinaten weisen einen Standort östlich des Sees auf, im Text wird behauptet, der Standort befinde sich südwestlich des Sees.

[aaO, S. 23]

Man wird müde, sich mit dieser willkürlichen Kleinkrämerei zu beschäftigen, die zwar den Eindruck von Akribie erweckt, tatsächlich aber nicht nachvollziehbare, sondern lediglich interessegeleitete Behauptungen aufstellt, die noch nicht einmal stimmig sind.

Aus diesen widersprüchlichen Behauptungen wird schließlich ein durch viele Linien beglaubigtes Sichtwinkel-Schnittpunkt-Bild konstruiert, denn alle Wege führen nach Rom und die von Bellingcat schnurstracks auf Spuren von Gradraketenwerferstellungen in Rußland:

Bellingcat Schnittpunkte

https://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2016/02/Bellingcat-Origin-of-Artillery-Attacks-German.pdf

[S. 25]

Das muß man jetzt einfach glauben, denn sehen kann man die Brandspuren nicht.

Aber es wird noch toller (und überfordert selbst die kindlichste Leichtgläubigkeit):

Aus dem Satellitenbild ergibt sich offensichtlich, dass es sich um zwei Feuerstellungen von jeweils vier MLRS-Werfern bei 48°05’25.0″N 39°54’45.3″E handelt. Das Bellingcat Untersuchungsteam hat jede einzelne Richtung der Brandspuren gemessen und daraus eine durchschnittliche Flugbahn für jede Feuerstellung berechnet.

https://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2016/02/Bellingcat-Origin-of-Artillery-Attacks-German.pdf

[S. 26]

Wie man eine Flugbahn aus Brandspuren errechnet, die man sich schon sehr herbeiphantasieren muß, bis man sie erkennen kann, bleibt Geheimnis des Teams. Unverdrossen verkündet es:

Die berechneten Flugbahnen der Brandspuren zeigen in Richtung zweier unterschiedlicher Kraterfelder auf ukrainischen Territorium (Bild unten). Bei der Analyse der einzelnen Krater im beschossenen Gebiet wurde festgestellt, dass die berechneten Flugbahnen der Feuerstellungen fast genau zu zwei Flugbahnen aus der Krater-Analyse des Kraterfeldes in der Nähe des Bergwerks „Dolzhanskaya-Kapital“ passen.

https://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2016/02/Bellingcat-Origin-of-Artillery-Attacks-German.pdf

[S. 27]

Wie so oft bringt Bellingcat keine Landkarten, auf denen sich die Lage des besagten Bergwerks feststellen ließe. Dessen Erwähnungen erfolgen aber unter dieser Überschrift:

Artillerieangriffe im Gebiet um Chervonopartyzansk

vom 14. Juli bis 8. August 2014

https://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2016/02/Bellingcat-Origin-of-Artillery-Attacks-German.pdf

[S. 12]

Ein Überblick ergibt, daß Chervonopartyzansk – siehe auch die Lagekarte des ukranischen Verteidigungs- und Sicherheitsrates – nordwestlich von Gukowo liegt:

Gukowo Chervo

Das paßt nicht zu den südlichen bis südwestlichen Flugbahnen aus den Videos.

Bellingcat kommt ungeachtet dieser Diskrepanz zu diesem zweifelsfreien Ergebnis:

Vier Angriffe wurden aus dem Bereich Gukovo, Russland auf ukrainische Streitkräfte in der Nähe des Bergwergs “Dolzhanskaya-Kapital” und dem Dorf Panchenkove zwischen dem 16. Juli und 8. August durchgeführt.

Zwei weitere Angriffe auf dieses ukrainische Gebiet erfolgten nördlich vom Ortsteil Platovo (Gukovo) aus.

https://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2016/02/Bellingcat-Origin-of-Artillery-Attacks-German.pdf

[S. 34]

Seine in den Fußnoten erwähnten Quellen? Neben zum Teil bereits gelöschten Videos und ukraine@war hat er die üblichen Verdächtigen, nämlich pro-Kiew Propagandisten, versammelt:

http://www.interpretermag.com/ukraine-liveblog-day-144-30-ukrainian-soldiers-killed-near-russias-border/

http://web.archive.org/web/20150210142924/https:/en.informnapalm.org/anti-terrorist-operation-summary-for-july-14-2014/

[Die ukrainische Propagandaschleuder „Informnapalm“, ein Twitter-Favorit von Udo Lielischkies (WDR), scheint bedauerlicherweis nicht mehr erreichbar zu sein.]

http://uacrisis.org/lysenko2-22-07-2014/

http://maidantranslations.com/category/opinions/dmitry-tymchuk/

http://maidantranslations.com/2014/07/27/towns-in-donbas-have-been-liberated-thanks-to-the-72nd-and-79th-brigades/

http://euromaidanpress.com/2014/08/05/dmitry-tymchuks-military-blog-summary-august-4-2014/

Vielleicht sollte Bellingcat sich auch einmal der Realität und neutralen Quellen widmen, so den OSZE-Berichten von der Überwachung der russisch-ukrainischen Grenze vom russischen Staatsgebiet aus, deren Beobachtung am 24.7.2014 beschlossen worden war. Dort wurden die ukrainischen Versuche, den Grenzposten Gukowo zu übernehmen, durchaus registriert.

Am 3. 8 2014 erschien ein Bericht, der über einen Beschuß des russischen Gebiets durch ukrainische Kräfte informiert:

Spot report by the OSCE observer mission at the Russian checkpoints Gukovo and Donetsk, 3 August 2014

Kamensk-Shakhtinsky, Russian Federation 4 August 2014

Shelling incident at the Gukovo border crossing point

SUMMARY

Kamensk-Shakhtinsky, 3 August 2014

Fighting between Ukrainian troops and militants resumed around Gukovo Border Crossing Point (BCP). Two shells fell in the BCP compound one of which provoked light building damage.

DETAIL

From noon to the evening, the sounds of various kinds of weapons were heard (including machine gun and mortar) in the vicinity of the Gukovo BCP but on the Ukrainian side of the border.

At 13:35, a shell fell inside the Russian BCP compound on a piece of land between two buildings provoking the standard evacuation procedure. No damage and injury was reported.

At 15:00, a second shell round fell inside the same compound. It seems that it exploded before reaching the ground and shattered a window and damaged lightly the surrounding walls.

http://www.osce.org/om/122235

Wie schon am 13.7.2015 und zuvor versuchte die ukrainische Armee vergeblich, den von den Rebellen gehaltenen Grenzübergang nach Gukovo zu erobern. Anfang August flohen viele ukrainische Soldaten nach Rußland.

Latest update by the OSCE Observer Mission at the Russian checkpoints Gukovo and Donetsk, based on information received as of 22hrs, 4 August 2014

KAMENSK-SHAKHTINSKY, Russian Federation 4 August 2014

SUMMARY

KAMENSK-SHAKHTINSKY, Russian Federation, 4 August 2014 – On 1-2 August 2014 Ukrainian army officers made contact with the OSCE Observer Mission (OM) to request OSCE assistance to open a passageway to the Gukovo border crossing point (BCP) of the Russian Federation (RF) for several hundred Ukrainian servicemen. On 2 August, an initial group of 12 Ukrainian troops crossed into the RF. On 4 August, the OSCE Observer Mission witnessed the passage of 437 Ukrainian servicemen. They were sent to a nearby transit facility and, according to the local Russian authorities, all of them were set to return to Ukraine in the hours to come.

[…]

http://www.osce.org/om/122341

Hier ein zusammenfassender Bericht vom 30.7. – 5.8.2014:

http://www.osce.org/om/122444

Von Artillerie-Beschuß von Gukowo aus in die Ukraine ist dort nicht die Rede. Seit dem 31.7.2014 kann dergleichen dort nicht stattgefunden haben, sonst hätten es die dort stationierten OSZE-Beobachter bemerkt.

So schmort Bellingcat alias Eliot Higgins im Saft der pro-Kiew-Propaganda und der Überschätzung der Möglichkeiten, die die – leicht mißbrauchbaren und unterwanderten – social media und Satelliten-Bilder bieten können. Wobei deren Interpretationsergebnis ohnehin von vorneherein feststeht – Rußland (wahlweise Assad) ist der Böse, der Westen der Gute. Ohne diese Ergebnisse hätte Higgins mit seinen Bild-Spielereien niemals den Zuspruch der „seriösen“ West-Presse erreichen können. Ob er, dieser Zuspruch, ihm finanziell nutzt?

Zuletzt, am 4.2.2015, klagte er ja in der ihm gewogenen Mainstream-Presse, daß die Crowdfunding-Summe von August 2014 aufgebraucht sei und daß er mangels Qualifikation nirgendwo Stipendien bekomme:

Der „Ein-Mann-Nachrichtenagentur“ geht das Geld aus

Aber dem Mann, der sich selbst eine „Ein-Mann-Nachrichtenagentur“ nannte, geht schon wieder das Geld aus. „Ich bekomme jede Menge Anerkennung, aber keiner will mich bezahlen.“ Am liebsten wäre er Projektmanager für eine ganze Horde von Leuten, die nach seinen Methoden die Rätsel dieser Erde lösen, von der Terrorbekämpfung über Geldwäsche bis zur Korruption. Er würde seine ehrenamtlichen Rechercheure gerne bezahlen.

Die Verbreitung seiner Techniken hält er für die wichtigste Aufgabe – und zugleich das tragfähigste Konzept für sein weiteres Leben. „Ich suche nicht nach einem Job – ich suche nach Geld.“ Der lustlose Schüler und Student ohne Abschluss weiß jetzt, dass Bellingcat seine Identität ist. Zwar gilt er noch als merkwürdiger Einzelgänger, aber zugleich als Pionier, der den Journalismus revolutioniert. Quasi im Vorbeigehen rehabilitiert er die Glaubwürdigkeit eines ganzen Mediums.

Trotzdem bewirbt er sich gerade erfolglos um Stipendien. Sie sagen ihm dann, die Angebote gelten für Wissenschaftler, aber ein Wissenschaftler sei er ja nicht. Sie gelten für Journalisten, aber ein Journalist sei er auch nicht. Wer er eigentlich sei? Etwas Geld bekam er, um seinen Blog ins Arabische übersetzen zu lassen. Aber ansonsten ist Higgins ein Mann zwischen den Stühlen, der mit dem Geld aus Vorträgen und Workshops seine Familie über Wasser hält. Wie jeder Engländer zahlt er Raten für sein Haus, vor drei Monaten wurde das zweite Kind geboren.

Der Text erschien auf der Dritten Seite des gedruckten Tagesspiegels.

http://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/der-enthuellungs-blogger-eliot-higgins-im-portraet-anerkennung-bekommt-er-reichlich-bezahlen-will-ihn-niemand/11323084-3.html

Wieviel Geld bekam er, um seinen Beitrag vom 17.2.2015 zeitgleich ins Deutsche und ins Russische übersetzen zu lassen? Und von wem? Und wer hat diesen Beitrag verfaßt?

Mitwirkende

Basierend auf einer Arbeit von Sean Case

Das Untersuchungsteam:

Timmi Allen

Sean Case

Eliot Higgins

Veli-Pekka Kivimaki

Iggy Ostanin

Aric Toler

Redaktionelle Bearbeitung: Nathan Patin

Dieser Bericht wurde in Zusammenarbeit mit Slack.com erstellt.

https://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2016/02/Bellingcat-Origin-of-Artillery-Attacks-German.pdf

[S. 35]

Vergleicht man diese Artikel-Mitarbeiter mit der Liste der offiziellen Bellingcat-Mitarbeiter, findet man kaum Übereinstimmungen:

https://www.bellingcat.com/contributors/

Bis auf Sean Case und Eliot Higgins selbst ist dort keiner der Beiträger genannt; dafür gibt es in der offiziellen Mitarbeiterliste Pseudonyme namens “Bellingcat” und „regular contributor“, zu denen nichts erklärt wird. Transparenz geht anders.

Aber die hat er ja auch nicht nötig, denn der Guardian steht treu und fest zu seiner PR-Kampagne für Bellingcat. Julian Borger tut, was er kann, immer voll auf der NATO-Linie:

Russian military shelled Ukraine from mid-July, report says

Moscow’s involvement in conflict has been on such a scale that strain on its military is starting to show, according to report by Royal United Services Institute

Julian Borger Diplomatic editor

Wednesday 11 March 2015 09.48 GMT

Large-scale intervention in eastern Ukraine by regular Russian troops began last August, reaching a peak of 10,000 in December, and Moscow has been struggling to maintain operations on such a scale and intensity, according to a report.

The report, by the Royal United Services Institute (Rusi), claims small teams of reconnaissance and Spetsnaz special operations units crossed the border earlier, in mid-July after Ukrainian government forces had won a series of battles and had pushed pro-Moscow separatists out of territory they had previously occupied.

The Rusi report also confirms the findings of a February investigation, based on analysis of satellite imagery by the Bellingcat group of investigative journalists, that Russian artillery shelled Ukrainian positions from inside Russian territory.

[…]

http://www.theguardian.com/world/2015/mar/11/russia-struggling-ukraine-military-operations-report

Aber mit diesem Königlichen Institut ist es nicht weit her. Sieht man sich diese RUSI-„Analyse“ von Igor Sutyagin an, amüsiert man sich zwar königlich, ist aber gleichzeitig geschockt davon, was das Expertentum angeht, das heutzutage im Schwange ist. Denn dort liest man:

Russian Forces in Ukraine

Igor Sutyagin

Royal United Services Institute

March 2015

Briefing Paper

The annexation of Crimea and the subsequent large-scale deployment of Russian troops near the Russo-Ukrainian border were popularly referred to in Russia as ‘Operation Russian Spring’. While the annexation itself of Crimea was relatively peaceful, the actions of Russian and Russian-backed forces in eastern Ukraine turned into an increasingly fierce fight as the Ukrainian government launched its own ‘anti-terrorist operation’ against the Russian-supported rebels.

In this way, the comparatively bloodless Russian spring gave way to a Russian winter of fierce combat. The first operational successes of Ukrainian forces in late June and early July 2014 first prompted Russian artillery fire from within Russian territory, targeted against advancing Ukrainian troops on their own soil, from mid-July onwards. Direct intervention by Russian troops in combat roles then followed in the middle of August, when the prospect of rebel defeat had become realistic. The presence of large numbers of Russian troops on Ukrainian sovereign territory has, more or less, since become a permanent feature of the conflict.

The first phase of large-scale incursions by regular Russian troops commenced on 11 August 2014 and has involved a substantial array of forces (see Table 1). Elements of some Russian reconnaissance and special operations units have operated on Ukrainian soil since 14 July (at the latest), comprising teams generated by six units.

The Russian military operation against Ukraine is instructive, having been waged in accordance with the Gerasimov Doctrine of Ambiguous Warfare.1

1. Presented by the Chief of the Russian General Staff, Army General Valeriy Gerasimov, in January 2013 at the Russian Academy of Military Sciences’ annual meeting; key elements of the Gerasimov Doctrine have since been integrated into the new edition of the Russian Military Doctrine, as approved in December 2014.

https://www.rusi.org/downloads/assets/201503_BP_Russian_Forces_in_Ukraine_FINAL.pdf

Aber nicht nur diese erste Seite des Reports kommt völlig beleglos daher. So kriegt also auch Bellingcat keine credits. Nicht einmal ein Link zur Gerasimov-Doktrin, die die bewährten amerikanischen Konzepte des regime changes und der hybriden Kriege lediglich aufnimmt, wird angegeben. Insgesamt ist es ein NATO-Stück, das sich nicht die geringste Mühe gibt, auch nur irgendeinen Nachweis für seine Behauptungen zu liefern. Stattdessen gibt es dort Fußnoten dieses Kalibers:

4.

Sergiy Leschenko, ‘Ukraina: mizh vyboramy ta voennym stanom’ [‘Ukraine: between Elections and a State of War], Ukrainska Pravda, 5 September 2014; author interview with a senior officer of the Operations Directorate, Ukrainian General Staff, 9 February 2015.

5.

The US military estimates around 12,000 Russian soldiers to be supporting separatists in eastern Ukraine, according to the US Army’s Commander in Europe, General Ben Hodges. He estimates the amount of Russian troops on the Ukrainian border and in Crimea as 50,000 and 29,000, respectively. Reuters, ‘Some 12,000 Russian Soldiers in Ukraine Supporting Rebels: U.S. Commander’, 3 March 2015

aaO, S. 4

Daß auch die Einschätzungen, Rußland habe sich mit dem (angenommenen) militärischen Engagement bereits verhoben, nicht einmal von den Herren Breedlove und Hodges geteilt werden würde, kommt noch hinzu.

Mit Igor Sutyagin hat man allerdings auch den Bock zum Gärtner gemacht. Hier seine Lebensgeschichte als spät ausgetauschter russischer West-Spion, der nach eigenen zweifelhaften Angaben unschuldig verurteilt wurde – und der gewiß nicht in der Lage ist, neutrale Analysen über Rußland abzuliefern:

Igor Sutyagin is odd man out in spy swap deal

After 11 years in a Russian prison, a researcher who always maintained he was not guilty of espionage was suddenly a free man. Now exiled in London and separated from his family, he wonders what the future holds

Ian Black

Tuesday 17 August 2010 17.04 BST Last modified on Friday 3 October 2014 09.59 BST

In 1998, at a conference in Birmingham he was introduced to a British company called Alternative Futures which retained him for $1,000 a month to write reports for them. Sutyagin insists he was not being naive. „I was born in the Soviet Union and grew up there. We were educated to be suspicious of foreigners. But the intention was to provide information on the investment climate in Russia.“ Russia’s security service, the FSB, took a different view and arrested him in October 1999, claiming the UK company was a front for the CIA. „They tried to prove that it was an exchange of information, but that was not the main purpose. It was intended to illustrate trends to prove that it was secure to invest in Russia.“

[…]

http://www.theguardian.com/world/2010/aug/17/igor-sutyagin-spy-swap

Daß Großbritannien den von einer britischen Firma exponierten „Spion“ sozial integriert, finde ich ja noch verständlich. Aber doch nicht in dieser Position…

Es geht kein Weg daran vorbei: die westlichen Medien lieben Bellingcat: selbst diese Untersuchung wurde gelobt:

Freitag, 13. März 2015

Russische Soldaten in Debalzewe

Welpen überführen Russland in Ukraine

Russland bestreitet hartnäckig, sein Militär in der Ostukraine einzusetzen. In akribischer Kleinarbeit überführt ein Blogger eine russische Panzereinheit – unter anderem mit Hilfe von zwei süßen kleinen Husky-Welpen.

Der Vorwurf ist politisch brisant: Die unabhängige russische Zeitung Nowaja Gaseta veröffentlichte Anfang März ein Interview mit einem jungen russischen Soldaten. Der behauptete, er sei bei Kämpfen mit seiner russischen Panzerkompanie gegen ukrainische Soldaten am 19. Februar in der Nähe von Debalzewe verletzt worden. Diese Kämpfe hatten großes Aufsehen erregt. Denn die Separatisten, offenbar mit massiver Hilfe der russischen Armee, eroberten die Stadt trotz des Tage zuvor – unter anderem von Russland unterzeichneten – Waffenstillstandsabkommen von Minsk.

Bisher wies Russland allerdings alle Vorwürfe zurück, sein Militär werde in der Ostukraine eingesetzt. Den Tod oder die Verwundung russischer Bürger in den Kämpfen erklärte Moskau bisher immer damit, dass einzelne Russen sich den Separatisten als Freiwillige angeschlossen hätten.

Ein Blogger der britischen Internetseite „Bellingcat“ jedoch überprüfte die Behauptungen des jungen Panzergrenadiers anhand im Internet zugänglicher Quellen in mühsamer Kleinarbeit. Er wertete zahllose Satellitenaufnahmen, Fotos und Augenzeugenberichte sowie Medien aus: Das Ergebnis, das er auf seinem Blog veröffentlichte: „Nahezu alle überprüfbaren Details in dem Interview können durch öffentlich zugängliche Quellen bestätigt werden.“ Das Interview müsse als „Schlüsselbeweis“ für Russlands Verwicklung in der Ostukraine auch nach dem Minsker Waffenstillstand betrachtet werden.

[…]

http://www.n-tv.de/politik/Welpen-ueberfuehren-Russland-in-Ukraine-article14694771.html

Auch wenn Aric Toler bei Bellingcat mit einer knalligen Überschrift aufwartete:

How These Adorable Puppies Exposed Russian Involvement in Ukraine

March 11, 2015

By Aric Toler

Данный отчет также доступен на русском языке.

On March 2, Elena Kostyuchenko of the Russian independent newspaper Novaya Gazeta published an explosive interview (English) with Dorzhi Batomunkuyev, a 20-year old tankist from Mogoytuy in the Zabaykalsky Krai, bordering Buryatia. Batomunkuyev is a member of military unit 46108, the 5th Tank Brigade, based out of Buryatia, lying between Lake Baikal and Mongolia in the far east of Siberia. However, Batomunkuyev is far from home, now recovering from serious injuries in Rostov after being transferred from a burn recovery unit in a Donetsk, Ukraine hospital. Like many other Russian soldiers, Batomunkuyev sustained injuries while fighting against Ukrainian soldiers in eastern Ukraine. In this case, the Mogoytoy native and his fellow 5th Tank Brigade soldiers were firing upon Ukrainian soldiers in the “Debaltseve pocket” on February 19.

[…]

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2015/03/11/vreditel-sobaka/

Es hilft nix.

Das angebliche Interwiew von Elena Kostyuchenko mit Dorzhi Batomunkuyev, an dessen Wahrheitsgehalt Zweifel bestehen, läßt sich mit niedlichen Hundewelpen nicht verifizieren. Toler begeht auch den Fehler, seine Voreinstellung allzu deutlich heraushängen zu lassen („Like many other Russian soldiers, Batomunkuyev sustained injuries while fighting against Ukrainian soldiers in eastern Ukraine.“). Und es ist ja nicht so, daß ein russisches Oppositionsblatt per se wahrheitsgemäß berichten und von Propaganda Abstand nehmen würde. Ob Batomunkuyev, wie einige Burjaten, als Freiwilliger in Debalzewe war oder mitsamt einer Formation im Auftrag der russischen Armee, läßt sich mit den üblichen Bellingcat-Methoden nicht feststellen.

Toler scheitert bereits an dem ersten Versuch einer Verifizierung, nämlich hinsichtlich der Behauptung, der Interviewte sei am 19.2.2015 durch einen ukrainischen Panzerangriff in der Nähe von Debalzewe schwer verletzt worden:

On February 19, I got blown up. It was dusk. The 19th was the Buddhist New Year. So the year started poorly for me. (Tries to smile, blood immediately starts gushing from the lip).

[…]

How were you wounded?

In a tank. There was a tank battle. I hit the enemy tank, it blew up. I hit another tank, but it had [active] armor, it worked well. It turned around and hid in the forest belt. Then, as we rolled back to another position, it got us.

http://euromaidanpress.com/2015/03/02/the-story-of-a-russian-soldiers-war-in-ukraine-we-all-knew-what-we-had-to-do-and-what-could-happen/

Es ist bezeichnend, daß Euromaidan diesen Artikel aus der Nowaja Gaseta übersetzte – er paßte ideal ins Kiewer antirussische Konzept.

Toler bemüht sich vergeblich, Kampfhandlungen der ukrainischen Armee bei Debalzewe noch am 19.2.2015 zu belegen:

The specific battle that led to Batomunkuyev’s injury during dusk of February 19 is difficult to verify; however, fighting was reported as Ukrainian troops withdrew near Lohvynove on February 19.

A dispatch from separatist fighters on February 19 describes how the road between Debaltseve-Artemivsk in the area of Lohvynove has become a “road of death” for Ukrainian soldiers. From the other side, Ukrainian military blogger Dmytro Tymchuk wrote on the morning of February 19 that separatist forces, including about a dozen tanks, were positioned near the Debaltseve-Artemivsk road near north Lohvynove. Lastly, a member of the Ukrainian military claims that his 1st Tank Brigade damaged or destroyed three separatist/Russian T-72b tanks on February 19 near Lohyvnove, but this information cannot be independently verified and only appeared after the Novaya Gazeta report.

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2015/03/11/vreditel-sobaka/

Exakt. Schließlich ist es allgemein bekannt, daß die ukrainische Armee ihre Flucht aus Debalzewe bereits in der Nacht zum 18.2.2015 durchführte.

Ukrainische Armee zieht sich aus Debalzewe zurück

Ukrainische Regierungstruppen ziehen aus dem seit Tagen umkämpften strategischen Verkehrsknotenpunkt Debalzewe im Osten des Landes ab. Viele Soldaten ergaben sich.

18.02.2015

[…]

http://www.dw.de/ukrainische-armee-zieht-sich-aus-debalzewe-zur%C3%BCck/a-18265156

Ein Panzergefecht am 19.2.2015 unter aktiver Beteiligung der ukrainischen Armee hat schlicht nicht nicht stattgefunden.

Zum Beweis, daß es den Interviewten tatsächlich und namentlich gibt, präsentiert Toler zwar einen Screenshot der mittlerweile gelöschten VK-Seite des Interviewten (obwohl eine Identifizierung des entstellend Verletzten anhand der VK-Fotos nicht möglich ist):

Lastly, many online sleuths quickly confirmed the tankist’s identity after the Novaya Gazeta interview surfaced by finding Batomunkuyev’s VK (VKontakte) profile. Batomunkuyev’s VK profile has since been deleted, but numerous screenshots and archived versions of the profile are available:

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2015/03/11/vreditel-sobaka/

Aber er präsentiert eben nur einen screenshot und keinen Link, schon gar keinen funktionierenden Link zum Archiv-Material. Natürlich wertet er die Eintragungen von Batomunkuyev auf dessen VK-Seite auch nicht aus – sie sind nämlich, was seine Zugehörigkeit zum russischen Militär über Oktober 2014 hinaus angeht, unergiebig und sogar kontraproduktiv, was die Behauptungen in dem Interview angehen.

http://web.archive.org/web/20150302223909/https://vk.com/id85846983

(Euromaidan war so freundlich, diesen Link bereitzustellen. Dort ist man offenbar nicht so schlau wie bei Bellingcat.)

Hier die Übersetzung per Google translate:

https://translate.google.com/translate?hl=en&sl=ru&tl=en&u=http%3A%2F%2Fweb.archive.org%2Fweb%2F20150302223909%2Fhttps%3A%2F%2Fvk.com%2Fid85846983&sandbox=1

Kein Wunder, daß Bellingcat diese Seite ignorierte. Deren letzte Eintragung lautet:

Dorzhik Batomunkuev

For a while I will not be in touch.

23 Jan at 4:28 pm

Im Interview mit Nowaja Gaseta soll er gesagt haben:

We’d passed the 3-month training, just as planned. And then… we were already counting the days until the training’s end. We had special people, political officers, who worked with the soldiers. What they were told at the meetings, they told us. The political officer says: “Wait another week, we’ll go home”. Our replacement was already there. We were told: “The trailers will come soon, we will load the tanks, the technicians and drivers will go by train, others – commanders and gunners – will go by plane from Rostov to Ulan-Ude. A 12-hour flight and we will be home.”

And then we got the signal. And we went in.

When?

On February 8, I believe. Our group’s captain just came to us and said: “That’s it, guys, were are going, on high alert.” On high alert means sitting in the tank, engine started. Then the convoy goes in.

http://euromaidanpress.com/2015/03/02/the-story-of-a-russian-soldiers-war-in-ukraine-we-all-knew-what-we-had-to-do-and-what-could-happen/

Diesen Widerspruch – freiwilliges Abtauchen am 23.1.2015 einerseits, militärische Abkommandierung in die Ukraine am 8.2.2015 andererseits – möchte Bellingcat verständlicherweise eher nicht thematisieren. Dafür legt Aric Toler sehr boulevardesk Wert auf Hundewelpen in irgendwelchen russischen Training-Camps. Tatsächlich ist klar, daß dieses fragwürdige Interview in der russischen Oppositionszeitung nur durch ein neues Interview mit dem Betroffenen und dessen Mutter verifiziert oder falsifiziert werden kann. Wenn überhaupt. Hundewelpen in harmlosen Trainingscamps auf russischem Staatsterritorium bringen‘s nicht. Sehen aber wirklich niedlich aus. Schade, daß es kein Foto von Batomunkuyev in diesem Trainingscamp gibt.

Was am meisten erschreckt: auch die angeblich kritischen Krautreporter fallen auf die Propaganda-Maschine Bellingcat herein:

Friedemann Karig

Der Plan von der Abschaffung der Wahrheit

06.03.2015

Rund um den Ukraine-Konflikt tobt die vielleicht größte Propaganda-Schlacht aller Zeiten. Das Recherche-Netzwerk Bellingcat sucht die Wahrheit, per Open Source und Social Media. Seinen Gegenspielern geht es jedoch um viel mehr als eine Lüge.

[…]

https://krautreporter.de/473–der-plan-von-der-abschaffung-der-wahrheit

Mehr möchte ich von diesem unterirdischen Artikel, der das gesamte Krautreporter-Konzept desavouiert, wirklich nicht zitieren.

Das Selberdenken bleibt erste Wahl.

Wer sich dabei helfen lassen will, lese diese fundamentale Kritik an Eliot Higgins:

We Stand on Firm Ground

There Goes the Guardian, Lying About Ukraine…Again!

by ERIC DRAITSER

The western media is busily trying to prop up their failed narrative of “Russian aggression” in Ukraine in a desperate attempt to legitimize their consciously deceitful reporting. To do so, they are now relying not on experts or western intelligence reports, but a discredited blogger and his corporate media chums.

[…]

http://www.counterpunch.org/2015/02/20/the-guardian-lying-about-ukraine-again/

Ich empfehle diese Lektüre.

Nachtrag (24.4.2015):

Angedenk der niedlichen, aber nicht zielführenden Husky-Welpen, die Aric Toler bei Bellingcat boulevardesk postete – niemand würde bestreiten, daß auch östliche Einheiten mit Burjaten in westlicheren Trainigscamps in Rußland ausgebildet werden – sollen sie jedenfalls auch hier zu Ehren kommen:

Huskies

https://www.bellingcat.com/news/uk-and-europe/2015/03/11/vreditel-sobaka/

Ob der Burjate Dorzhi Batomunkuyev allerdings als Freiwilliger bei Debaltseve kämpfte oder aber als Soldat zusammen mit Kameraden und russischen Panzern auf Kommando seiner Vorgesetzten, läßt sich mit solchen Bildern nicht belegen. Derlei untaugliche Versuche machen lediglich deutlich, wo Bellingcat ideologisch anzusiedeln ist.

Nun hat sich Batomunkuyevs Mutter zu Wort gemeldet. Die von Michail Chodorkowskis Sohn Pawel finanzierte Anti-Putin-Seite Interpreter hat dieses Interview am 3.4.2015 so wiedergegeben:

Mother Of Russian Soldier, Severely Burnt In Ukraine, Says Family Receiving No Help From State

14:14 (GMT)

Sesegma Batomunkuevna, the mother of Russian tank gunner, Dorzhi, who was severely burnt in battle near Debaltsevo and gave a revelatory interview to Novaya Gazeta’s Yelena Kostyuchenko last month, has told Novaya Buryatiya’s Sergei Basayev that the family has received „no help whatsoever“ from the army or state.
The Interpreter translates:

When asked by Novaya Buryatiya whether Dorzhi Batomunkuev’s family, as the family of a participant in an armed conflict or, perhaps, as the family of someone wounded during military service, is receiving any kind of help from the Russian Ministry of Defence, the mother’s reaction was thus:

„What help?! Come on! There is no help, nothing of that kind at all!“

Sesegma says that Dorzhi Batomunkuev is still in a „very critical condition“ and the paper reports that he is now in hospital in Mogoytuy, Zabaykalsky Krai.

Notably, Batomunkueva denies her son gave an interview to Kostyuchenko, claiming the entire affair was concocted, which may well reflect pressure either from the army or the wider media climate, in which, Novaya Buratiya reports, the interview has been widely portrayed as a fabrication by enemies of the state.
— Pierre Vaux

http://www.interpretermag.com/category/blog/#7776

Natürlich interpretiert Interpretermag die Aussage der Mutter, ihr Sohn habe Elena Kostyuchenko vom Oppositionsblatt Nowaja Gaseta im Donezker Krankenhaus kein Interview gegeben, auf seine vorhersehbare Weise. Wie es zu interpretieren ist, daß der übersetzte Artikel selbst nicht mehr aufzurufen ist, weiß ich auch nicht.

Wegen der schweren Verletzungen des jungen Mannes mußte man aber bereits daran zweifeln, daß er überhaupt in der Lage gewesen war, ein so langes Interview zu führen:

http://euromaidanpress.com/2015/03/02/the-story-of-a-russian-soldiers-war-in-ukraine-we-all-knew-what-we-had-to-do-and-what-could-happen/

Im Hinblick auf die teilweise falschen, zum Teil in Widerspruch zu der online-Präsenz des Interviewten stehenden Angaben in diesem Interview steht jedenfalls eins fest: der Ansatz, mit Bildern aus dem Internet die Tatsache oder den Wahrheitsgehalt eines Interviews entscheidend verifizieren zu können, ist verfehlt.

Angesichts der Verseuchung des Internets mit Fakes und Propaganda von jeglicher interessierter Seite hat das Bellingcat-Geschäftsmodell keine Zukunft. Es ist vielmehr Teil der Desinformation, soweit es sich kritiklos auf social media stützt. Oder diese einsetzt, um ein Interview zu verifizieren, das sich durch solche social media-Produkte schlicht nicht evaluieren läßt.

Betrachten wir es realistischerweise so: der russische Staat kompensiert Verletzte und Angehörige von Freiwilligen, die Soldaten gewesen waren. Man kann davon ausgehen, daß nicht nur im russischen Internet, sondern auch in der Armee Freiwillige geworben werden.

Wer garantiert keine Unterstützung erhält, ist jemand, der behauptet, er sei als Armeeangehöriger zusammen mit Teilen seiner Einheit im Auftrag von Vorgesetzten in die Ukraine geschickt worden.

Es ist daher unwahrscheinlich, daß dieses Interview mit dem russischen Oppositionsblatt mit diesen Aussagen stattgefunden hat.

Wir befinden uns in einem Informationskrieg, und die russische Opposition arbeitet mit denselben Methoden wie das bekämpfte Regime. Bellingcat macht das schließlich auch…

Vielleicht sollte Eliot Higgins diesen eigenen Werbespruch ernster nehmen:

Bellingcat’s Eliot Higgins: Citizen journalists need to be obsessive but not crazy

By Tim ChesterUK Mar 28, 2015

[…]

http://mashable.com/2015/03/27/eliot-higgins-bellingcat-brown-moses/

Ehrlich gesagt: ich lehne bereits Obsessionen ab.

Man sollte die medialen Geräusche rund um die realen Geschehnisse so kühl wie möglich betrachten. Auch wenn es schwerfällt.

Update (11.5.2015):

Reuters hat sich wieder einmal aufgemacht, Beweise für die angeblich im Donbass tätigen aktiven russischen Soldaten unter russischem Kommando beizubringen. Entstanden ist ein wortreicher Artikel, dem es aber wiederum an harten Fakten mangelt. Gerüchte, Hörensagen, das Anwerben von Freiwilligen durch Armeeangehörige, unüberprüfbare Angaben von Soldatenmütter-Organisationen und Menschenrechtlern, Soldaten, die den Dienst quittieren, weil sie befürchten, zum Einsatz in der Ukraine überredet zu werden, ein Soldat, der befürchtet, mit einem in Rußland stationierten Grad-Raketenwerfer auf ein ukrainisches Ziel gezielt zu haben, es aber nicht weiß…

Ein einziger anonymer Kronzeuge wird ausgegraben, der behauptet, unfreiwillig Dienst im Donbass versehen zu haben. Der ist allerdings enttäuscht über ausgebliebene versprochene Gratifikationen, und so muß man diese Aussage zurückhaltend bewerten.

Das alles hatten wir schon. Auf Breedloves und Bellingcats Spuren verirrt man sich eben leicht.

Auch der Welpenfall von Nowaja Gaseta und Aric Toler wird noch einmal aufgewärmt.

Zu Dorzhi Batomunkuyev heißt es in dem Artikel:

Special Report: Russian soldiers quit over Ukraine

Sun May 10, 2015 4:22am EDT

By Maria Tsvetkova

MOSCOW/DONETSK (Reuters) – Some Russian soldiers are quitting the army because of the conflict in Ukraine, several soldiers and human rights activists have told Reuters. Their accounts call into question the Kremlin’s continued assertions that no Russian soldiers have been sent to Ukraine, and that any Russians fighting alongside rebels there are volunteers.

[…]

In February, a Buryat soldier also appeared in an interview on a TV station in eastern Ukraine. Popular singer Iosif Kobzon, who is a member of Russia’s State Duma, the lower house of parliament, was filmed visiting injured fighters in a hospital in Donetsk, eastern Ukraine’s biggest city. Kobzon says he spoke to a soldier who said he was a member of a tank crew from Buryatiya. The Russian independent newspaper Novaya Gazeta later identified the soldier as Dorji Batomunkoyev from military unit 46108 based in Ulan-Ude, the capital of Buryatiya.

Rebels in Ukraine said the Buryat were not soldiers sent by Russia but volunteers. „We have volunteers from the Russian Federation,“ Vladimir Kononov, the Ukrainian rebel defense minister, told Reuters in early March. „This tankman could have left the army before he came here.“

Reuters could not reach Batomunkoyev. His mother Sesegma, contacted by telephone, confirmed that her son had served in the army and been injured in Ukraine. She visited him in a hospital after he was transferred back to Russia. She declined to say whether he had been ordered to go to Ukraine or had volunteered.

„He did not say he was going,“ she said. „He called me on February 19 and shouted ‚Mum, I got burnt in a tank.‘ And that’s it.“

(Additional reporting by Thomas Grove; Edited by Richard Woods and Sara Ledwith)

http://mobile.reuters.com/article/idUSKBN0NV06Q20150510?irpc=932

Merkwürdig – da wird der Besuch des russischen Sängers in Donezk erwähnt, der nur ein paar Worte mit dem verletzten Mann wechselte (wobei dessen Status keine Rolle spielte) – und das später bestrittene „Enthüllungs“-Interview mit dem russischen Oppositionsblatt Nowaja Gaseta, mit dem seine Eigenschaft als in den Donbass abkommandierter aktiver Soldat propagiert wurde, wird nicht erwähnt? Nowaja Gaseta habe lediglich dessen – eventuell frühere – Einheit identifiziert?

Ideologie kontra Wahrheit.

Und nicht zu vergessen: Aussagen von Menschen sind genau so mehrdeutig wie Bilder.

Ich empfehle diese Lektüre.